Nach Impfskepsis des Chefs: Spitäler unter neuer Leitung
Vor knapp einem Jahr machte bereits der skeptische Brief des obersten Vorstandes der steirischen Spitäler an die rund 19.000 Mitarbeiter zwar Schlagzeilen („kaum geprüfte Corona-Impfung"), hatte aber keine Konsequenzen. Die zog Karlheinz Tscheliessnigg dann aber vergangene Woche, bevor noch entsprechende Aufforderungen an ihn herangetragen werden konnten: Der Vorstandschef der steirischen Krankenanstaltengesellschaft (KAGES), von der Ausbildung her Herzchirurg, trat von seinem Posten zurück. Er wolle dem Unternehmen nicht schaden.
Der 74-Jährige, seit 2013 an der Spitze der Spitalsholding, hatte zuvor in einem Interview offen eingestanden, sich noch nicht gegen das Coronavirus impfen haben zu lassen. Und das mitten in der vierten Welle der Pandemie, mitten in der Debatte um eine Impfpflicht für alle.
Gerhard Stark leitet die KAGES ab 1. Dezember
Feuerwehr- und Notarzt
Tscheliessniggs Vertrag lief regulär bis 2023, der Posten wird Mitte kommenden Jahres neu ausgeschrieben. Interimistisch wird die KAGES ab 1. Dezember von Gerhard Stark geleitet: Der Intensivmediziner und Internist war bisher Ärztlicher Direktor der Barmherzigen Brüder Österreich, zuvor unter anderem Leiter der Inneren Medizin am LKH Deutschlandsberg, einem KAGES-Spital. Zudem ist er seit Jahrzehnten als Feuerwehrarzt im Bezirk Voitsberg sowie als Notarzt im Einsatz.
„Ich sehe diese Funktion als Auftrag“, kommentierte der 60-Jährige am Mittwoch. „Wichtig ist es, nun Kontinuität zu bilden. Das ist etwas, das in der aktuellen Zeit notwendig ist.“ Anders als sein Vorgänger steht er völlig zur Notwendigkeit der Corona-Impfung: Sie sei die „Möglichkeit, die Pandemie halbwegs zu bewältigen“, versicherte Stark. Dies sei kein „leerer Satz, sondern tiefe Überzeugung“.
Vorerst übernimmt Stark interimistisch, kündigte aber an, sich nach der Ausschreibung offiziell bewerben zu wollen. Die Unterstützung der Landespolitik scheint ihm sicher. Gesundheitslandesrätin Juliane Bogner-Strauß (ÖVP) lobte Starks Wissen wie „menschliche Erfahrung“ gleichermaßen. „Er verfügt über einen umfangreichen Erfahrungshorizont als ärztlicher Direktor, wissenshafter, Praktiker und nicht zuletzt auch als Berater in der Pandemie.“ Personallandesrat Christopher Drexler (ebenfalls ÖVP) beschrieb Stark als „herausragende Medizinerpersönlichkeit“, die auch im Krankenhaus-Management erfahren sei. „Gerade in der Pandemie gilt es, keine Zeit zu verlieren und rasch zu handeln.“
Hearings im Landtag
Formell wird Starks Wechsel in die KAGES-Vorstandsetage am Donnerstag von der Landesregierung beschlossen, neu ausgeschrieben wird die Funktion Mitte 2022. Trotz aller Qualifikation des Interims-Chefs forderte die Opposition Transparenz beim Auswahlverfahren ein. „Eine interimistische Leitung darf kein Selbstläufer werden“, mahnte Neos-Klubobmann Niko Swatek und regte öffentliche Hearings im Landtag an.
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