Möglicher Anschlag auf Pride: Sturmgewehr und Bombenbau-Anleitung

Möglicher Anschlag auf Pride: Sturmgewehr und Bombenbau-Anleitung
Zwei Teenager (14 und 17) befinden sich in U-Haft. Doch Anwalt will dagegen vorgehen.

Warum hat ein 14-Jähriger eine Axt und ein Messer unter dem Bett? „Das gehört dem Vater“, sagt Rechtsanwalt Andreas Schweitzer. Doch warum finden sich Pläne für einen Bombenbau auf seinem Handy? „Er hat das geschickt bekommen und gar nichts damit anfangen können.“ Oder wie sein Mandant erklärte: "Die Datei war auf Englisch. Mein Englisch ist gar nicht gut genug, um das zu verstehen."

Es sind schwere Vorwürfe, die gegen zwei Teenager erhoben werden. Sie sollen einen Anschlag auf die Pride-Parade am vergangenen Wochenende geplant haben – der KURIER berichtete.

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Der U-Haft-Beschluss des Landesgerichts St. Pölten verweist in erster Linie auf Chats in einer radikalen Telegram-Gruppe. Konkret sollen sich hier zehn junge Unterstützer der in Afghanistan tätigen Terrormiliz ISKP (ein Ableger des IS, Anm.) ausgetauscht haben.

Einkauf in Tschechien

Speziell die Vorwürfe gegen den 17-jährigen St. Pöltener mit bosnischen Wurzeln wiegen schwer. Er soll in Aussicht gestellt haben, dass er sich in der Tschechischen Republik ein Sturmgewehr und ein großes Messer für einen Terroranschlag besorgen wolle.

Allerdings: Der Vorwurf mit dem Sturmgewehr ist nicht neu. Ein entsprechendes Verfahren wurde im Vorjahr eingestellt. Der Jugendliche gab an, dass es sich um einen „schlechten Scherz“ gehandelt habe. "Nachdem die Sache eingestellt worden ist, darf ihm das gar nicht mehr vorgeworfen werden", merkt Schweitzer an. Die Einstellung bestätigt auch Leopold Bien, Sprecher der Staatsanwaltschaft St. Pölten. Doch zehn Tage danach habe sich ein ausländischer Dienst bei der DSN gemeldet und erneut einen angeblich geplanten Waffenkauf gemeldet. "Eine andere Verdachtslage", erklärt Bien.

Gegenüber einem weiteren Mann in der Chatgruppe soll der 17-Jährige laut Ermittlern aber auch konkret einen Anschlag auf die Regenbogenparade am 17. Juni genannt haben.

Abu Usama

Der 14-Jährige wiederum soll erklärt haben, dass er sich dem IS anschließen wolle. Zudem soll er sich Anleitungen zum Bau einer Sprengvorrichtung auf das Handy heruntergeladen haben. Die DSN (Direktion für Staatsschutz und Nachrichtendienst) soll den Hinweis auf ein IS-Mitglied namens Abu Usama erhalten haben, das Sprengstoffanleitungen heruntergeladen habe. Bei diesem Abu Usama soll es sich um den 14-jährigen HTL-Schüler handeln.

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Eine Person, mit der Abu Usama gechattet habe, dürfte bereits im vergangenen Februar in Belgien wegen Anschlagsplänen festgenommen worden sein. Dass der 14-Jährige in der Chatgruppe war, bestreitet sein Rechtsanwalt Andreas Schweitzer gar nicht. Allerdings ist er überzeugt: „Die Behauptung von Anschlagsplänen sind ein reines Politikum.“ Entsprechend will er für seinen Mandanten am Mittwoch einen Enthaftungsantrag stellen. Der 14-Jährige befinde sich aktuell mit vier Erwachsenen in einer Zelle.

Der 14-Jährige sei religiös, aber nicht radikalisiert, sagt Schweitzer. Er habe nie geplant, zum IS zu reisen oder einen Anschlag auf die Pride durchzuführen. Zur Pride erklärte sein Mandant: "Ich bin kein Fan davon, ich mag sie eigentlich nicht. Ich weiß aber nicht viel darüber und will nicht ins Detail gehen."

Der Vater des Verdächtigen betont: "Mein Sohn ist ein sehr zuverlössiger Schüler. Er will eine technische Ausbildung machen."

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