Landwirtschaftskammer: Wahlen nach dem Lockdown

Der Weizenertrag war 2020 überdurchschnittlich
Steirische (Ernte-)Bilanz für 2020 durchwachsen. 122.000 Bauern dürfen am 24. Jänner ihre Vertretung wählen.

Einen positiven Aspekt des „herausfordernden Jahres 2020“ hat Franz Titschenbacher gefunden: „Bei den Konsumenten ist das Bewusstsein für regionale Versorgung gestiegen“, sagt der Präsident der steirischen Landwirtschaftskammer. „Es hat sich gezeigt, wie wichtig Eigenversorgung ist, wenn internationale Warenströme zu versiegen beginnen.“

Rekorde und Ausfälle

Die Erntebilanz selbst war in dem gerade zu Ende gehenden Jahr durchwachsen. Überdurchschnittliche Erträge gab es bei Weizen und Mais, Rekordernten bei Gerste. Die Apfelernte fiel dagegen um ein Drittel geringer aus als üblich, bei einigen Steinobstsorten gab es gar Totalausfälle, bei Marillen etwa.

Frost, Dürre, Regen

Wetterextreme machten den Bauern zu schaffen: Frost im Februar und März richteten Schäden an Obstkulturen an, dazu kamen Trockenheit im Frühjahr einerseits, Starkregen im Verlauf des restlichen Jahres andererseits. Rund 45 Millionen Euro betrugen nach erster Rechnung die Schäden aus Frost, Dürre, Hagel und Überschwemmung heuer, 2019 waren es 27 Millionen Euro.

Absatzprobleme

Corona-bedingt hatten es jene schwer, die klassische Zulieferer für Gastronomie sind: Geflügel, Rinder- und Schweinebauern. Die Schließung der Lokale bedeutete enorme Absatzschwierigkeiten für die Landwirte. Präsident Titschenbacher fordert für diese Betriebe Entschädigungen, wie es sie auch in der Gastronomie selbst gibt. Dabei sollte sich der Bund an den Regeln des Umsatzersatzes orientieren. Tipps zu Covid-Unterstützungsmaß- nahmen waren generell gefragt: 4.700 Beratungsstunden der Landwirtschaftskammer beschäftigten sich damit.

Keine Verschiebung

Am Ende des aktuellen dritten Lockdowns finden in der Steiermark Landwirtschaftskammerwahlen statt. Titschenbacher will am Wahltermin 24. Jänner festhalten, eine Verschiebung wegen der Pandemie sei nicht angedacht. „Wir allen wissen nicht, was in zwei, drei, vier Monaten auf uns zukommt.“ Eine kurzfristige Verschiebung sei auch aus rechtlichen Gründen nicht so leicht umsetzbar. Er setze zudem stark auf die Briefwahl, betont Titschenbacher.

Niedrige Wahlbeteiligung

Rund 122.000 Landwirte, Waldbesitzer und Jugendliche aus bäuerlichen Betrieben sind wahlberechtigt; allerdings war die Wahlbeteiligung zuletzt sehr niedrig: 2016 gaben nur 39 Prozent ihre Stimme ab. Die Voraussetzung für die Wahlen in knapp vier Wochen seien natürlich schwieriger als sonst, räumt Titschenbacher ein, der 2016 mit dem ÖVP-Bauernbund 69,7 Prozent der Stimmen erzielte. Auf eine Wahlprognose will er sich nicht einlassen, nur soviel: Er hoffe, eine „gute Ernte“ einzufahren.

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