In Form kurzer Geschichten oder Dialoge nimmt Skotton seine Leserinnen und Leser mit auf eine Fahrt durchs nächtliche Wien. Gemeinsam mit Betrunkenen und Partylöwen, Klosterschwestern und Leguanen können sie auf der Rückbank in seinem Taxi Platz nehmen.
Wie es zum Buch kam
Wie es zu dem Buch kam? Vor ein paar Jahren habe er neben seinem Beruf angefangen zu schreiben, erzählt Skotton. Schließlich begann er, über skurrile Erlebnisse mit seinen Fahrgästen auf Facebook zu berichten. Es kam zum Kontakt mit dem Verlag – und aus den Anekdoten wurde ein Buch.
"Großteils ist es genau so passiert, wie es im Buch steht", erzählt er. Wobei der "echte" Sascha Skotton nicht ganz so streng ist wie sein Alter Ego: Im Kapitel "Zwischenstopp" steigen etwa zwei deutsche Damen mit Hund in sein Taxi. Nachdem sie sich als Uber-Kundinnen outen, wirft er die Damen im Buch kurzerhand hinaus und bringt nur den Hund zum Hotel. Natürlich habe er die Frauen in Wirklichkeit nicht auf der Reichsbrücke aussteigen lassen, sagt er und lacht.
Cool bleiben
Freilich, auch Alkoholisierte oder Fahrgäste unter Drogeneinfluss sind Alltag (oder eher -nacht) für Taxler in der Stadt. "Mit Alkoholisierten kann es manchmal sogar sehr unterhaltsam sein. Dass getrunken wird, ist ja ein Hauptfaktor in unserem Geschäft", erzählt Skotton.
Deutlich schwieriger sei es mit herablassenden Fahrgästen der Sorte "Wer zahlt, schafft an“: "Die können einem das Leben schon schwer machen", sagt er. Sein Rezept: "Cool bleiben und mit einem Schmäh der Situation die Schärfe nehmen. Das ist die Kunst."
➤ Hintergrund: Die Taxis und ihre Schilder
Ebenso empfehlenswert: ein Plastiksackerl. Bei einer seiner ersten Fahrten habe sich eine ältere Fahrgästin nach einem Volksfest raumfüllend in seinem Taxi übergeben. Seitdem reicht er Angetrunkenen im Notfall ein Sackerl, das er jederzeit griffbereit unter dem Fahrersitz deponiert hat.
Wie übrigens auch seine Kamera, die er bei jeder Fahrt dabei hat. "Ich mag einsame Szenerien, das Düstere, die Ränder der Stadt. Dort finden sich die besten Motive", beschreibt Skotton.
Und was er für Notfälle übrigens auch noch im Taxi griffbereit hat, ist ein Stadtplan aus Papier: "Wenn das Internet ausfällt und keine Apps und kein Navi mehr funktionieren, bring’ ich trotzdem noch alle ans Ziel."
Ob Klosterschwester oder Alkoholiker, junge Frau mit Liebeskummer oder Burschen mit rauerem Umgangston: Er behandle alle gleich und bringe alle gut ans Ziel.
Im Buch, fügt Skotton hinzu, erzähle er aber nur die positiven, lustigen Geschichten. Freilich habe die Nachtarbeit auch ihre düsteren Seiten. "Viele Kollegen, die schon lange unterwegs sind, sind mit einer Waffe bedroht oder ausgeraubt worden", erzählt Skotton.
Er selbst habe nie eine Waffe dabei gehabt, auch keinen Pfefferspray (wie erwähnt nur Kamera, Stadtplan und Plastiksack). Denn: "Meine Waffe ist der Humor. Wenn mich einer blöd anredet, red’ ich einfach deppert zurück." Und er fügt hinzu: "Vielleicht ist mir ja noch nie was passiert, weil es in Wien heißt: Den Wurschtl kann kana daschlogn."
Und er möchte sich auch weiterhin auf die guten Seiten seines Berufs konzentrieren. "Ich freue mich, wenn ich Leute zum Lachen bringe", sagt er.
Egal, ob während einer Taxifahrt – oder eben jetzt mit seinem ersten Buch.
Info: "Nachtschicht – Erlebnisse eines Wiener Taxifahrers", Milena Verlag, 184 Seiten, 24 Euro
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