Zwischen zehn und fünfzehn Prozent aller Paare bleiben ungewollt kinderlos. Der unerfüllte Babywunsch führt Betroffene oft in eine Kinderwunsch-Klinik. Dort erfolgt die Beratung, Diagnose und entsprechende Behandlung bei ausbleibender Schwangerschaft. Solche Institute unterliegen strengsten Sicherheitsvorschriften.
"Nachdem jede Kinderwunsch-Klinik eine Krankenanstalt ist, muss sie die dafür vorgesehenen Auflagen erfüllen. Diese sind je nach Bundesland unterschiedlich", erklärt Andreas Obruca, Leiter des Kinderwunschzentrums an der Wien und Präsident der Österreichischen IVF-Gesellschaft. Weitere Auflagen ergeben sich durch die Koppelung der Kliniken an den IVF-Fonds, der kinderlose Paare finanziell unterstützt. "Die dritte Stufe der Sicherheitsvorkehrungen beruht darauf, dass Kinderwunsch-Kliniken auch Gewebeentnahmeeinrichtungen und Gewebebanken sind, weil dort etwa Eizellen entnommen und gelagert werden." Ob die Auflagen eingehalten werden, kontrolliert die Gesundheitsagentur AGES.
Manche Follikel-Punktionen finden statt, während die Patientin im Dämmerschlaf ist. Ein Teil erfolgt ohne Schmerzausschaltung, ein anderer Teil unter Kurznarkose, für die Propofol verabreicht wird. „In einigen Klinken sind die Anästhesisten angestellt, in anderen werden sie nach Bedarf angefordert“, sagt Obruca. Manche Kinderwunschklinken seien zudem mit eigenen Anstaltsapotheken ausgestattet, andere werden laufend mit Medikation von Vertragsapotheken beliefert.
Routine-Eingriff
"Viele Frauen und Paare, die im Zuge ihrer Fruchtbarkeitsbehandlung an einer Kinderwunsch-Klinik kurz vor der Eizellen-Entnahme stehen, sind wegen der tragischen Vorfälle verunsichert", berichtet Obruca. Das sei verständlich, auch deshalb, weil es auch durch die Follikel-Punktion an sich zu Komplikationen kommen kann. "Auch wenn das in den konkreten Fällen unwahrscheinlich erschient."
Rund 15.000 Mal wird der Eingriff hierzulande jährlich problemlos durchgeführt. Bei der Mini-OP werden die Eizellen aus den Eibläschen (Follikel), unterstützt durch modernste Ultraschalltechnik, durch die Scheide entnommen. "Das Eibläschen wird mit einer dünnen Nadel angestochen und die darin befindliche Flüssigkeit mitsamt der Eizelle abgesaugt. Dann wird die entnommene Flüssigkeit unterm Mikroskop untersucht, ob auch wirklich Eizellen darin enthalten sind. Sollte dies der Fall sein, werden sie in ein Kulturschälchen überstellt und bis zur Befruchtung gelagert." Dabei könne es zu Blutungen oder kleineren Verletzungen kommen. "Die Blutung kann durch einen Tampon gestillt werden." Denkbar sind auch Verletzungen der Gefäße oder des Darmes. Allerdings sind solche Komplikationen sehr selten (1 aus ca. 5.000 Patientinnen), "weil man am Ultraschall genau sieht, wo man sich mit der Nadel befindet".
Möglich ist auch, dass nach einer Überstimulation des Eierstockes (statt 10 bis 20 Eibläschen bilden sich bis zu 50) die Eierstöcke nach der Entnahme anschwellen und Beschwerden verursachen. "Hier versucht man heutzutage durch eine individualisierte Hormonbehandlung gegenzusteuern."
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