Neue Stromleitung übers Leithagebirge
Wenn im Burgenland Stromleitungen errichtet oder ertüchtigt werden, steckt nicht immer die Burgenland Energie dahinter: Die Netz Niederösterreich GmbH, Teil der EVN, plant die Erneuerung der bestehenden 110-kV-Leitung zwischen den Umspannwerken Wiener Neustadt und Wasenbruck in NÖ. Der größte Teil der Trasse liegt freilich im Bezirk Eisenstadt Umgebung und in der Freistadt Eisenstadt. Im Leithagebirge nördlich der Landeshauptstadt weisen Tafeln bereits auf notwendige Baumschlägerungen hin.
Aus dem Amt der burgenländischen Landesregierung hieß es am Freitag auf KURIER-Anfrage, dass noch ein Verfahren betreffend Natur- und Landschaftsschutz laufe. Die Netz NÖ muss auch auf Bundesebene noch rechtliche Hürden nehmen, Anfang Jänner steht eine nächste Verhandlungsrunde an.
Grund für den geplanten Neubau, der das ganze Jahr 2024 dauern soll: Die Betonmasten der seit 1962 bestehenden 110-kV-Leitung erreichten „in absehbarer Zeit das Ende ihrer technischen Lebensdauer“. Eine Erneuerung sei deshalb „zwingend erforderlich“, so die Netz NÖ. Nicht zuletzt zur Unterstützung der Energiewende, für die es viele neue Stromerzeugungsanlagen aus erneuerbarer Energie brauche. Österreich plane eine Verzehnfachung der Energie aus Photovoltaikanlagen und eine Verdoppelung der Windenergie bis 2030. Der solcherart produzierte Strom muss aber auch abtransportiert werden. Durch die neue Leitung werde die Übertragungskapazität auf 200 Megawatt erhöht.
Laut Netz NÖ werde mehr demontiert als neu errichtet: Vorgesehen ist der Neubau einer rund 17,4 Kilometer langen 110-kV-Einfachleitung zwischen Steinbrunn und Au am Leithagebirge (NÖ) mit insgesamt 64 neuen Masten aus Stahl. Gleichzeitig würden aber 18 Kilometer samt 82 Betonmasten der bestehenden Leitung abgebaut.
Eine kontinuierliche Verstärkung des Stromnetzes sei unbedingt nötig, um Wind- und Sonnenenergie noch intensiver nutzen zu können, betont man bei Netz Burgenland. Die Verstärkung bestehender Umspannwerke und der Bau neuer Hochspannungsleitungen stehen daher auf dem Bauprogramm des Tochterunternehmens der Burgenland Energie. Darunter ist auch eine neue 110-kV-Leitung vom Umspannwerk Oberpullendorf nach Rotenturm. Die Trasse soll parallel zur bestehenden 380-kV-Leitung verlaufen, 2025 fertig sein und 44 Millionen Euro kosten.
Doppelnutzung
Bis 2030 fließen insgesamt mehr als 630 Millionen Euro in Instandhaltung und Modernisierung der burgenländischen Strom-Infrastruktur. Mit einer „intelligenten Doppelnutzung“, wie sie durch Hybrid-Parks (Wind- und PV-Anlagen) erfolge, könne man aus Sicht der Netzbetreiber die hochgesteckten Klimaziele durchaus erreichen, sagen Wolfgang Trimmel, Technik-Geschäftsführer von Netz Burgenland, und sein Vorstandskollege Florian Pilz.
Distanz zu Siedlungen
Der neue Trassenverlauf soll über weite Strecken der alte sein. Ausnahmen werden gemacht, um den Abstand zu Siedlungen zu vergrößern. Etwa bei Müllendorf, wo die neue Trasse nach Norden rückt, „um das Siedlungsgebiet samt Erweiterungsflächen zu umgehen“, heißt es von den Projektwerbern.
Im Leithagebirge zwischen Eisenstadt und Hornstein soll die Trasse einer bestehenden Bearbeitungs- und Brandschutzschneise folgen, bis die neue Stromleitung dann im Gemeindegebiet von Stotzing vom Siedlungsgebiet weg Richtung Osten verlegt werde. Aufgrund der Demontage bestehender Leitungen würden „bislang gerodete Flächen im Ausmaß von rund 14,2 Hektar wieder zu Wald“, betont die EVN-Tochter.
Vom Neubau profitieren soll aber nicht nur Niederösterreich, sondern auch das Burgenland. Um die Versorgungssicherheit des Raumes Eisenstadt zu erhöhen, werde nach Abschluss der Arbeiten die Möglichkeit geschaffen, von der neuen Leitung „eine Reserveanspeisung zum Umspannwerk Steinbrunn der Netz Burgenland zu errichten“, heißt es von der Netz NÖ. Immerhin ist die EVN ja auch Minderheitsaktionär der Burgenland Energie.
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