Dieser Sommer wird laut
Auch wenn (mit 3 G-Regel) wieder alles möglich ist – das internationale Tourneegeschehen ist aufgrund langer Vorlaufzeiten noch keineswegs auf Normalniveau. Im Pop- und Rockgenre treten – abgesehen vom Filmmusik-Projekt „Birdman live“ des Drummers Antonio Sánchez am 19. 7. im Wiener Konzerthaus – vor allem Bands aus Österreich und den Nachbarländern auf. So sind Bilderbuch beim größten Festival des Sommers, dem Frequency, neben AnnenMayKantereit aus Köln der prominenteste Act in St. Pölten (19. bis 22. 8.). Stets mit lokalen Künstlern besetzt ist das Popfest Wien (22. bis 25. 7.) in der Arena. Auch das Globe Wien bringt open air heimischer Größen wie Ina Regen und Pizzera & Jaus. Internationaler wird’s beim „Encore“, dem Eintagesfestival für Nova-Rock-Fans (11. 9.), wenn in Wr. Neustadt u. a. die italienischen Song-Contest-Rocker Måneskin auftreten.
Die Musikrevue der Sommerspiele Melk fragt ab 7. 7. „So What?! Kann denn Liebe Sünde sein?“ und präsentiert eine tollkühne Jäger-Revue, die die Geschichte vom „Freischütz“ mit über 40 Songs aus 100 Jahren und allerlei absurden Wendungen neu erzählt.
Am 8. 7. bringt die Bühne Baden „Eine Nacht in Venedig“ in der Sommerarena. Und der Musical Sommer Amstetten zeigt unter der neuen Intendanz von Alex Balga ab 14. 7. „On Your Feet!“ mit Latino- und Salsa-Rhythmen und Hits der Pop-Ikone Gloria Estefan.
Dieser Sommer wird locker
Wer hat es in den vergangenen Monaten nicht erlebt. Gerade erst die Wohnung verlassen, schon fällt auf: Maske vergessen. Ohne FFP2 ging in Österreich für lange Zeit gar nichts. Genau waren es 157 Tage. Denn am 25. Jänner dieses Jahres wurde das Tragen des mehrlagigen Filtervlieses Pflicht.
Seit dieser Woche ist es nun weniger dramatisch, wenn die Maske nicht auf ihrem angestammten Platz in Hosen- oder Handtasche zu finden ist. Am Donnerstag fiel die FFP2-Maskenpflicht in vielen Bereichen. Im Lokal, im Hotel, im Fitnesscenter oder in der Tanzschule kann man die Luft wieder ungefiltert einatmen – vorausgesetzt, man erfüllt eines der 3Gs. In Supermärkten, Apotheken und öffentlichen Verkehrsmittel genügt ein Mund-Nasen-Schutz. Oder die Stoffmaske, wer es individueller mag.
Wer sich angesichts der neuen Freiheiten zu einem Begrüßungsbussi hinreißen lässt, hat im Sommer nichts mehr zu befürchten. Laut Sozialministerium ist es „möglich, wenn auch je nach Situation nicht empfohlen“. Denn der Mindestabstand ist ebenfalls gefallen. Genauso wie die Begrenzung für private Feiern und die mittlerweile wohl eingerosteten Pforten der Diskotheken und Bars.
Lange werden wir nicht Zeit haben, um uns an die Umstellung zu gewöhnen. Die Regierung hat die nächsten Lockerungen schon vorausgesagt. Am 22. Juli könnte auch die MNS-Pflicht fallen. Wie lange es dauern wird, bis die vergessene Maske keine innere Unruhe mehr auslöst, ist indes nicht prognostizierbar. Die wunden Stellen hinter den Ohren sollten jedenfalls bald verheilen.
Dieser Sommer wird teuer
Jetzt, da das ganze Land nach den Erleichterungen aufatmet, versuchen viele, ihre in der Krise angehäuften Verluste schnell wieder wettzumachen – die Preise ziehen an. Nicht nur in der Gastronomie, wo das Bier aktuell schon einmal ein paar Cent teurer sein kann – dort kommt man aber noch glimpflich davon. Dramatischer wird es, wenn Fluglinien die schlechten Zeiten aufwiegen wollen. Der durchschnittliche Preis für ein Flugticket war im Mai mit knapp 110 Euro bereits fünf Euro teurer als im Vorjahr – und sogar 12 Euro teurer als noch 2019.
Hotel- und Flugpreise richten sich fast immer nach der Nachfrage. Der Wunsch nach einem Sommerurlaub ist heuer leider so groß wie nie – und weil die Auswahl an potenziellen Urlaubszielen weiter eingeschränkt ist, wollen so gut wie alle an dieselben Orte. Nicht nur im Ausland.
Wer also jetzt noch ein Appartement an einem heimischen See oder einer griechischen Insel buchen will, wird wohl wenig Auswahl, dafür aber horrende Forderungen finden. Doch auch fernab der vielbereisten Pfade stehen Hotels und Unterkünfte – und die locken mit großzügigen Angeboten. „Wer beim Urlaubsziel flexibel ist, kann heuer sogar Schnäppchen machen“, sagt Gregor Kadanka, Obmann des Reisebüro-Fachverbands der Wirtschaftskammer. Er empfiehlt: „Pauschalreisen buchen! Denn wenn Hotel oder Flug ausfallen, bekommt man hier auf jeden Fall sein Geld zurück.“
Dieser Sommer wird riskant
Grölende Fans, die einander umarmen und ausgelassen feiern: Die Fußball-EM brachte einen Vorgeschmack auf postpandemische Unbeschwertheit ohne Masken oder Abstand. Sie zeigte aber auch, dass es zu früh ist, das Virus abzuschreiben. Zwar ist Sars-CoV-2 im Sommer um 40 Prozent weniger ansteckend als im Winter, konstatierten Forscher der University of Oxford jüngst – ein höherer saisonaler Effekt als bisher angenommen. Auch die Maßnahmen sowie die wachsende Zahl an Geimpften und Genesenen tragen dazu bei, dass die Inzidenzen sinken.
Jedoch führte die Euphorie in (bzw. vor) den Fußballstadien zu Hunderten neuen Ansteckungen. Auch die Weltgesundheitsbehörde mahnte diese Woche aufgrund der sich rasch verbreitenden Delta-Variante zur Vorsicht: Ohne Disziplin im Sommer drohe, angetrieben von Reisen, Menschenansammlungen und der Lockerung von Kontaktbeschränkungen, ein neuer Anstieg der Neuinfektionen, wie er bereits in einigen Ländern wie Israel oder Portugal zu beobachten sei.
Steht uns im Herbst eine vierte Welle bevor? Vermutlich ja, wohl aber mit weniger Hospitalisierungen und schweren Verläufen. Hängt auch davon ab, wie viele Menschen ihren Impftermin wegen Badewetter oder Urlaub ausfallen lassen.
Dieser Sommer wird kompliziert
Flug buchen, Reisepass und Sonnencreme einstecken, losfahren – das war einmal. Die Pandemie hat Urlaub im Ausland erheblich verkompliziert. Deshalb zuerst die gute Nachricht: So einfach wie jetzt ging das Verreisen schon lange nicht mehr. Die schlechte Nachricht: In den beliebten Reiseländern der Österreicherinnen und Österreicher geht ohne Vorlage eines Tests, Impf- oder Genesenennachweises gar nichts.
Griechenland, Kroatien und Spanien verlangen den negativen Covid-Test für Kinder ab zwölf Jahren. In Italien ist er schon ab sechs Jahren vorgeschrieben. Das ist noch nicht alles: Auch eine Vorab-Registrierung ist zumeist verpflichtend. Hat man darauf vergessen, wird man beim Check-in abgewiesen.
Das macht den organisatorischen Aufwand rund um so eine Reise erheblich. Zumindest muss man in besagten Ländern weder bei der Ein- noch bei der Ausreise in Quarantäne. Und am Donnerstag wurden die Erleichterungen auf weitere Länder ausgedehnt. „Wir alle haben uns eine Sommerpause verdient“, sagte Außenminister Alexander Schallenberg, als er die weltweite Reisewarnung nach 15 Monaten aufhob. Die gesamte EU ist nun auf „grün“ geschaltet, ebenso Serbien, Nordmazedonien und Albanien. „Rot“ sind nur noch die Virusvariantengebiete Großbritannien, Brasilien, Südafrika und Indien.
Dem Urlaub steht also nichts im Wege, wenn man sich rechtzeitig informiert und den Aufwand nicht scheut.
Kommentare