Omikron-Patienten: Wie sie sich infizierten, wie es ihnen erging
Die Omikron-Variante hat Österreich fest im Griff. Der Verlauf der Erkrankung sei milder, heißt es. Doch auch junge Patienten berichten von teils schmerzhaften Symptomen, die sie so nicht erwartet hätten - und die sich von jenen der vorangegangenen Varianten unterscheiden. Manche kämpfen noch Wochen nach der Infektion mit den Folgen.
Der KURIER hat zusammengetragen, wie es vier jungen Menschen mit der Omikron-Infektion erging und vor allem, was sie alle gemeinsam haben.
Amelia: "Ich habe noch nichts Vergleichbares erlebt"
“Wie ich mich infiziert habe, ist eigentlich eine ironische Geschichte”, sagt Amelia S., 24 Jahre, aus Wien. “Es war ein klassischer Silvesterabend. Ich wäre auf eine größere Party eingeladen gewesen, habe aber vernünftigerweise abgesagt, weil ich mich nicht anstecken wollte.” Amelia feierte stattdessen mit ihrem Freund und einer Freundin, deren Vater Hochrisikopatient ist, in ihrer Wohnung.
Zu Mitternacht ging es auf den Stephansplatz und danach in die Wohnung von Freunden. Sie waren mittlerweile zu sechst. “Ich bin davon ausgegangen, dass alle geimpft waren, dass man die Frage gar nicht stellen muss”, sagt Amelia. “Es waren auch alle geimpft, aber eben nicht getestet.”
Am Abend des 1. Jänner erhielt ihre Freundin ein positives Testergebnis. Amelia und ihr Freund begaben sich vorsorglich in freiwillige Quarantäne. Vier Tage lang ging es beiden gut. Am fünften Tag begannen die Symptome. “Der erste Tag war der schlimmste”, sagt Amelia. “Am Vormittag war noch alles in Ordnung. Am Nachmittag kamen die Kopfschmerzen, extreme Gliederschmerzen, Temperaturschwankungen, heiß-kalt innerhalb von Minuten.” Dann kam die Übelkeit, sie musste sich mehrmals übergeben. “Dieses Symptom hat mich am meisten überrascht.”
Am nächsten Tag trafen positive Testergebnisse für Amelia und ihren Freund ein. Beide hatten die Omikron-Variante. Drei Tage dauerte die schlimmste Phase der Symptome. “Es fühlt sich an als würde jemand auf deiner Lunge sitzen. Es ist ein ganz schräges Gefühl, ich habe noch nichts Vergleichbares erlebt.” Ihre Freundin habe den Zustand sehr passend beschrieben: “Man fühlt sich wie ein toter Fisch.”
Am sechsten Tag nach Beginn der Symptome konnte sich Amelia freitesten. Ihr Freund war noch weitere vier Tage positiv. Aber vollständig genesen fühlt sie sich nicht. “Es ist immer noch ein Mattigkeits- und das Müdigkeitsgefühl da. Das geht jetzt schon seit zwei Wochen so. Das beeinträchtigt dich schon, du hast weniger Energie im Alltag”, sagt sie. Eine mögliche Covid-Erkrankung habe ihr vorher keine Sorgen bereitet, “die Möglichkeit von Long Covid aber schon, weil man das auch mit geringen Symptomen bekommen kann.”
Tanja: "Alle waren getestet"
"Ganz gesund bin ich immer noch nicht", erzählt Tanja M., 25, Studentin aus Wien. Sie hat sich am Silvesterabend angesteckt. Bei wem, weiß sie ganz genau. "Wir hatten eine kleine Familienfeier mit sechs Personen. Darunter auch ein Kind, welches bereits Omikron hatte". Getestet waren alle, geholfen hat es am Ende nicht viel. Zwei Tage nach der Feier dann die ersten Symptome. "Am 2. Jänner habe ich mit starkem Husten begonnen. Das hat sich zwei Tage lang sehr hartnäckig gehalten", sagt Tanja.
Gerade in den ersten beiden Tagen der Infektion, das erste positiver PCR-Ergebnis gab es am 2.1., hatte Tanja die meisten Symptome: "Ich war müde, niedergeschlagen und fühlte mich, als ob ich eine extreme Verkühlung hätte. Wenn ich nicht den positiven PCR-Test gehabt hätte, hätte ich nicht gedacht, dass es Corona ist." Nach 48 Stunden war das Gröbste dann auch schon wieder vorbei. Was blieb? "Ich hatte danach noch Schnupfen, leichte Kopfschmerzen und einen verschleimten Hals. Den habe ich jetzt, zwei Wochen nach dem Freitesten, immer noch", so Tanja.
Interessant dabei ist, dass ihr CT-Wert, also jener Wert der angibt, wie infektiös man ist, stark geschwankt hat. "Zu Beginn hatte ich einen CT-Wert von 31. In den meisten Bundesländern bin ich damit nicht einmal mehr positiv. Am Tag darauf war ich sogar negativ ehe ich nochmals einen Tag später wieder positiv war mit einem Wert von 30." Am 7. Jänner, also am Tag der ersten Freitestung, war Tanja erneut positiv mit einem CT-Wert von 28. Es folgten ein negativer und ein positiver Test, ehe sie sich beim zweiten Freitest-Versuch endlich aus der Quarantäne befreien konnte. "Da blieb der Test dann auch negativ. Ich muss aber dazu sagen, dass ich jeden Tag bei "Alles gurgelt" testen gehe und darum einen guten Überblick habe."
Tanja ist übrigens drei Mal geimpft.
Florian: "Dann war er da, der zweite Strich"
Drei Mal geimpft ist auch Florian G., 28, aus Oberösterreich. Er und seine Lebensgefährtin haben sich am 20. Dezember im Austria Center in Wien den Booster geholt. "Damit wir sicher durch den wohlverdienten Urlaub kommen", scherzt der Oberösterreicher. "Wir fühlten uns sehr sicher". Mitten im Urlaub, am 5. Jänner, ging es Florian plötzlich nicht mehr so gut: "Ich habe mich schwach gefühlt und hatte mit kratzendem Hals und leichten Kopfschmerzen zu kämpfen." Gerade das zweite Symptom zieht sich durch alle Erfahrungsberichte.
Er und seine Freundin machten einen Antigen-Schnelltest. "Wir haben angespannt gewartet und dann war er da, der zweite Strich am Antigentest" - positiv. Der PCR-Test am selben Tag bestätigte die Infektion. Etwas später war auch klar, dass es sich um Omikron handelte. "In weiterer Folge hatten wir beide Grippe-ähnliche Symptome wie Kopfschmerzen, Niedergeschlagenheit, eine laufende Nase." Nach gut fünf Tagen wurde es langsam besser, die beiden "fühlten sich aber immer noch schwach". Freitesten konnten sich die beiden am 12. Jänner und die Quarantäne war vorbei. Ein interessantes Symptom, welches er und seine Freundin feststellten: "Uns haben beide die Augen gejuckt".
Anna: "Habe mich wie tot gefühlt"
Getroffen hat es auch Anna W., 24 Jahre alt aus Wien. Die Angestellte hatte kurz vor Weihnachten ihren ersten aktiven Corona-Kontakt. Aktiv deshalb, weil Anna in ihrer Arbeit als Testerin ihre Kollegen regelmäßig testet. Woher sie ihre Infektion hat, kann sich die 24-Jährige nicht so ganz erklären: "Wir waren mit Freunden drei Tage in Rom. Dort lief alles relativ normal ab. Wir haben italienische Freunde getroffen, waren die meiste Zeit draußen unterwegs und hatten auch keinen Kontakt zu großen Menschenmassen." Hauptsächlich habe man sich in Museen, Cafés und Restaurants aufgehalten, erzählt sie.
Am Sonntag ging es nach Hause und am Montag in die Arbeit. "Dort habe ich einen Schnelltest gemacht, so wie jeden Tag in der Arbeit." Ergebnis: positiv. "Ich bin die, die normalerweise selbst die Tests abnimmt und habe dann gleich noch einen zweiten Antigen-Test gemacht. Auch der war positiv. Dann bin ich sofort wieder nach Hause." Bis zu diesem Zeitpunkt hatte Anna nichts gespürt. In der Nacht bekam sie jedoch bereits einen trockenen Hals. "Da habe ich noch nicht daran gedacht, dass das vielleicht mit Corona zusammenhängen könnte".
Bis Mittwoch dauerte es, dass auch ein PCR-Test anschlug. Den Grund dafür sieht Anna aber nicht in ihrer niedrigen Infektiösität, sondern an einem Fehler beim Testen: "Da ich selbst weiß, wie man testet und das seit Pandemiebeginn schon hunderte Male gemacht habe, wusste ich, dass die Testabnahme in der Teststraße nicht ganz korrekt abgelaufen ist. Der Tester ist mir mit dem Stäbchen gerade einmal in den Nasenraum gefahren, nicht aber bis ganz nach hinten durch. So wie es sich eigentlich gehört."
Die ersten echten Symptome hatte W. bereits am Montagabend. Schüttelfrost, Fieber, Halsschmerzen. "Ich habe mich einfach wie tot gefühlt. Beängstigend war vor allem, dass ich in der Nacht einen richtigen Druck auf der Lunge gespürt habe. So als ob ich ein Gewicht auf der Brust liegen hätte", so W. Auch die 24-Jährige ist seit Mitte November drei Mal geimpft.
Dass sie die neue Omikron-Variante habe, hat W. erst nach gut einer Woche erfahren. In der Zwischenzeit testete Sie sich regelmäßig. Der erste Test nach dem ersten positiven PCR-Test war negativ. Es folgten zwei positive Tests mit sehr hohem CT-Wert, ein positiver Test mit niedrigem CT-Wert und nach zehn Tagen wieder ein negativer Test. Ende der Quarantäne.
Die schlimmste Zeit waren die ersten 24 Stunden nach dem positiven Testergebnis, so W.. Danach blieben Kopf- und Halsschmerzen für mehrere Tage. Und jetzt? "Nach zwei Wochen habe ich dann plötzlich meine Lunge gespürt. Wenn ich tief eingeatmet habe, musste ich gleich husten. Das hat so drei bis vier Tage gedauert und war dann aber auch wieder weg. Auch beim Sport merke ich nichts mehr davon." Spannend sei, so die 24-Jährige, dass weder ihre Freunde, mit denen sie in Rom war, noch ihr Lebensgefährte ebenfalls positiv getestet wurden. "Und wir waren doch mehrere Tage auf engstem Raum gemeinsam."
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