Karfreitag: ÖVP-Gemeindechefs wollen Beamten frei geben
Die türkis-blaue Bundesregierung wird die Debatte um den Karfreitag nicht los – und die kommunale Ebene scheint sich in dieser Frage ihrer Kontrolle zusehends zu entziehen.
Am Sonntag ließ Thomas Steiner, ÖVP-Bürgermeister von Eisenstadt, in einer Aussendung wissen, dass in seiner Gemeinde am Karfreitag alles bleibe wie bisher. Das heißt: „Alle Mitarbeiter der Stadt haben am Karfreitag frei – ohne dafür einen Urlaubstag aufwenden zu müssen.“ Und zwar unabhängig von ihrer Konfession.
Tags zuvor hatte bereits der Mödlinger ÖVP-Bürgermeister Hans Stefan Hintner angekündigt, dass protestantische Mitarbeiter der niederösterreichischen Stadtgemeinde am Karfreitag Sonderurlaub bekommen.
Mit Steiner, pikanterweise auch ÖVP-Landesparteiobmann des Burgenlands, konterkariert nun ein weiterer parteieigener Bürgermeister die türkis-blaue Linie in der Feiertagsdebatte. Auch wenn die Burgenland-ÖVP am Sonntag bemüht war, die Wogen zu glätten und versicherte, dass sie hinter der Lösung der Bundesregierung stehe.
Die evangelische Gemeinde, deren Mitglieder um einen Feiertag umfallen, ist vor allem im Süden Österreichs – vom Burgenland über die Steiermark bis nach Kärnten – stark vertreten. So wundert es wenig, dass die dortigen Bürgermeister nicht am freien Karfreitag für ihre Mitarbeiter rütteln wollen, wie ein KURIER-Rundruf zeigt.
Alles bleibt, wie es immer war
„Wir haben das schon immer so gemacht, dass wir den Gemeindebediensteten am Karfreitag freigegeben haben und werden das weiter so machen“, sagt Martin Treffen, ÖVP-Bürgermeister im Kärntner Feldkirchen. Als Personalchef gewähre er sowohl seinen evangelischen als auch den anderen Mitarbeitern Sonderurlaub. „In Wahrheit geht es um einen halben Tag, weil ja ab Mittag sowieso zu ist“, sagt er – glaubt aber auch, dass „deswegen die Kirchen nicht voller sind. Viel eher geht es um Freizeit und das verlängerte Wochenende.“
Auch im steirischen Fürstenfeld an der Grenze zum Burgenland stehen die Zeichen bereits auf einen freien Karfreitag für alle Mitarbeiter. ÖVP-Bürgermeister Franz Jost will seinem Stadtrat, mit dem er das Thema am heutigen Montag bespricht, nicht vorgreifen: „Aber wir werden diese Lösung anstreben. Wir sind sehr freundlich zu unseren Bediensteten.“
Im Städtebund wurde das Thema noch nicht diskutiert, sagt Generalsekretär Thomas Weninger. Persönlich finde er die Regierungslösung „hatschert“. Und sie stellt viele Kommunen vor die Frage, wie sie in Bezug auf die eigenen Mitarbeiter reagieren.
Köpferauchen in Gemeindestuben
„Wir haben abgewartet, was der Bund macht und werden uns ab Montag damit auseinandersetzen“, heißt es aus dem Büro von Siegfried Nagl, ÖVP-Bürgermeister von Graz. Selbiges ist aus der Stadt Salzburg zu vernehmen: ÖVP-Stadtchef Harald Preuner, der am Sonntag eine Gemeinderatswahl zu schlagen hat, will das Thema in der heutigen Regierungssitzung besprechen und auch Personalvertreter einbinden.
Der Gemeindebund gibt keine Empfehlung ab. Frei oder nicht, das sei – wie in der Privatwirtschaft – dem Dienstgeber überlasen, heißt es dort. Eine Warnung gibt aber der ehemalige Präsident ab: Helmut Mödlhammer, selbst jahrzehntelang Bürgermeister, meint: „Man muss aufpassen, bei der Bevölkerung keine Privilegiendebatte im Öffentlichen Dienst anzufachen.“
Über solche Privilegien ärgert sich auch Willibald Ebner, einziger steirischer FPÖ-Bürgermeister (Breitenau am Hochlantsch): „Es hat ja nicht die ganze Bevölkerung frei.“ Auch wenn er, selbst Protestant, bisher am Karfreitag meist gearbeitet habe, freut ihn die neue Regelung nicht. Wie er das Thema in seiner Gemeinde handhabt, weiß er noch nicht.
Übrigens hat nicht nur so mancher Kommunalpolitiker, sondern auch FPÖ-Vizekanzler Heinz-Christian Strache die Spendierhosen an. Im Vorjahr hat er die öffentlich Bediensteten ganztägig vom Dienst befreit. „Vizekanzler Heinz-Christian Strache wünscht Ihnen schöne Feiertage im Kreise Ihrer Familien“, hieß es in einem Schreiben an alle Mitarbeiter.
Was ist der Karfreitag?
Trauertag bei Katholiken
Am Karfreitag gedenken die Christen der Kreuzigung Jesu. Der Begriff leitet sich vom althochdeutschen „kara“ für „klagen/trauern“ ab. Für die frühen Christen war es ein Gedenktag. Im Mittelalter galt er nur als „halber Feiertag“, die Arbeit sollte nur während des Gottesdienstes ruhen. 1642 erklärte Papst Urban VIII den Karfreitag für die katholische Kirche zum Werktag.
„Guter Tag“ bei Protestanten
Im Protestantismus erfuhr der Karfreitag eine Umdeutung: Martin Luther leitete das „Kar-“ vom lateinischen „carus“ (lieb, teuer) ab und erklärte ihn zum „Guten Freitag“ (im angelsächsischen Raum bis heute „Good Friday“). Im Zentrum stand nicht der Tod, sondern Jesu Bereitschaft, sich für die Menschen zu opfern. Der höchste Feiertag ist für Protestanten aber – wie für alle Christen – der Ostersonntag.
Seit 1955 ein Feiertag
Um der Bedeutung für Protestanten, Altkatholiken und Methodisten gebührend Rechnung zu tragen, wurde auf Betreiben von Bruno Pittermann (SPÖ) der Karfreitag für Angehörige dieser Konfessionen in Österreich 1955 zum gesetzlichen Feiertag erklärt.
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