Die Tatsache, dass ein Schauspieler ohne spezifische IT-Ausbildung offenbar problemlos an derart problematisches Material kommt, wirft die Frage auf, was das Darknet eigentlich ist und ob es sich dabei um einen völlig gesetzlosen Raum handelt.
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Mit wenigen Klicks
Der Wiener Datenforscher Bernhard Haslhofer hat Antworten: „Um ins Darkweb zu kommen, muss man nur einen sogenannten Tor-Browser herunterladen. Der funktioniert wie jeder andere Browser, ermöglicht aber den Zugriff auf Links, die keinem Anbieter zuordenbar sind.“
Auf diesen Seiten kann man anonym surfen – vorausgesetzt man findet sie. Haslhofer zeigt es vor: Mit wenigen Klicks landet er bei einer Suchmaschine. „Jetzt muss man nur den gewünschten Suchbegriff eingeben.“ Und tatsächlich: Egal, ob Waffen, Drogen oder Kinderpornografie – innerhalb von Sekunden finden sich Hunderte Angebote.
An dieser Stelle kommen Haslhofer und sein Team vom Complexity Science Hub (CSH) in Wien ins Spiel. Sie haben sich auf das Aufspüren von Betreibern und Kunden einschlägiger Plattformen spezialisiert.
Der Forscher ist ein Experte für Kryptowährungstransaktionen und hat Methoden entwickelt, um Zahlungsflüsse von Kinderpornokonsumenten im Darkweb so weit zu verfolgen, dass deren Identität ausgeforscht werden kann.
Rund 385.000 Links gingen im Darknet online
Dafür notwendig ist im ersten Schritt eine in den Niederlanden entwickelte Software, die das Darknet nach verdächtigen Inhalten durchforstet – und dabei nicht selten fündig wird. Rund 385.000 Links, die zu Seiten mit sexuellem Missbrauch führen, gingen im Darknet in den vergangenen zehn Jahren online.
100.000 davon sind aktuell aktiv, wie Auswertungen des sogenannten Darkweb-Monitors zeigen. Nur im Bereich Finanzkriminalität gibt es mehr Anbieter.
Trügerische Anonymität
Haslhofer betont, dass die Anonymität selbst in den dunkelsten Ecken des Internets Grenzen kennt. Mit seiner Methode werden Kryptozahlungen für kinderpornografisches Material automatisch verfolgt und entschlüsselt. Dazu werden Kryptokonten von Käufern mit Adressen der Anbieter verknüpft. Danach sind die Ermittlungsbehörden gefragt, die in Kooperation mit Krypto-Handelsplattformen die Namen hinter den Konten ausforschen.
Ersten Ergebnisse sind vielversprechend
Wenngleich die ersten Ergebnisse vielversprechend sind – bayrische Cyberkriminalisten setzen bereits auf die Software – ist klar, dass so nicht alle Täter aufgespürt werden. Schauspieler Teichtmeister etwa behauptet, nie für Missbrauchsdarstellungen bezahlt, sondern nur frei zugängliche Dateien gehortet zu haben.
Haslhofer gibt zudem zu bedenken: „Viele Pädophile sind gar nicht im Darkweb unterwegs. Die tauschen sich auf Social Media oder in Telegram-Gruppen aus.“ Dort gebe es keine Zahlungsflüsse, die man verfolgen könne. „Getauscht werden Bilder und Videos. Die Ware ist dort die Währung.“
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