Nach Intensivbetten: Plätze für Covid-Reha werden knapp
Kurzatmigkeit, Herzrasen, Konzentrationsschwierigkeiten oder Schlafprobleme – die Folgen einer Covid-19-Erkrankung sind so vielfältig, wie sie unangenehm sind. Maarte Preller kennt diese Zustände bestens. Sie hat sich im März vergangenen Jahres während der ersten Welle angesteckt. Nach überstandener Krankheit war aber nicht an einen normalen Alltag zu denken. Die 32-jährige, sportliche Frau konnte plötzlich ihr Leben nicht mehr alleine meistern. "Zum Anziehen und Duschen brauchte ich die Hilfe meines Freundes." Selbst der Weg zum Kühlschrank war an manchen Tagen eine Herausforderung.
Die Masseurin gründete eine Selbsthilfegruppe für Betroffene von Long Covid. Innerhalb von zwei Monaten waren mehr als 500 Mitglieder dabei. Schnell zeigte sich ein großes Problem: Viele Menschen müssen lange auf eine Reha warten.
Monatelange Wartezeit
Roland Winkler, ärztlicher Leiter des Reha-Zentrums im niederösterreichischen Hochegg, kann das bestätigen: "Wir haben in unserem Haus 195 Plätze, 110 sind derzeit durch Covid-Patienten belegt." Manche Patienten müssten deshalb bis Juni auf ihren Termin warten.
Österreichweite Zahlen zur Auslastung der Reha-Zentren im Zusammenhang mit Covid gibt es nicht, denn die Patienten werden von ihren Hausärzten nicht wegen Corona, sondern wegen der Folgebeschwerden auf Rehabilitation geschickt. Ein KURIER-Rundruf bei den Sozialversicherungsträgern ergab allerdings, dass durchwegs an der Auslastungsgrenze gearbeitet wird.
Bei der Österreichischen Gesundheitskasse hat man bereits reagiert. Im Peterhof in Baden südlich von Wien werden ausschließlich Post-Covid-Patienten behandelt. Man sei darauf eingestellt, die Kapazitäten hochzuschrauben, heißt es dort. Im oberösterreichischen Bad Schallerbach und Bad Goisern werde zudem an einem eigenen Kur-Konzept für ehemalige Corona-Fälle gearbeitet. Auch flächendeckende Anlaufstellen für Post-Covid-Patienten nach britischem Vorbild seien geplant.
Zusätzlich verschärft wird das Problem der hohen Auslastung durch die geltenden Sicherheitskonzepte in den Reha-Häusern. So können etwa in der Therme Wien Med im Vergleich zu Prä-Corona-Zeiten nur 60 Prozent der Patienten behandelt werden. "Wir würden gerne mehr Menschen helfen, denn mit dem nötigen medizinischen Wissen und einer entsprechenden Therapie sind die Folgen einer Corona-Erkrankung gut behandelbar", erklärt die Leiterin der ambulanten Rehabilitation der Therme Wien Med, Irmgard Derka, das Dilemma.
Junge Krankheit
Das medizinische Wissen sei es aber auch, das noch vielen niedergelassenen Ärzten fehle, teilt Preller die Erfahrungen aus ihrer Selbsthilfegruppe: "Momentan bekommen vor allem jene eine Reha, die bei schwerem Verlauf Organschäden erlitten. Andere für Long Covid typische Krankheitsbilder werden hingegen oft als psychosomatischer Natur abgetan. Im Gesundheitsministerium kennt man diese Hürde für Patienten und verweist auf den engen Austausch mit dem Verein Long Covid, um eine gemeinsame Lösung zu erarbeiten.
Derzeit stellen aber ohnehin bereits allein die schweren Verläufe eine große Herausforderung für das Gesundheitssystem dar: "Aktuell liegen nur in Ostösterreich Menschen im zweistelligen Bereich auf der Intensivstation, weil eine Lungentransplantation notwendig war. Diese Patienten werden rasch eine Reha brauchen", gibt Winkler zu bedenken.
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