Mordkomplott-Prozess: Elf Jahre Haft
Ein mutmaßliches Mordkomplott gegen den verhassten Schwiegersohn in spe dürften einer einst wohlhabenden 79-Jährigen aus dem Bezirk Mödling einen Lebensabend hinter Gitter bescheren. Die Pensionistin und ihr 52-jähriger Komplize wurden am Freitag am Landesgericht Wiener Neustadt zu je elf Jahren Haft schuldig gesprochen. Das Urteil ist nicht rechtskräftig. Die Anwälte der Angeklagten haben Nichtigkeitsbeschwerde angemeldet und Berufung eingelegt. Gegen das Urteil beruft auch der Staatsanwalt, dem das Urteil zu milde ist.
Wie man im Prozess erfuhr, stand die Pensionistin mit ihrer Familie auf Kriegsfuß. Nach dem Tod des Ehemannes, den sie jahrelang gepflegt hatte, soll der Streit um das Erbe eskaliert sein. Die Tochter hatte ein Haus samt Liegenschaft um eine Million Euro bekommen, der Sohn eine Eigentumswohnung.
Als die Kinder jedoch bemerkten, dass die Mutter Internetbetrügern auf den Leim gegangen ist und vermeintlich fast 500.000 Euro verlor, klagte die Tochter ihr Pflichterbe ein. „Sie wollten mich entmündigen lassen“, entwickelte die 79-Jährige Groll gegen den Lebensgefährten der Tochter. Deshalb sollte er aus dem Weg geräumt werden, war aus der Anklage der Staatsanwaltschaft zu entnehmen.
Der Schulwart, ein alter Freund
Und da kam ein 52-jähriger Schulwart und Mitglied einer Biker-Vereinigung ins Spiel, immer knapp bei Kassa, ein alter Freund des verstorbenen Ehemanns der 79-Jährigen. Nach Gelegenheitsjobs für die Rentnerin soll sie ihn engagiert haben, für ein paar tausend Euro den Schwiegersohn in spe aus dem Weg zu räumen. Der Mann wollte sich die Finger anscheinend aber nicht selbst schmutzig machen, sondern suchte einen Killer.
Dafür soll er einen psychisch schwer beeinträchtigten Gelegenheitsarbeiter gefunden haben. Nachdem die beiden sogar das Wohnhaus des Opfers ausgekundschaftet hatten und einen geeigneten Platz fanden, um den Mann aus dem Hinterhalt zu töten, ließ der Helfer das Mordkomplott auffliegen und machte bei der Polizei reinen Tisch.
Handyortung
Mittels Handy-Standortdaten und durch Kontoöffnungen erwiesen sich die Angaben als glaubwürdig. Die 79-Jährige hob von ihrem Bankkonto 49.900 Euro in bar ab. Am selben Tag soll der Komplize davon 5.000 Euro „Vorschuss“ für den kriminellen Auftrag bekommen haben.
Zum Prozessfinale am Freitag machte eine Bekannte des Angeklagten eine spannende Aussage. Sie arbeitet beim Landeskriminalamt Wien. Der 52-Jährige, der sich unter anderem 12.000 Euro von ihr geborgt hatte, habe sich ihr anvertraut. Er erzählte, dass er ein Foto von einem Mann bekommen hatte, den er für eine Bekannte beseitigen sollte. „Ich wollte das nicht hören und habe ihm einen Anwalt empfohlen“. Die Aussage ließ sie sich erst nach mehrmaligem Versuchen des vorsitzenden Richters Hans Barwitzius entlocken.
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