Wo man die Welt nicht anschaut

Das Café Sperl um 1965. Sehr viel verändert hat sich seither glücklicherweise nicht
Über den Ort, an dem man dem „zweckfreien Vergehenlassen der Zeit“ frönt

Das Café Central, schrieb Alfred Polgar, sei eigentlich eine Weltanschauung und er fügte hinzu: Nämlich eine, deren innerster Inhalt es sei, die Welt nicht anzuschauen.

Ohne dem großen Literaten widersprechen zu wollen: Das trifft, wenn vielleicht nicht auf alle, doch auf viele Kaffeehäuser Wiens zu. So ähnlich formulierte es später ja auch Friedrich Torberg. Dass es gerade auf das Central kaum mehr zutrifft, weil dieses zum Touristen-Treff geworden ist, der es verunmöglicht, konsequent Innenschau zu betreiben, ist eine andere Geschichte (die dieser Tage pandemiebedingt ja wiederum auch nicht stimmt).

Das Kaffeehaus also. Wer aller in ihm saß und die Welt (nicht) betrachtete, war im Lauf des vergangenen Jahrhunderts Gegenstand unzähliger Traktate. Unter anderem Friedrich Torbergs noch immer gültiger Kaffeehaus-Huldigung „Kaffeehaus war überall“ (1961) – samt der Überlegung, dass Legenden in Wien besonders gut funktionieren. 

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