Kongress: Was man aus der Pandemie lernen könnte

Kongress: Was man aus der Pandemie lernen könnte
Experten diskutierten in Tulln über gewonnene Erkenntnisse. Wichtig sei, so der Tenor, eine gute Zusammenarbeit zwischen Praxis und Wissenschaft.

Fehler wurden gemacht, noch nie da gewesene Gesetze verabschiedet und Kontakte nachverfolgt. Beim 7. EUFEP-Kongress (Europäische Forum für evidenzbasierte Prävention) in Tulln war Zeit auf die vergangenen pandemischen Jahre – vor allem anhand von Daten und wissenschaftlichen Analysen – Rückschau zu halten. Die wichtigste Frage im Raum: Was konnte man für künftige Krisen lernen?

Und genau darüber – wie wichtig die Wissenschaft für die Bewertung solcher Situationen ist – sprach Martin Eichtinger, Vorsitzender des NÖ Gesundheits- und Sozialfonds als er das Event mit dem Titel „Covid-19-Pandemie – Spannungsfeld zwischen Wissenschaft und Praxis“ eröffnete: „Jede wissenschaftliche Erkenntnis hat den Umgang mit dem Virus erleichtert.“

Kongress: Was man aus der Pandemie lernen könnte

Landesrat NÖGUS-Vorsitzender Martin Eichtinger, Dorothee von Laer, Medizinische Universität Innsbruck, Michael Bang Petersen, Universität Aarhus, Anna Petherick, Universität Oxford, und Gerald Gartlehner, Leiter des Departments für Evidenzbasierte Medizin und Evaluation und wissenschaftliche Leiter des Kongresses bei der Veranstaltung.

Forschung und Praxis

Gerald Gartlehner, Universität für Weiterbildung Krems, sprach als wissenschaftlicher Leiter des Kongresses über die Situation in Österreich. Während der Pandemie habe man hinsichtlich vergleichbarer Länder relativ strenge Maßnahmen gehabt: „Dennoch stehen wir – was Todesfälle und Rückgang in Lebenserwartung betrifft – nicht besser da. Das bedeutet, dass wir für die Zukunft viel lernen und uns besser auf die nächste Pandemie vorbereiten können. Wesentlich dafür ist ein gutes Zusammenspiel zwischen Forschung und Praxis.“

Besonders beeindruckte ein Projekt, das Anna Petherick von der Universität Oxford vorstellte. Hunderte Freiwillige aus der ganzen Welt haben dafür aus ihren Heimatländern von Pandemiebeginn an Daten zu den Corona-Regeln und -Gesetzen gesammelt, um zu sehen, wie die einzelnen Länder mit ihren Richtlinien durch die Krise kamen.

Kommunikation

In einer anschließenden Podiumsdiskussion tauschte man sich darüber aus, welche Erkenntnisse man in zwei Jahren Pandemie für die Zukunft mitnehmen konnte. Für Jakob-Moritz Eberl von der Universität Wien ist das Thema Transparenz. Es müsse klar an die Bevölkerung kommuniziert werden, wie man zu den Entscheidungen – wie etwa Beschränkungen – kommt.

Kongress: Was man aus der Pandemie lernen könnte

Von Laer, Foitik, Schernhammer und Eberl diskutierten die sogenannten "lessons learned" der Krise.

Laut Eva Schernhammer, Medizinische Universität Wien, sei vor allem die Zusammenarbeit der Wissenschafter hervorragend gewesen. Wie das dann jeweils von politischer Seite umgesetzt wurde, habe man in beratender Funktion keinen großen Einfluss mehr.

Das führt auch Dorothee von Laer, Medizinische Uni Innsbruck, aus. Die Politik müsse eben andere Aspekte miteinbeziehen als Ärztinnen und Ärzte. Als Medizinerin sei sie dafür alles zu tun, möglichst jeden Toten zu vermeiden. Ein Politiker müsse aber abwägen, wegen der verschiedenen Einschränkungen – von Laer fand aber auch schärfere Worte in der Diskussion. Als vor einem Jahr Wissenschafter vor der neuen Welle im Herbst warnten und man die Pandemie vonseiten der Politik für beendet erklärte, seien es keine Abwägungen gewesen, die da zwischen verschiedenen Interessen eine Rolle gespielt haben: „Das war schlicht und ergreifend Dummheit.“

Für Gerry Foitik, Österreichisches Rotes Kreuz, heißt Prävention im Krisenmanagement vor allem, dass man nicht nur an die nächste Krise denkt.

„Es bedeutet, dass man eine ruhigere Phase dafür nutzt, sich auf unruhigere Phasen vorzubereiten, aber auch dann eine heitere Gelassenheit in dieser Phase zu haben.“

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