Mit Gottes Segen zum L17-Führerschein
Welche Gespräche führt ein Jugendlicher mit einem Pfarrer? Im Fall von Ulrich Kogler, Provisor der Pfarre in Maria Rain in Kärnten, verlaufen sie in etwa so: „Ein bisschen mehr Gas geben. In den Spiegel schauen. Lenkrad vorsichtig einschlagen.“
Der 33-jährige Kogler ist in der Gemeinde im Rosental nicht nur Gottesmann, sondern auch Begleitperson bei L17-Ausbildungsfahrten.
„Es hat vor fünf Jahren begonnen. Ein Jugendlicher wollte den L17-Führerschein machen, seine Eltern hatten aber keine Zeit. Also bin ich eingesprungen“, erinnert sich Kogler. Nachsatz: „Das Taferl krieg ich jetzt nie mehr weg.“
Acht Jugendliche haben seither im Renault des Herrn Pfarrers die vorgeschriebenen 3.000 Kilometer Ausbildungsfahrt zurückgelegt.
Kogler nennt es eine Win-win-Situation: „Wenn ich Auswärtstermine habe, wie Taufen oder Hochzeiten, dann brauche ich nicht Autofahren und die Jugendlichen können die Strecke nützen, um Kilometer zu sammeln.“
Pfarrer in der Lederhose
Außergewöhnliche, vorbildliche Jugendarbeit der katholischen Kirche. Ebenso außergewöhnlich wie Koglers Weg zu Gott: Erst 2017 wurde er im Dom von Klagenfurt zum Priester geweiht. Noch heute ist er mit 33 Jahren der jüngste Vorsteher einer Pfarre in Kärnten.
„Ich bin auf einem Bergbauernhof aufgewachsen. Der Glaube und die Kirche haben bei uns immer dazugehört“, erinnert er sich. Nach der Matura ging der Kärntner zum Heer, arbeitete in einer Firma. „Doch irgendwann denkt man, ich werde ja nicht jünger. Und da habe ich mich entschlossen, das Priesterseminar zu besuchen, und habe an der Uni Graz Theologie studiert.“
Ob er versteht, warum immer mehr Menschen der katholischen Kirche den Rücken zukehren? „Ich verstehe, dass sich Menschen in verschiedenen Bereichen und aus ihren Lebenswirklichkeiten heraus von der Kirche abwenden. Oft sind es auch die Kosten für den Kirchenbeitrag. Ich suche bewusst das persönliche Gespräch mit jedem, der austreten will.“
Die Kirche im Wirtshaus
Und das kann durchaus auch einmal im Ortswirtshaus sein. „An der Theke kommt man leichter ins Gespräch. Ich gehe auch fort und nehme am öffentlichen Leben teil. Wenn dann ein Fest der Trachtengruppe ist, kann es schon sein, dass ich eine Lederhose anziehe“, erzählt der 33-Jährige.
Die Jugendarbeit endet übrigens nicht bei den Ausbildungsfahrten im Auto. Einiges habe Kogler schon „verbrochen“, wie er sagt. Etwa ein Hühnerprojekt mit Ministranten in Ferlach. „Die Jugendlichen haben Hühner aufgezogen, betreut, versorgt und ihre Eier vermarktet. Ich wollte ihnen damit Schöpfungsverantwortung vermitteln“, sagt Kogler. Wichtig sei ihm, die Ideen und Visionen der jungen Menschen wahrzunehmen und ihnen Wertschätzung zu vermitteln.
Bleiben zwei Fragen: Hängt am Spiegel des L17-Autos ein Rosenkranz? Kogler lacht. „Nein, der ist in einem Extratascherl im Auto. Und außerdem habe ich als Pfarrer sowieso immer einen Rosenkranz in der Jackentasche eingesteckt.“
Und: Welche Themen, neben den Verkehrsregeln, gibt es während der Ausbildungsfahrten noch? „Wir reden über Gott und die Welt.“
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