"Die Täter bewegen sich meist in Asia-Sex-Chats. Dort taucht nicht selten die Frage auf, ob sie nicht auch Lust auf etwas Jüngeres haben", erklärt Ungerböck. In der Folge werden Links zu privaten Skype-Chats verschickt.
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Wer diesen folgt, gelangt an den Ort des Missbrauchs: Meist das Zuhause in dem Opfer und Täter gemeinsam leben. Oder vielmehr Täterinnen – 65 Prozent der Täter auf den Philippinen, die Missbrauch organisieren, sind weiblich.
Die Familie als Täter
Täterinnen, die von den minderjährigen Opfern nicht selten Mama, Schwester, Tante oder Nichte genannt werden. "Wir beobachten, dass oft Bezugspersonen den Missbrauch durchführen. Nicht selten sind sie selbst in der Vergangenheit zu Opfern in diesen Chats geworden, bis sie zu alt wurden", erklärt Ungerböck.
Es ist das Jahr 2014 als Ungerböck und sein siebenköpfiges Team im Bundeskriminalamt (in den Landeskriminalämtern sitzen weitere Ermittler, Anmerkung) zum ersten Mal mit dieser Form des Missbrauchs in Österreich konfrontiert werden.
Zusammenarbeit mit 10.000 Kilometer Entfernung
Seither hat sich vieles verändert. Etwa die Zusammenarbeit mit den philippinischen Behörden in 10.000 Kilometern Entfernung. Auch das verdeutlicht der Fall des 45-jährigen Österreichers. Aus welchem Bundesland er genau stammt, wird aus ermittlungstaktischen Gründen hier nicht genannt. Es handelt sich allerdings nicht um Wien.
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Aus Österreich kam jedenfalls jener Hinweis, der zur Rettung der 10-Jährigen in der Provinz Davao führte. Sie lebt nun in einer Sozialeinrichtung. Nicht das erste Mal, dass ein Kind dank Ermittlungsergebnisse aus Österreich in Sicherheit gebracht werden konnte.
Eines von 100 Kindern wird zum Opfer
Die Frage bleibt, warum ist immer wieder der Inselstaat betroffen, wenn es um den sexuellen Missbrauch von Kindern geht? Eine Antwort liefert die internationale Studie "Scale of Harm", die versucht die Ausbreitung sexuellen Kindesmissbrauchs durch das Internet auf den Philippinen zu quantifizieren.
Das Ergebnis: 2022 sollen demnach fast eine halbe Million philippinischer Kinder sexuell missbraucht worden sein, um durch den Missbrauch Geld zu verdienen.
Eines von 100 Kindern wird somit laut Studie zum Opfer.
"Warum die Philippinen zu solch einem Hotspot des Missbrauchs geworden sind, liegt sicher auch daran, dass Englisch dort Amtssprache ist und somit die Kommunikation zwischen Opfern und Tätern einfach ist", erklärt Ungerböck.
In Österreich setzt man vor allem darauf, dass auch die Staatsanwaltschaft für Fälle wie diesen sensiblisiert wird. Wie etwa bei gemeinsamen Tagungen, wie zuletzt in Windischgarsten.
Zahlungsflüsse verfolgen
Der 45-jährige verdächtige Österreicher sitzt übrigens in Haft. Seine 30 Euro, die er immer wieder in jenes Land überwiesen hatte, in dem ein Beamter 200 Euro im Monat verdient, sollten ihn am Ende überführen.
Wegen des Verdachts auf Kinderpornografie werteten die Ermittler unzählige Datenträger des Mannes aus und stießen auf die Zahlungsflüsse.
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"Das ist akribische Arbeit. Man durchsucht Unmengen von Daten und es sind diese Details, die zu den Opfern führen", sagt Ermittler Ungerböck. Details, die es in Fällen zu finden gilt, wie jenen, den Ungerböck gerade aktuell bearbeitet. Auszuwertende Datenmenge: 40 Terabyte.
Oder anders formuliert: Eine Datenmenge, die rund 320 Smartphones mit kinderpornografischen Darstellungen füllen würde.
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