Stars wie Naomi Campbell oder Kate Moss geben sich in dem Gesundheitstempel am Wörthersee, der der Familie von Hannes Androsch gehört, die Klinke in die Hand. Entweder deren Instagram-Postings oder die zehnseitige Reportage über das Kärntner Hotel in der New Yorker Vogue könnten ihren Beitrag dazu geleistet haben, dass auch Anna Sorokin sich für das Vivamayr interessierte.
Zwei Wochen lang hat sie in dem Hotel gewohnt und zahlreiche exklusive Kuren und Behandlungen in Anspruch genommen, wie die Kronen Zeitung berichtet. Mit einem Übernachtungspreis von bis zu 545 Euro pro Nacht bei Doppelbelegung und zusätzlichen Behandlungskosten dürfte das Hotel auf einer Schuldensumme von bis zu 5.000 Euro pro Woche sitzen geblieben sein. Die genaue Summe nennt das Hotel nicht.
Kreditkarte funktionierte nicht
„Wir hatten damals noch kein Anzahlungssystem und auch sonst ist es noch nie vorgekommen, dass eine Kundin oder ein Kunde nicht bezahlt“, sagt Serhan Güven, Direktor des Vivamayr zum KURIER. Die Kreditkarte von Anna Sorokin habe, ähnlich wie in der Serie, nicht funktioniert. Nach der Bitte, das Geld zu überweisen, sei die vermeintliche Erbin am frühen Morgen Hals über Kopf geflüchtet.
Im Hotel sei man zu dem Zeitpunkt stutzig geworden. „Ich bin aber noch immer davon ausgegangen, dass das Geld eintreffen wird“, so Güven. Drei Monate lang habe weiterhin Kontakt bestanden. „Sie hat immer brav zurückgeschrieben, das war sehr glaubwürdig.“ Erst als keine Antwort mehr kam, habe man bemerkt, einer Betrügerin aufgesessen zu sein.
Freundlicher als in der Serie
Gehässig oder egozentrisch, wie Anna Sorokin in der Serie "Inventing Anna" dargestellt wird, sei die echte Anna Sorokin nicht gewesen. Sie sei den Mitarbeitern nicht besonders aufgefallen. Nur die nicht bezahlte Rechnung habe nicht ins Bild gepasst.
Rückzahlungen habe das Hotel keine erhalten und auch am Prozess, der 2019 gegen Anna Sorokin geführt wurde, habe man sich nicht beteiligt. Das einzige, was bleibt, ist ein Foto der falschen Erbin im Hotelpool am Wörthersee, eine noch immer offene Rechnung und die Hoffnung, „dass die Gäste in Zukunft weiterhin zahlen“, so Güven.
Betrug wird zum Netflix-Hit
Um Anna Sorokin die Rechte an der Geschichte abzukaufen, hat Netflix 320.000 US-Dollar an Sorokin gezahlt. Davon musste sie – wegen dem "Son of Sam"-Gesetz aus den 70ern, benannt nach einem Serien-Killer – Restitutionen, Strafen und Anwaltskosten zahlen.
Ihr blieben danach noch 22.000 US-Dollar. Der Aufstieg und Fall von Anna Sorokin wurde dann zur Netflix-Serie: „Inventing Anna“, produziert von Shonda Rhimes („Grey’s Anatomy“), erzählt in neun Episoden, wie sich die Hochstaplerin in die New Yorker High Society schummelte. Als Grundlage diente ein Artikel der Journalistin Jessica Pressler, der 2018 im New York Magazine erschienen ist. In die Hauptrolle der Anna Sorokin schlüpfte Julia Garner („Ozark“), die Journalistin wird von Anna Chlumsky („My Girl“) gespielt.
Die Serie, die seit 11. Februar verfügbar ist, führt aktuell die Netflix-Top-Ten in Österreich an und konnte auch international einen Rekord knacken: Laut Netflix handelt es sich bei „Inventing Anna“ um die innerhalb einer Woche meistgesehene englischsprachige Serie des Streamingdienstes, seit der Anbieter im vergangenen Sommer sein Quotensystem umgestellt hat.
Zwischen 14. und 20. Februar wurden mehr als 195 Millionen Stunden geschaut. Deutlich übertrumpft wird „Inventing Anna“ jedoch von einigen nicht-englischsprachigen Produktionen: Der koreanische Hit „Squid Game“ kam im Herbst 2021 in einer Woche auf rund 571 Millionen Stunden.
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