Der Innenminister hat angekündigt in den Bundesländern eine mobile Eingreiftruppe zu installieren. Ist das ein gutes Konzept?
Das werden Einheiten der Landespolizeidirektionen, die das Einsatzsegment zwischen der normalen Polizeistreife und der Cobra abdecken. Sie bekommen eine bessere Ausbildung und Sonderausrüstung und sollen insbesondere mittlere Gefährdungslagen abdecken. Ähnlich dem Modell der WEGA in Wien. Wir begrüßen das und sind auch an der Ausbildung dieser Kräfte beteiligt.
In Wien hat genau so eine WEGA-Streife am 2. November den Terroristen ausgeschaltet. Ist der Einsatz als Erfolg zu werten?
Der Täter wurde bereits nach neun Minuten ausgeschaltet, das kann man sehr wohl als Erfolg werten. Wir haben viele Rückmeldungen internationaler Spezialeinheiten erhalten, die Österreich dazu beglückwünscht haben. Man muss bedenken, dass bei solchen Amoklagen der Täter immer einen Schritt voraus ist und die Richtung vorgibt. Bis zum Lokalisieren, ihn nicht entkommen zu lassen und schließlich zu neutralisieren, dafür sind neun Minuten eine sensationelle Zeit.
Was sind die Lehren aus dem Anschlag?
Eine ist, dass mobile Streifen ständig unterwegs sind. Diese geplanten Interventionsteams sind ein Ausfluss aus den Erkenntnissen. Es geht darum, auch in anderen Landeshauptstädten oder Ballungszentren mit gut ausgebildeten Kräften rasch reagieren zu können. Der Terror beschränkt sich nicht nur auf Wien. Das Wichtigste ist die Zeit. Das Handeln des Täters so schnell wie möglich zu unterbinden, geht nur durch Kräfte, die vor Ort unterwegs sind.
Wofür gibt es dann die Cobra?
Wir sind eine „Stand-by“-Einheit, das heißt nicht permanent mobil unterwegs. Trotz rascher Reaktionszeiten werden wir eine gewisse Zeit für das Eintreffen am Einsatzort brauchen. Wenn der Täter lokalisiert oder weiter flüchtig und noch nicht ausgeschaltet ist, dann übernimmt das Einsatzkommando Cobra die Sache.
Nach dem Anschlag gab es viele Festnahmen. Ist die Terrorgefahr damit für Österreich gebannt?
Nein. Das BVT geht immer noch von einer abstrakten konkreten Gefährdung aus. Die vielen Hausdurchsuchungen und Festnahmen nach dem Anschlag zeigen schon, dass es sehr wohl genug terroristisches Potenzial gibt, um jederzeit wieder so einen Anschlag zu verüben. Deshalb sind wir auch seit November mit Teams ständig in den Landeshauptstädten im Außendienst präsent.
Mit welchen terroristischen Gefahren muss man in Zukunft rechnen?
Der Terrorismus ändert regelmäßig seine Vorgangsweise. Früher war es üblich, das Tätergruppen gemeinsam aufgetreten sind. Aktuell findet man Einzeltäter, die aus keiner Organisation kommen, sondern versuchen, durch einen Anschlag ihre terroristische Ideologie zu verwirklichen.
Mit Schusswaffen und Messern. Muss man sich in Zukunft auch vor anderen Szenarien fürchten?
Schusswaffen oder Messer sind oft im Spiel, auch Fahrzeuge werden als Tatmittel verwendet. Was uns aber große Sorge bereitet ist, wenn Anschläge mit biologisch-chemischen Kampfstoffen verübt werden sollten. International fokussieren sich die Antiterroreinheiten darauf, wie man diesen Szenarien entgegentreten kann. Auch die Cobra hat sich diesbezüglich bereits mit entsprechender CBRN-Ausrüstung (chemisch (C), biologisch (B) radiologisch (R) und nuklear (N)) ausgestattet. International angepasst wurde die Ausbildung für solche Ernstfälle adaptiert. In Europa ist man vorbereitet, wenn so etwas geschieht.
Kommentare