Steinhart ist Wiener Ärztekammer-Präsident

Steinhart ist Wiener Ärztekammer-Präsident
62 von 81 Mandataren wählten den 67-jährigen Urologen. Zuletzt umstrittener Mediziner Ferenci wird Spitalsärzte-Chef.

Johannes Steinhart ist neuer Präsident der Wiener Ärztekammer. Bei der Wahl in der Kammer-Vollversammlung stimmten 62 von 81 Mandataren für den ÖVP-nahen Funktionär. Steinhart löst damit nach zehn Jahren den SPÖ-nahen Thomas Szekeres ab.

Der 67-Jährige, der eine Urologie-Ordination in Simmering betreibt, hatte die Ärztekammer-Wahl im März mit seiner Liste "Vereinigung" deutlich gewonnen. Er eroberte 26 Mandate. Danach formte er eine Koalition aus mehreren Fraktionen, die auf insgesamt 56 Mandate kommt. Das heißt: Am Dienstag haben auch Mandatare für Steinhart gestimmt, die nicht zu seiner Koalition gehören.

Von 1992 bis 2015 war er auch ärztlicher Leiter und Geschäftsführer des Krankenhauses des Göttlichen Heilandes. Auf Kammerebene war Steinhart zuletzt Vizepräsident in der Wiener Kammer und auch auf Bundesebene Vizepräsident und oberster Vertreter der niedergelassenen Ärzte. Ihm werden nun auch Chancen zugeschrieben, Präsident der Österreichischen Ärztekammer zu werden. Die Entscheidung fällt Ende Juni.

Steinharts Ziele

Ein geschlossenes und einheitliches Auftreten der Ärzteschaft nach außen sei auch notwendig, um die „dringend anstehenden Verbesserungen und Reformen im heimischen Gesundheitssystem im Sinne einer bestmöglichen medizinischen Versorgung der Patientinnen und Patienten auch zukünftig zu gewährleisten“, so Steinhart in einer ersten Stellungnahme.

Als größte Herausforderung für die nächsten Jahre sieht er die Verbesserung der Arbeitsbedingungen von Spitalsärztinnen und -ärzten, die Attraktivierung des niedergelassenen Kassenbereichs sowie die Sicherstellung einer wohnortnahen niederschwelligen Gesundheitsversorgung vor dem Hintergrund einer stetig wachsenden und älter werdenden Bevölkerung in Wien.

Misstöne im Vorfeld

Im Vorfeld der heutigen Wahl war es zu massiven Misstönen gekommen. Stefan Ferenci, der von der Koalition rund um Steinhart als Kurienobmann der Spitalsärzte vorgesehen ist, wurde wie berichtet von einem Arzt bei der Staatsanwaltschaft angezeigt. Der Vorwurf lautet auf Wählertäuschung. Ferenci habe für die Sektion der Wiener Turnusärzte kandidiert, obwohl er eigentlich ein niedergelassener Arzt in NÖ ist. Nur zum Schein, so der Vorwurf, habe er sich in einer Wiener Ordination für eine Turnusarzt-Ausbildung angemeldet. Ferenci bestreitet die Vorwürfe, alles sei korrekt abgelaufen.
 

Steinhart ist Wiener Ärztekammer-Präsident

Stefan Ferenci

„Es handelte sich um ein verzichtbares, spätes Störfeuer“, sagt Steinhart dazu zum KURIER. Die Kandidatur Ferencis sei rechtlich geprüft und für in Ordnung befunden worden.

Obwohl es aufgrund dieser Vorgänge im Vorfeld großen Unmut unter Kollegen gegenüber Ferenci gab, wurde auch er am Nachmittag von den Mandataren als Vizepräsident und Kurienobmann der angestellten Ärzte bestätigt. Er ist damit oberster Vertreter der rund 9.000 Wiener Spitalsärzte.

In seiner neuen Funktion wird Steinhart mehr noch als bisher mit der Stadt Wien als Gegenüber  zu tun haben. „Wenn man konstruktiv mit uns umgeht, wird es ein gutes Verhältnis werden. Wenn versucht wird, Spielchen zu spielen, weniger“, sagt Steinhart. So sei für ihn nicht nachvollziehbar gewesen, dass im Vorjahr den niedergelassenen Ärzten so wenig Corona-Impfstoff von der Stadt bereitgestellt wurde. Andererseits habe die Kooperation bei der Versorgung von Corona-Patienten sehr gut funktioniert.

Ob er auch Präsident der Österreichischen Ärztekammer werden will, ließ Steinhart am Dienstag noch offen.

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