Das Leben in der Kellergasse ist immaterielles Kulturerbe

V. l. n. r.: Johanna Schreiber, Landtagspräsident Karl Wilfing, Joachim Maly (Vorstand Verein der KellergassenführerInnen), Andrea Kitla (Vorstandsmitglied Verein der KellergassenführerInnen aus Haugsdorf), Wolfgang Paar.
„Köllastund und -partie“ – UNESCO nimmt Kellergassen-Kultur des Weinviertels auf.

Häuschen für Häuschen reihen sich links und rechts aneinander, ihre Türen alle hin zur schmalen Straße zwischen ihnen gewandt – Es ist der Anblick einer sogenannten Kellergasse, der vielen, auch weit über Niederösterreich hinaus, bekannt ist. 800 Kellergassen gibt es alleine im Weinviertel. Sie beherbergen etwa 20.000 Presshäuser. Nun wurde das Leben in und um sie von der UNESCO zum immateriellen Kulturerbe erklärt.

„Es ist eine Riesenfreude für uns. Es war nicht unbedingt davon auszugehen, dass wir das erreichen“, sagt Joachim Maly im KURIER-Gespräch. Er ist Obmann des Vereins der Kellergassenführer und hat gemeinsam mit dessen Vorstand den Antrag eingereicht.

Und dieser bedurfte jeder Menge Arbeit und Vorbereitung, wie Maly erzählt: „Wir mussten alles dokumentieren, was heute noch in den alten Kellergassen passiert. Dass es die Kellergassenfeste gibt, dass dort musiziert und getanzt wird und die alten Bräuche noch weiterleben. Das war eine Heidenarbeit.“

So gibt es etwa nach wie vor den „Köllamaunn“ (Kellermann), die „Köllastund“ (Kellerstunde), die „Köllapartie“ (Kellerpartie) sowie die „Köllajausn“ (Kellerjause). Was das alles ist? Maly weiß es: Der Kellermann sei der Besitzer des Presshauses. Gemeinsam mit seinen Helfern – das ergibt dann die Kellerpartie – setze er sich am Nachmittag in den Keller zusammen, um die Tagesarbeit zu besprechen. Natürlich wird dabei auch verkostet und überlegt, was man denn besser machen könne. Die Zeit, die sie dabei verbringen ist die Kellerstunde.

Bereits seit 2019 ist einer der Kellergassen-Bräuche immaterielles Kulturerbe: das „In d’Grean gehn“. Immer Ostermontags laden Weinhauer und Kellerbesitzer des nördlichen Weinviertels in die Gasse zu Speis und Trank. Nun hat man es geschafft, die ganze Kellergassen-Kultur als immaterielles Kulturerbe anzuerkennen.

Zusammenkommen

„Wir haben damit erreicht, die Kellergassen-Kultur, die unsere Weinviertler Identität immer ausgemacht hat, auch für kommende Generationen zu bewahren. Dies ist für uns Auftrag zugleich, die Hunderten Kilometer der Dörfer ohne Rauchfang weiterhin zu pflegen und Traditionen weiterzuführen“, heißt es vom Weinviertler Landtagspräsident Karl Wilfing.

Begründet wird die Aufnahme von der UNESCO wie folgt: „Wesentlich ist das Zusammenkommen von Menschen in Presshäusern und Kellern, wobei diese Interaktion weiterhin von tradierten Regeln geprägt ist.“ Die Kellergassen selbst – also die Häuschen an sich – sind demnach nicht Kulturerbe. Was nicht ist, kann aber noch werden.

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