„Kein normales Verhalten“: Wolf sorgt auf Rinderfarm für Unbehagen
Ein oder mehrere verhaltensauffällige Problemwölfe sorgen seit Tagen in Nieder- und Oberösterreich für Unbehagen bei der Bevölkerung.
Nachdem am Mittwoch ein junges Exemplar in einem Schnitzel Drive-in in der Langenloiser Straße in Krems an der Donau seelenruhig vor sich hin getrottet ist, hat es am Samstag im 40 Kilometer entfernten Pöggstall (Bezirk Melk) die nächste besorgniserregende Begegnung zwischen Raubtier und Mensch gegeben.
Micha und Elisabeth Hamersky züchten Texas-Longhorn-Rinder. Das jüngste ihrer Kälber ist erst am Freitag auf die Welt gekommen.
Als Micha Hamersky Samstagfrüh auf der Ranch nach den Tieren sehen sollte, standen er und sein fünfjähriger Sohn plötzlich mit einem stattlichen Wolf von Angesicht zu Angesicht. „Es war schon ein mulmiges Gefühl“, erklärt der Rinderzüchter. Besonders die Tatsache, dass das Raubtier zunächst keine Anstalten machte, zu flüchten, bereitet Hamersky Sorge.
Seine vier zum Teil noch kleinen Kinder seien es gewohnt, frei am Hof herum zu laufen. „Dass hier ein Wolf herum zieht, der kaum Scheu zeigt, bereitet mir schon etwas Kopfzerbrechen“, so der Landwirt im Gespräch mit dem KURIER. Die Sichtung meldete er sofort Polizei und Jägerschaft. Es dauerte nicht lange, da meldete sich auch eine Mitarbeiterin des Forschungsinstituts für Wildtierkunde und Ökologie (Fiwi) der Vetmeduni Wien.
Kaum Scheu
Micha Hamersky sei kein Typ, der in Panik verfällt. Sorge bereite ihm aber, dass das Raubtier kein typisches Verhalten an den Tag gelegt habe. Der Wolf ließ sich anfangs nicht vertreiben. Erst als der Rinderzüchter laut schreiend und wild gestikulierend auf ihn zulief, machte er kehrt und suchte langsam das Weite. Er sei kein militanter Gegner der Raubtiere, „aber mir fehlen die Lösungen für ein immer akuter werdendes Problem in unserem Land.“
„Kein normales Verhalten": Wolf sorgt für Unbehagen
Was ist Leben wert?
Bis ein Tier als sogenannter Problem- oder Risikowolf tituliert und von der Behörde zum Abschuss freigegeben werden kann, vergehe viel zu viel Zeit, sagt Hamersky. Er vermisst in der öffentlich geführten Debatte um die Wiederansiedlung der Raubtiere einen ganz wesentlichen Punkt. „Wie viele Schafe darf ein Wolf reißen, bevor er selbst zum Abschuss freigegeben wird? Ist das Leben des Raubtieres mehr wert als das eines Schafes?“
Seine Kinder will Hamersky nach der Begegnung zunächst nicht mehr alleine ins Freie lassen. „Die Rinder werde ich in den nächsten Tagen wieder hinaus lassen und sehen, was passiert“.
Nicht mehr so schnell vergessen wird eine 13-Jährige aus Windhaag bei Freistadt im Mühlviertel (OÖ) ihre Begegnung mit zwei Wölfen beim Joggen. Die Tochter des Landwirte-Ehepaars Affenzeller ist am Ostersonntag, wie berichtet, bei einem Waldlauf auf die Raubtiere gestoßen. „In Todesangst“ sei das Mädchen um ihr Leben gelaufen, ein Wolf habe sie ein kurzes Stück verfolgt.
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