Ischgl-Quarantäne: Über zwei Stunden unkontrollierte Ausreise
Die chaotische Verhängung der Quarantäne über das Paznauntal mit Ischgl und St. Anton am Freitag, den 13. März, sorgt bis heute für zahlreiche offene Fragen.
Die Beantwortung einer parlamentarischen Anfrage der Tiroler SPÖ-Nationalrätin Selma Yildirim durch Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) bestätigt nun KURIER-Recherchen, wonach Gäste und Saisonniers in den betroffenen Regionen über zwei Stunden unkontrolliert ausreisen konnten.
Wie mehrfach berichtet hatte ÖVP-Bundeskanzler Sebastian Kurz die Verhängung der Quarantäne um 14 Uhr live im Fernsehen verkündet (Er ließ eine an ihn gerichtete SPÖ-Anfrage zu den Umständen der Abreise mangels Zuständigkeit unbeantwortet).
Ausländische Gäste durften an jenem Tag gemäß den Vorgaben unter Vorlage eines unterfertigten Formulars ausreisen. Alle anderen mussten bleiben.
Start um 16.20 Uhr
Noch am selben Tag berichtete der KURIER, dass die Polizei erst am späten Nachmittag mit den Kontrollen begonnen hatte. Wie aus der Anfragebeantwortung hervorgeht, wurden die Checkpoints der Exekutive zwar schon um 14 Uhr eingerichtet.
Es heißt aber auch: „Um ca. 16.20 Uhr erfolgte die mündliche Beauftragung der Polizei, mit der Kontrolltätigkeit an festgelegten Kontrollpunkten zu beginnen.“
Damit blieben Urlaubern aus dem In- und Ausland fast zweieinhalb Stunden nach der Quarantäne-Ankündigung Zeit, das Paznauntal und St. Anton ohne Beschränkung zu verlassen. Und somit das Coronavirus unkontrolliert weiter zu verbreiten.
Formulare erst um 16 Uhr fertig
Wie bereits Anfang April berichtet, trudelten jene Formulare vom Land, die Gäste unterfertigen und an den Kontrollstellen vorweisen mussten, um sich zur sofortigen Ausreise aus Tirol zu verpflichten, auch erst gegen 16 Uhr bei den jeweiligen Tourismusverbänden ein.
Durchschriften der Ausreiseblätter wurden von Hotels bzw. Tourismusverbänden an das Land Tirol weitergereicht. Und von diesem wiederum an den Einsatzstab des Bundes, damit dieser die Gesundheitsbehörden der Urlauber in deren Heimatländern informieren konnte. Es handelte sich um die Daten von „mehreren Tausend Personen“, teilte das Land Tirol auf Anfrage mit.
Eine konkrete Zahl konnte ein Sprecher dabei nicht nennen, da es sowohl Formulare für Einzelpersonen als auch Familien gegeben habe. Darüber hinaus seien die Gästedatensätze aller Gäste im Paznauntal und in St. Anton am Arlberg von Anfang März bis inklusive 14. März erhoben und zusätzlich an den Einsatzstab des Bundes übermittelt worden.
Man habe ersucht, diese Daten ebenfalls an die jeweiligen Gesundheitsbehörden der Heimatstaaten weiterzuleiten.
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