Maskenpflicht in Zügen: Ab heute wird gestraft
Eine Serviette unter die Brille geklemmt, die Maske endet unter der Nase oder sie fehlt gleich ganz – Szenen, die zuletzt bei vielen Öffi-Fahrgästen für Unmut sorgten. Auch, weil die Züge aufgrund des Corona-Fahrplans seltener fahren und zuletzt wieder voller wurden.
Durchsagen und Hinweistafeln scheinen nicht gereicht zu haben, ÖBB und Westbahn werden Uneinsichtige nun bestrafen. 40 Euro kostet es, wenn man sich weigert, einen Mund-Nasen-Schutz zu tragen. Kontrolliert wird das von den Zugbegleitern, in den schaffnerlosen Zügen von Kontrollteams.
Wie wichtig die Masken sein können, zeigen immer wieder Meldungen aus diversen Zügen, in denen Infizierte unterwegs waren. So auch am vergangene Woche, als eine auf Covid-19 positiv getestete Person gemeinsam mit ihrer Familie am Donnerstag um 9.45 Uhr mit der Westbahn von Vöcklabruck nach Wien-Meidling gefahren ist. Die Rückfahrt war am Freitag um 18 Uhr.
Trotz der eingehaltenen Maskenpflicht konnte vor allem bei der Rückfahrt der Mindestabstand nicht immer eingehalten werden, da sich viele Passagiere im Zug befanden.
Kontrollen in der S-Bahn
Jasmin G. und Anton E. bilden eines der Kontrollteams. Die beiden haben sich gleich am ersten Tag die Wiener S-Bahnen vorgenommen. Ausgestattet mit Bodycams und Plexiglas-Visieren kontrollieren sie Fahrkarten, informieren die Passagiere und weisen auf die Maskenpflicht hin. Manche setzen die Masken schnell auf, als das Team den Waggon betritt, die meisten tragen sie freiwillig.
„Zuerst ermahnen wir höflich. Nur, wenn sich die Personen weigern, strafen wir“, erklärt Anton. Neu ist auch, dass Uneinsichtige des Zuges verwiesen werden können. Vorgeschrieben ist das Tragen von Masken in Öffis eigentlich schon seit 6. April. Weil das seit den ersten Lockerungen nicht mehr so ernst genommen werde, wollte man dem Zugpersonal Handlungsmöglichkeiten geben, heißt es von den ÖBB. Bisher durfte nur die Polizei strafen.
Masken nur im Zug vorgeschrieben
Zwischen dem Wiener Hauptbahnhof und dem Praterstern kommen dem Kontrollteam am Montag mehr Schwarzfahrer als Maskenlose unter. Manche vergessen beim Einsteigen darauf oder ziehen sich nur die T-Shirts hoch – eigentlich nicht erlaubt. Doch die Burschen steigen bei der nächsten Station aus, Anton drückt ein Auge zu.
Bei einer Dame, die sich noch schnell die Serviette einer Bäckereikette unter die Brille klemmt, sieht er das aber anders: „Steigen Sie bitte mit aus“, sagt Anton. Am Bahnsteig kassiert er die ersten 40 Euro. Jeder bekommt die Chance, eine Maske aufzusetzen, wer keine dabei hat, muss zahlen und aussteigen.
Die meisten würden aber positiv auf die Kontrollen reagieren, meint Anton. Beschimpfungen oder gar Angriffe hat er persönlich noch nicht erlebt. Mit den steigenden Zahlen würde Maskenpflicht ohnehin wieder ernster genommen werden, hofft er.
Das Prozedere bei den Strafen ist ähnlich wie beim Schwarzfahren. Das Geld kommt auch in den gleichen Topf der ÖBB. "Ob sich das bei dem Personalaufwand auszahlt, ist fraglich", sagt ein Sprecher der ÖBB. "Der Mund-Nasen-Schutz ist ein wichtiger Bestandteil, um ein sicheres Reisegefühl auch in Zeiten der Corona-Pandemie gewährleisten zu können. Mit dem MNS schützt man sich selbst und andere", betonte die Bahn.
„Ich bin gespannt, wie lange kontrolliert wird“, sagt Lisa Eller, Passagierin in der S-Bahn. Sanktionen findet sie gut, das würde überzeugen. Zuletzt hätte sie viele beobachtet, die die Masken am Platz abgenommen hätten.
600 Zugbegleiter sind im Einsatz – man habe für die Kontrollen Personal aufgestockt – wie lange, könne man noch nicht abschätzen, teilen die ÖBB mit.
Was viele nicht wissen: In Bahnhöfen und auf den Bahnsteigen müssen keine Masken getragen werden. Anders bei den Wiener Linien: Bei der U-Bahn sind sie auch am Bahnsteig Pflicht. Die Wiener Verkehrsbetriebe verhängen schon seit 1. Juli Strafen von 50 Euro. Über 60 Personen wurden seither geahndet.
Auch in den Linzer Öffis beträgt die Strafe 50 Euro. Die Vorarlberger Verkehrsbetriebe überlegen hingegen noch. Sowohl die Zahl der Maskenverweigerer als auch deren Aggressivität habe zuletzt leider zugenommen, sagte der Mobilitätslandesrat Johannes Rauch (Grüne).
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