Masern: Gesundheitsminister ruft zum Impfen auf
In Österreich sind seit Jahresbeginn 30 Fälle von Masern gemeldet und behördlich bestätigt worden, wie das Gesundheitsministerium am Freitag bekannt gab. Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) richtete einen Appell an die Bevölkerung, sich gegen Masern impfen zu lassen. Indes haben sich die Stadt Wien und Kärnten dazu entschlossen, kurzfristig eine Sonderimpfaktion gegen Masern, Mumps und Röteln (MMR) ins Leben zu rufen. Geimpft wird bereits zu Beginn der kommenden Woche.
Die überwiegende Anzahl der Masern-Fälle ist laut Gesundheitsministerium auf einen Cluster zurückzuführen, der seinen Ursprung in der Steiermark hat. Von den aktuell 30 Fällen (Stand: 24. Februar) betreffen 27 die Steiermark, zwei Wien und einer Kärnten.
"Mit der kostenlosen Masern-Impfung kann man sich und seine Mitmenschen ganz einfach und effektiv vor einer Ansteckung schützen. Nur wenn wir die Durchimpfungsrate deutlich erhöhen, lassen sich künftige Ausbrüche vermeiden", gab der Gesundheitsminister am Freitag in einer Presseaussendung zu bedenken. Bei Masern handle es sich um eine meldepflichtige Krankheit, die für die Betroffenen schwere gesundheitliche Folgen haben kann. Seit dem Ausbruch in der Steiermark stehe das Gesundheitsministerium in engem Austausch mit den Bundesländern, um eine weitere Ausbreitung bestmöglich einzudämmen. "Masern sind keine harmlose Kinderkrankheit und dürfen nicht auf die leichte Schulter genommen werden", warnte Rauch. Bei Auftreten von Symptomen sollte umgehend telefonisch ein Arzt kontaktiert und der Kontakt zu anderen Menschen vermieden werden.
Die Stadt Wien weitet angesichts gehäuft auftretender Fälle ihr Angebot für die kostenlose kombinierte Schutzimpfung gegen MMR aus. Für den Zeitraum 28. Februar bis 31. März 2023 wurde die Zahl der verfügbaren Impftermine deutlich erhöht. Bis inklusive 10. März stehen täglich 66 Impftermine zur Verfügung, ab 11. März bis Ende März 90. Die Impfungen werden an einer zentralen Impfstelle - MA 15 Impfservice TownTown (1030 Wien, Thomas-Klestil-Platz 8/2) - verabreicht, sie können ab Samstag (25. Februar) online oder telefonisch beim Gesundheitstelefon unter der Nummer 1450 gebucht werden. Nach Ablauf der Sonder-Impfaktion wird es weiterhin Termine für eine kostenlose Mumps-Masern-Röteln-Impfung geben, versicherte das Büro von Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ).
Aktueller Stand
Von den zwei Fällen in Wien ist einer zu Jahresbeginn aufgetreten, war reiseassoziiert und ist bereits abgeklungen. Der zweite Fall betrifft ein Volksschulkind, das sich über den Cluster in der Steiermark angesteckt hat. "Das Kind befindet sich inzwischen in guter Verfassung. Das Contact Tracing hat funktioniert, es hat keine weitere Ansteckung gegeben und es ist sehr unwahrscheinlich, dass es über diese Infektionsquelle in Wien zu weiteren Ansteckungen kommen wird", teilte ein Hacker-Sprecher der APA mit.
Auch in dem Kärntner Fall hat sich ein Zusammenhang mit dem Grazer Cluster bestätigt. Betroffen ist eine 19 Jahre alte Frau. Drei weitere Verdachtsfälle haben sich laut dem Land im Labor nicht bestätigt. Demnach gibt es auch keine weiteren Verdachtsfälle.
In Kärnten wird ebenfalls bereits in der kommenden Woche Sonderimpfaktion gegen MMR angeboten. Geimpft wird im Klagenfurter Gesundheitsamt in der Bahnhofstraße von Montag bis Freitag von 8.30 bis 11.30 Uhr, am Donnerstag am Nachmittag von 13.30 bis 15 Uhr.
Zahlen veröffentlicht
In der Steiermark sind zuletzt keine neuen Fälle hinzugekommen. Laut Landessanitätsdirektion Steiermark waren am Freitag noch 25 Personen in der Grünen Mark an Masern erkrankt. Zwei weitere Fälle lagen bereits Ende Jänner vor, diese Patienten seien aber mittlerweile genesen. Auf der Grazer Kinderklinik sind seit Freitagfrüh keine kleinen Masernpatientinnen und -patienten mehr in Behandlung. Die letzten drei seien am Morgen entlassen worden. Von den 25 akuten Masernfällen sind 23 in Graz und zwei in Leoben.
Was die Masern-Fallzahlen in Österreich betrifft, werden diese ab sofort zweimal wöchentlich auf der Website der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) öffentlich gemacht. Zielgruppe der Impfung sind Personen, die noch nicht gegen Masern geimpft wurden und die keine Masern-Infektion durchgemacht haben. Immunisieren sollten sich darüber hinaus all jene lassen, die noch keine zweite Impfung erhalten haben oder die ihren Impfstatus nicht kennen. Während einer Schwangerschaft ist die MMR-Impfung nicht möglich.
Verimpft wird der Lebendimpfstoff M-M-RvaxPro. M-M-RvaxPro ist ein Impfstoff mit abgeschwächten Masern-, Mumps- und Röteln-Viren. Nach der Verabreichung des Impfstoffs bildet das Immunsystem (das natürliche Abwehrsystem des Körpers) Antikörper gegen Masern-, Mumps-und Röteln-Viren. Diese Antikörper schützen vor Infektionen, die durch diese Viren verursacht werden. Das Impfschema umfasst zwei Impfungen im Mindestabstand von vier Wochen. Die erste Impfung ist bereits ab dem vollendeten neunten Lebensmonat empfohlen. Die zweite Impfung erfolgt frühestens vier Wochen später. Ist die erste Impfung vor dem ersten Geburtstag erfolgt, ist ein Abstand von drei Monaten zur zweiten Impfung empfohlen.
Die letzten größeren Masernausbrüche hat es hierzulande in den Jahren 2015 mit 309 und 2019 mit 151 Fällen gegeben. 2021 und 2022 wurde jeweils nur ein Masernfall registriert. Um die Masern langfristig auszurotten, ist gemäß Weltgesundheitsorganisation (WHO) eine Durchimpfungsrate von 95 Prozent mit zwei Impfungen notwendig. Diesem Ziel hat sich auch Österreich verpflichtet. In der Altersgruppe der Zwei- bis Fünfjährigen konnte laut Gesundheitsministerium das Ziel einer Durchimpfungsrate von mindestens 95 Prozent zumindest bei der ersten Impfdosis erreicht werden. Bei der zweiten Impfung fiel die Durchimpfungsrate während der Corona-Pandemie dagegen von 90 auf 88 Prozent. In der Altersgruppe der Sechs- bis Neunjährigen liegt die Durchimpfungsrate für die erste Dosis ebenfalls über 95 Prozent, für die zweite Dosis ebenfalls nur bei knapp 90 Prozent (Stand: 2021). Relevante Impflücken kommen gemäß Ministerium nach wie vor auch bei jungen Erwachsenen vor.
Gesundheitsminister Rauch fordert daher, den eigenen Impfstatus und den der Kinder zu kontrollieren: "Mit einer Masern-Impfung kann man sich effektiv vor einer Ansteckung schützen und einer Erkrankung bestmöglich vorbeugen." Mit einer einmaligen Vollimmunisierung sei man "ein Leben lang geschützt. Gerade deswegen ist es wichtig, den eigenen Impfpass zu kontrollieren und versäumte Impfungen nachzuholen", meinte Rauch am Freitag. Fehlende Impfungen können und sollten in jedem Alter nachgeholt werden.
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