Kulturgut: Die Rettung der roten Donaunuss

Kulturgut: Die Rettung der roten Donaunuss
Die rote Nuss kam aus Südamerika nach Österreich und machte von der Region Ybbs an der Donau aus Furore. Sie gilt als Superfood.

„Wenn man davon träumt, dann ist man am richtigen Punkt angekommen.“

Gerlinde Stöger und Peter Zlamal haben sich leidenschaftlich der Rettung der roten Donaunuss verschrieben. Mit wissenschaftlichem Background und handwerklichem Geschick pflanzen sie im Rahmen ihres Vereins „VeRoNuss“ seit acht Jahren die Gene von nur noch wenigen in ihrer niederösterreichischen Heimatregion Ybbs an der Donau existierenden Bäumen der roten Donaunuss fort. Wertvollen, über 100 Jahre alten Walnussbäumen wird so neues Leben geschenkt.

Kulturgut: Die Rettung der roten Donaunuss

Peter Zlamal, Retter der roten Donaunuss.

Fast ehrfürchtig und freudig erregt zeigt das Paar ein Körbchen mit frisch geernteten Nüssen vor. Nach etlichen Jahren der intensiven Pflege hat einer der von Zlamal geklonten Bäume heuer schon zwei Kilo Nüsse getragen.

Begehrte Frucht

Mit dem purpur leuchtenden Fruchtkern, dem einzigartigen Aroma fast ohne Bitterstoffe und hohem Fettgehalt ist die rote Donaunuss begehrt. Auch als Donaublutnuss bekannt hat sie Superfoodstatus, ist selbst für Allergiker verträglich und genießt den Status der Königin unter den sicher 200 bekannten Walnusssorten.

Im Zuge einer vom Kaiserhaus beauftragten Weltumsegelung mit biologischem und zoologischem Expeditionsauftrag kam die rote Nuss mit größter Wahrscheinlichkeit aus Chile ins schon damals von der Stadt Wien in Ybbs/Donau betriebene „Versorgungshaus“ für beeinträchtigte Menschen. Weil ein Privater in der Stadt zeitgleich Europas größte Obstbau-Baumschule hochzog, dauerte es nicht lange, bis die begehrte rote Nuss offensiv vermarktet wurde. „1879 taucht sie erstmals in einem Ybbser Dokument auf“, hat Gerlinde Stöger recherchiert. Ganze Nussalleen wurden in Ybbs und im Mostviertel gepflanzt. Heiß begehrt bei den klingendsten k.k. Konditoren gab es rasch auch große Bestände im Wiener Becken.

Kulturgut: Die Rettung der roten Donaunuss

Ebenso Retterin der roten Donaunuss: Gerlinde Stöger.

Abgeholzt

Der Not des Zweiten Weltkriegs fielen die meisten Bäume als Brennmaterial zum Opfer. „Die rote Donaunuss ist heute unter Kennern der Star und sehr gefragt. Kommst du mit einem Säckchen Kerne zum Demel, wirst du umarmt“, schwärmt Zlamal, „wir haben Anfragen deutscher Supermärkte, wie viel wir liefern könnten“.

Kulturgut: Die Rettung der roten Donaunuss

Torten mit roten Donaunüssen als Deko, gelten als Spezialität.

Doch die Ernten der rund 20 im Ybbser Raum existierenden Mutterbäume werden schlicht privat genossen. „In meiner Kindheit bekamen wird beim Nachbar, der so einen Baum hatte, bei Geburtstagen traditionell Nusstorte mit den roten Nüssen oben drauf“, erinnert sich Gerlinde Stöger. „Die Idee, dieses einzigartige Kulturgut für unsere Region zu erhalten lässt uns einfach nicht mehr los“, sagt sie. In mühevoller Arbeit haben sie und ihr Mann das Genmaterial der besten Bäume aus Ybbs und der Umgebung gerettet.

Veredelung

Auf kleine Nussbaumpflänzchen werden Edelreisig oder auch nur Knospen der Ahnen gepölzt. Sogar ein Gen-Garten mit einem Dutzend junger geklonten roter Donaunussbäumchen existiert bereits. Dafür hat das Paar bei einem Bauern ein Grundstück gepachtet.

Kulturgut: Die Rettung der roten Donaunuss

Mit Akribie werden Jungbäumchen mit den Genen der Mutterbäume veredelt.

Mit wissenschaftlicher Akribie, die der pensionierte Tierarzt und Rinderzuchtexperte Zlamal an den Tag legt, werden neue Bäumchen zur Welt gebracht und gepflegt. Deshalb ist die Freude bei dem Paar groß, dass die Stadt Ybbs schon fünf Bäume auf ihren Rabatten gepflanzt hat. „Wir möchten dieses Kulturgut und diese Geschichte wieder aufleben lassen und werden sicher weitere Bäume pflanzen“, versichert Umweltgemeinderätin Regina Voglhuber. Außerdem ist ein Jungbauer in der Nähe gerade dabei, eine ganze Plantage auf seinem Grund anzulegen.

Der „roten Donaukönigin“ steht also eine Renaissance bevor.

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