„Ich war eher zuständig für die Turniere im tiefsten Bosnien oder Slowenien. Also an den Orten, wo vielleicht das Umfeld nicht ganz so schön war“, erinnert sich der 77-Jährige. An seiner Seite sitzt seine Frau Helga. Wenn es zu den Turnieren an malerische Orte in Italien oder der Schweiz ging, habe liebend gerne Dominics Mutter Karin Chauffeurdienst und Betreuung übernommen, sagt der Großvater und schmunzelt.
Dominic und der Großvater lachen heute noch über manche „Spelunken“, in denen sie abgestiegen sind. Ewig in Erinnerung wird ihnen das Hotel „Atom“ in der Slowakei bleiben, eine Ostblock-Bettenburg mit 1970er-Jahre Charme.
Aus der Tasche gelebt
Vergeblich hat der Großvater auf all den Reisen über Jahre hinweg versucht, den jungen Sportler abseits des Tennis „ein wenig zu erziehen“. Zumindest was die Ordnung im Hotelzimmer anbelangt. Gelungen ist es nicht, sagt Helga Müllner. „Er hat mir erklärt, dass ein Tennisspieler aus der Tennistasche lebt. Der räumt seine Sachen nicht aus. Und so lebt er es auch“, erzählt der Großvater.
Wo immer es möglich war, haben auch die Eltern von Vater Wolfgang Thiem versucht, den Weg ihres Enkelkindes zum Profisportler zu unterstützen. „Leider ist Wolfgangs Vater aber früh gestorben. Er wäre so stolz auf ihn“, sagt Josef Müllner.
Irgendwann war man an dem Punkt angelangt, als man sich entscheiden musste. „In der 6. Klasse hat Günter Bresnik gesagt, entweder Schule oder Tennis. Für mich von der alten Generation war das schwer zu akzeptieren, dass er die Schule hinschmeißt für den Sport.“ Heute sieht es Müllner anders. Denn der Erfolg hat dem Enkel recht gegeben. Dass er mit knapp 20 Jahren die 1-Millionen-Dollar-Grenze an Preisgeld knackte, hatte so niemand erwartet. „Das Geld war für ihn nie wichtig. Sein Anspruch war und ist immer zu gewinnen“, so Dominics Großvater. Heute hält der Enkel bei fast 25 Millionen Dollar Karriere-Preisgeld. Finanziell gab es aber auch ganz andere Zeiten.
Wohnung verkauft
Ohne jegliche finanzielle Unterstützung musste die gesamte Familie zusammenhelfen, um Dominics Werdegang zu finanzieren. Die Großeltern verkauften dafür eine Eigentumswohnung. „Es war damals eine willkommene Geldspritze“, sagt Helga Müllner. Denn auch Dominics jüngerer Bruder Moritz wurde in Sachen Tennis gefördert. „Ich habe die Meinung vertreten, dass er damals als Kind besser gespielt hat als Domi. Moritz hat nur leider nicht die körperliche Größe, die man für die Weltspitze braucht“, sagt sein Großvater.
Was sie Moritz und Dominic ganz hoch anrechnen ist, dass sie sich immer noch regelmäßig in Lichtenwörth anschauen lassen. Dominic baut sogar in derselben Straße ein Haus samt Schwimmteich.
Der frisch gebackene Grand-Slam-Sieger versteht es, sich für die Unterstützung und Förderung seiner Karriere bei der Familie zu bedanken. „Er hat sich bei uns schon mehr als revanchiert“, sagen die Großeltern.
Oma Helga liebt es, wenn sie an der Seite ihres Enkels in Monaco oder bei den Finals in London mitfiebern darf, tolle Städte bereist und Dominic mit einem schönen Hotelzimmer auf seine Art und Weise „Danke“ sagt. Josef Müllner trägt eine Uhr von Domis Sponsor am Handgelenk, für ihn auch ein ganz besonderes Präsent. Und was kommt als Nächstes? „Die Nummer eins“, prophezeit er.
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