Lebensgefährliche Rutschpartie: Warnung vor Bergtouren

Die Schallerrinne auf der Veitsch. Für gewöhnlich eine schöne Skiroute, derzeit aber lebensgefährlich
Seit Tagen häufen sich die Einsätze. Die Polarluft hat alpine Routen in einen Eislaufplatz verwandelt, die Gefahr wird unterschätzt.

Die Sonne lachte tagelang vom Himmel und wirkte fast wie eine Einladung zu einer ausgiebigen Bergtour. Doch der Schein trügt. Temperaturen von teils minus 20 Grad, Sturmböen und windgepresster Altschnee haben die beliebten Skitouren- und Wanderrouten speziell von Salzburg ostwärts in einen lebensgefährlichen Outdoorbereich verwandelt. Laut dem Leiter der Alpinen Einsatzgruppe Hochsteiermark der Polizei, Gerhard Rieglthalner, werden die verschärften Bedingungen derzeit komplett unterschätzt. Seit vergangener Woche häufen sich schwerwiegende Unfälle. Schon ein kleiner Ausrutscher in den vereisten Rinnen hat verheerende Folgen, wie man seit Tagen sieht.

Am Traunstein im Bezirk Gmunden (OÖ) stürzte am Freitag ein 41-jähriger Bergsteiger 300 Meter tief in den Tod. Auf der Hohen Veitsch (Bezirk Bruck-Mürzzuschlag) in der Steiermark und der Rax im niederösterreichisch-steirischen Grenzgebiet gab es seit Freitag insgesamt neun Abstürze von Wanderern und Skitourengehern.

Lebensgefährliche Rutschpartie: Warnung vor Bergtouren

Retter im Dauereinsatz

Laut Alpinpolizei und der Bergrettung werden die schwierigen Bedingungen fast nicht registriert. Am Samstag hätten die Einsatzkräfte in der Schallerrinne auf der Hohen Veitsch ein Basislager für Verunfallte einrichten können. Zuerst verlor ein Skitourengeher auf dem vereisten Schneefeld bei einer Spitzkehre das Gleichgewicht. Er rutschte 150 Meter ab und prallte gegen einen herausragenden Ast. Kurz nachdem er vom Hubschrauber geborgen wurde, wurde die vereiste Rinne einer Frau vom Verhängnis.

Sie war mit ihrem Partner in dieser Saison bereits das siebte Mal mit Schneeschuhen auf der Veitsch. Noch nie seien die Verhältnisse jedoch so gefährlich gewesen. Während ihrer Bergung stürzten vor den Augen der Helfer zwei weitere Skitourengeher 400 Meter die Schallerrinne talwärts. Zur Verwunderung aller Beteiligten versuchte einer von ihnen erneut den Aufstieg zum Gipfel. Laut Bergrettung haben sich noch nie so viele unerfahrene und leichtsinnige Menschen in den Bergen bewegt, wie im heurigen Corona-Winter.

Tourenplanung

Diese Erfahrung macht derzeit auch die Bergrettung OÖ. „Weil die Schneehöhe abgenommen hat, ist Wandern nun auch im Winter beliebt“, sagt Landesleiter Christoph Preimesberger. „Nur weil es unten grün ist, muss das aber nicht auch oben der Fall sein. Ab 1.000 Metern nimmt die Schneemenge massiv zu. Pro 100 Höhenmeter kommen bis zu 20 Zentimeter dazu.“ Tourenplanung sei deshalb das Um und Auf. Vor allem sollten Wanderer nicht zu spät starten, da sie im Schnee doppelt so lange brauchen.

Im Rucksack sollte sich ein Biwaksack und etwas Reservekleidung befinden. Eine Stirnlampe sowie ein aufgeladenes Handy seien ebenfalls sinnvoll. Derzeit auch Steig- und Harscheisen. Und: „Falls man merkt, man gerät in Bergnot, den Notruf früh absetzen“, sagt Preimesberger.

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