Martin B. (42) ist demnach von seinem tschetschenischen Landsmann und Kadyrow-Anhänger Sar-Ali A. (47) auf einem Parkplatz in Gerasdorf (NÖ) in eine Falle gelockt und getötet worden. Die Anklage ist bereits rechtskräftig, erklärt der Strafverteidiger des Beschuldigten. Sar-Ali A. droht lebenslange Haft, er ist bisher nicht geständig. Er sei zwar am Schauplatz in Gerasdorf gewesen, habe diesen aber verlassen, als Ansor aus Wien noch am Leben war, sagt sein Anwalt. Diese Aussage steht im diametralen Widerspruch zu den Ermittlungsergebnissen. Dass Martin B. ins Visier von Kadyrow-Gefolgsleuten gekommen war, entging auch dem Verfassungsschutz und ihm selbst nicht. Im Sommer des Vorjahres wollte er zum Schutz zwei Pistolen und wandte sich so an den Waffenschieber Sar-Ali A.. Martin B. wusste, dass A. eine Gefahr für ihn darstellen könnte, weil er auf Kadyrows Seite stand, und nahm zu dem vermeintlichen Waffengeschäft seinen Leibwächter mit.
Laut Anklage stieg Sar-Ali A. ins Auto zu Martin B. und feuerte laut Schießgutachten mit einer Pistole aus 30 Zentimeter Entfernung in die Herzgegend des Opfers. Danach folgten weitere Schüsse. Der Angeklagte wird durch Spuren massiv belastet. Auf der Kleidung des Verdächtigen fanden sich Schmauchspuren, seine DNA war im Fahrzeug des Opfers. Außerdem klebte Blut des Getöteten an den Schuhen des mutmaßlichen Schützen.
Konten leer
Es gibt zahlreiche Hinweise im Verfahren für einen politischen Auftragsmord, beweisen ließ sich das aber nicht. Auch von den angeblich fünf Millionen Euro Kopfgeld, die aus Grosny, der Hauptstadt von Tschetschenien, auf den Regierungskritiker ausgesetzt wurden, „gibt es keinen einzigen tauglichen Hinweis, dass an meinen Mandanten Geld geflossen ist“, sagt sein Rechtsanwalt. Da es keine unmittelbare Spur zu Kadyrows Gefolge gibt, konnten aus seinem Umfeld auch keine Zeugen geladen werden.
Ganz haben Verfassungsschutz und Staatsanwaltschaft die Hoffnung aber noch nicht aufgegeben. Eine Schlüsselfigur wird in Tschetschenien vermutet und ist international zur Haft ausgeschrieben, nämlich Salman M.. Er könnte als Mitwisser agiert haben und zudem die Tatwaffe als symbolischen Akt der Treue nach Grosny gebracht haben.
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