Österreicher sollen mit Krypto-Betrug Millionenschaden verursacht haben

Österreicher sollen mit Krypto-Betrug Millionenschaden verursacht haben
Bundeskriminalamt und Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft konnten nach jahrelangen Ermittlungen sechs Verdächtige festnehmen.

Ein Investment, das sich innerhalb weniger Monate verhundertfacht? Ein Versprechen, das zu gut klingt, um wahr zu sein. Fakt ist allerdings, dass einige wenige Kryptowährungen in der Vergangenheit derartige Zuwächse tatsächlich verzeichnen konnten. 2017 erlebte der Kryptomarkt gerade einen solch kometenhaften Aufschwung. Damit einher ging ein digitaler Goldrausch, der viele Menschen blind für das damit verbundene Risiko machte.

"Es ist immer auch Gier, die in solchen Situationen eine Rolle spielt", sagt Klaus Mits, Abteilungsleiter des Bereichs Cyberkriminalität im Bundeskriminalamt. Gier, die sich nicht auf die Anleger beschränkt, sondern ebenso Kriminelle anlockt - und diese kreativ werden lässt: Sechs Millionen Euro sollen mutmaßliche Betrüger aus Österreich erbeutet haben, indem sie Ende 2017 eine Kryptowährung gründeten mit dem alleinigen Ziel, Investoren um ihr Erspartes zu bringen.

Nach jahrelangen intensiven Ermittlungen ist es Cybercrime-Experten aus dem Bundeskriminalamt (BK) gemeinsam mit der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) nun gelungen, sechs Verdächtige festzunehmen, teilte Mits am Dienstag mit.

Alarmierende Versprechen

"Die Tatverdächtigen gingen höchstprofessionell vor. Sie erstellten einen Token namens 'LoopX' (Kryptowährung, Anm.), kreierten eine Plattform, um den Token zu verkaufen und eröffneten Social-Media-Kanäle, um das Projekt zu bewerben", fasst Martin Grasel, Referatsleiter der IT-Ermittlungen im BK, die professionelle Vorarbeit der international agierenden Gruppe zusammen. Damit nicht genug, sollen Influencer bezahlt worden sein, um die Investmentmöglichkeit zu bewerben und sogar eine Art Strategiepapier wurde veröffentlicht, in dem erklärt wurde, warum ausgerechnet "LoopX" zehn Prozent Rendite pro Woche erwirtschaften würde. "Ein derartiges Versprechen sollte Anleger eigentlich schon hellhörig machen", warnt Grasel.

In der Praxis hätten aber viele große Augen bekommen. Nachdem mehrere Investoren - teils mehrmals - bis zu 5.000 Euro investiert hatten, kam es dann zur eigentlichen Betrugsmaschen: Ein sogenannter "Exit Scam". Vereinfacht gesagt, löschten die Beschuldigten hinter der Kryptowährung ihre Webseite samt aller Social-Media-Kanäle und verschwanden mit den Einlagen der Opfer, zu diesem Zeitpunkt rund sechs Millionen Euro.  

Sportwagen sichergestellt

Eine erste Anzeige ging in der Schweiz ein. Die Spuren führten nach Österreich, wo schließlich das BK und die WKStA übernahmen. Eine eigenes eingerichtete Ermittlungsgruppe ging von 2022 bis März 2024 hunderten Transaktionen in Österreich und im Ausland nach. Im Herbst 2023 waren schließlich ausreichend Spuren gesichert, um in internationaler Zusammenarbeit in Linz, Graz, Tschechien und Zypern Hausdurchsuchungen durchzuführen.

Ein derartiges Versprechen sollte Anleger eigentlich schon hellhörig machen.

von Martin Grasel

IT-Ermittler, Bundeskriminalamt

Das Ergebnis: Ein 29-jähriger und ein 38-jähriger Österreicher sowie ein 34-jähriger Tscheche konnten festgenommen werden. Anfang 2024 folgten weitere Zugriffe in Österreich, wobei erneut drei Verdächtige festgenommen wurden. 

Die Männer werden allesamt als krypto- und technikaffin beschrieben, sollen davor strafrechtlich aber unauffällig gewesen sein. Sie dürften zuletzt jedenfalls auf großem Fuß gelebt haben. Die Ermittler stellten neben 750.000 Euro auch zwei Sportwagen und eine Immobilie im Wert von 1,4 Millionen Euro sicher.  

"In Sachen Cybercrime haben wir es zunehmend mit einer neuen Liga und Qualität der Kriminalität zu tun", kommentiert Oberstaatsanwalt Martin Ortner von der WKStA den Fall. Gleiches gelte aber auch für die Kriminalitätsbekämpfung im digitalen Raum - "Operation LoopX" zeige das eindrücklich. 

Ortner betont zudem, dass es sich bei der Masche um keinen Einzelfall handle und ähnliche Fälle mit Millionenschäden bekannt sein. Betroffene sollten sich deshalb unbedingt melden. "Bei dem hochprofessionellen Vorgehen der Täter ist das keine Schande." Nur so könnten Geschädigte andere davor schützen, dass ihnen dasselbe passiert. "Im Fall von 'LoopX' haben wir die Schlacht gewonnen. Der Krieg mit den Cyberkriminellen ist aber noch lange nicht vorbei", findet Ortner klare Worte. 

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