Debatte um skeptischen Spitalschef: "Kaum geprüfte Impfung"
Der Brief von Karlheinz Tscheliessnigg, verfasst als Rundschreiben an 19.000 Mitarbeiter vor Weihnachten, schlägt Wellen: Darin kritisiert der Vorstand der steirischen Krankenanstaltengesellschaft (KAGES) die "in light speed produzierte und kaum geprüfte Impfung" gegen Covid-19, aufgrund dessen "das Ende der Pandemie und die Rückkehr zur Normalität als Heilsversprechen apostrohiert" würden. Und vergleicht: Seit 20 Jahren würde an einer Impfung gegen HIV geforscht - "ohne Erfolg".
Zudem schätzt Tscheliessnigg das Tempo der Impfungen als niedrig ein: "Die vielgepriesene Herdenimmunität, die erst jenseits von 50 bis 60 Prozent durch Impfung erreicht ist, steht einerseits aufgrund der Impfwilligkeit und andererseits aufgrund der fraglichen Dauer der Immunität in den Sternen", schreibt der Vorstand. Aus derzeitiger Sicht sei eine wirksame Behandlung mittels Mix aus Medikamenten und Produkten aus Blutplasma wahrscheinlicher: "Das heißt, das gehasste Maskentragen und das Abstandhalten bleiben."
Befeuerung der Impfskepsis?
Sandra Krautwaschl, Klubobfrau der Grünen, sieht solche Aussagen des wichtigen Mediziners als Befeuerung der Impfskepsis, die ohnedies schon hoch sei. In der heutigen steirischen Landtagssitzung stellte sie daher offen die Frage: Gibt es Folgen für den Vorstandschef? "Wie kann es möglich sein, dass ein KAGES-Vorstand ohne Konsequenzen mitten in einer Pandemie die Bemühungen, diese Pandemie in den Griff zu beklommen, konterkarieren kann?", wundert sich die Grüne.
"Kein Glanzstück"
Gesundheitslandesrätin Juliane Bogner-Strauß (ÖVP) gesteht ein, nicht glücklich mit dieser Aussage Tscheliessnigss gewesen zu sein. "Ich war von dem Brief auch nicht sonderlich angetan. Das habe ich auch gesagt. Der Brief ist sicher nicht ein Glanzstück der reflektierten und wissenschaftlichen Auseinandersetzung."
Aber: Sie lese keinerlei Aufforderung zur Impfverweigerung heraus, auch wenn "er die Seite der Kritiker eher beleucht. Aber Kritik ist Teil der wissenschaftlichen Auseinadersetzung. Skepsis ist keine Kankheit."
Keine Konsequenzen
Aber man müsse dies aus der Situation heraus lesen, verteidigt die Politikerin den Arzt. Gerade das Spitalswesen und damit die KAGES sei 2020 enorm gefordert gewesen und bleibe es auch dieses Jahr noch. "Ich hege keine Zweifel, dass die Intention des Briefes redlich war", betont Bogner-Strauß. In der Frage von Konsequenzen sei für sie "der einzige Indikator das Bemühen um das Wohl der Patieten und der Mitarbeiter". Und hier stehe die KAGES außer Zweifel.
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