Johannes Steinhart wird wohl auch Österreichs Ärztechef
„Prinz Charles“ wird Johannes Steinhart von seinen Kollegen in der Standesvertretung gerne genannt. Musste doch der heute 67-Jährige seit 1999 in der Funktion des Vizepräsidenten der Wiener Ärztekammer ausharren, ehe es ihm in der Vorwoche endlich gelang, zu Wiens obersten Ärztevertreter gekürt zu werden.
Doch damit dürfte der Karrieregipfel des ÖVP-nahen Urologen noch nicht erreicht sein. Glaubt man Kammerkreisen, wird Steinhart seinen SPÖ-nahen Erzrivalen Thomas Szekeres nicht nur in Wien, sondern auch als Präsident der Österreichischen Ärztekammer (ÖÄK) beerben. Die Kür findet zwar erst beim Ärztetag am 24. Juni statt, doch schon jetzt zeichnet sich ab, dass es wohl keinen ernsthaften Herausforderer für Steinhart gibt.
Das aus mehreren Gründen: Den meisten möglichen Konkurrenten aus den Reihen der anderen Landeschefs fehlt schlichtweg die Erfahrung. Im Zuge der heurigen Ärztekammer-Wahlen wurden bzw. werden gleich sieben der neun Präsidenten-Posten der Länder-Kammern neu besetzt.
Erfahrung
Zwar ist auch Steinhart selbst neu im Wiener Präsidentenamt, im Gegensatz zu seinen Amtskollegen hat er aber langjährige Erfahrung als Spitzenfunktionär in der ÖÄK: Seit 2012 ist er dort Vizepräsident und Obmann der Kurie der niedergelassenen Ärzte.
Hinzu kommt: Mit Präsidenten aus der Provinz hat die ÖÄK zuletzt nicht allzu gute Erfahrungen gemacht, wird erzählt. Allen voran mit dem Tiroler Artur Wechselberger (2012 bis 2017), der viel zu wenig in Wien präsent gewesen sei, um dieses Amt formatfüllend ausüben zu können.
Einen potenziell ernst zu nehmenden Konkurrenten hätte Steinhart aber doch: Peter Niedermoser, bereits seit 2007 Ärztekammer-Präsident in Oberösterreich. Er wäre schon 2017 gerne ÖÄK-Präsident geworden, hat sich aber im Duell mit dem ebenfalls ÖVP-nahen Wechselberger im Vorfeld der Wahl derart zerrieben, dass letztlich Szekeres als lachender Dritter übrig blieb.
Dem Vernehmen nach haben sich diesmal aber maßgebliche Länderkammern schon für Steinhart ausgesprochen, sodass der 60-jährige Niedermoser seine Ambitionen noch einmal hintanstellen dürfte. „Es geht um optimale Zusammenarbeit und die besten Köpfe, nicht unbedingt um das Präsidentenamt“, gibt er sich gegenüber dem KURIER diplomatisch.
Da der 67-jährige Steinhart laut Kammer-Kennern nur eine Amtsperiode anstrebt, würde es Niedermoser relativ leicht fallen, noch fünf Jahre zuzuwarten, ist zu hören. Was es heißt, geduldig zu sein, weiß er ja von seinem neuen Wiener Amtskollegen.
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