Ende des Luxuslebens: Deutsch-russische Hochstaplerin Sorokin verurteilt
Statt in Luxushotels und Privatjets muss die deutsch-russische Hochstaplerin Anna Sorokin die nächsten Jahre in einer kargen Gefängniszelle verbringen: Ein Gericht in New York verurteilte die 28-Jährige am Donnerstag zu vier bis zwölf Jahren Haft. Die Verfilmung ihrer Geschichte ist bereits in Planung.
Die Tochter eines russischen Lastwagenfahrers hatte sich in den USA eine neue Identität als reiche Erbin erfunden und einen luxuriösen Lebensstil auf Kosten anderer erschwindelt. Zur Strafmaßverkündung trug Sorokin ein elegantes schwarzes Kleid und eine riesige schwarze Hornbrille. Sie war Ende April von einer Jury des schweren Diebstahls sowie des Diebstahls von Dienstleistungen im Umfang von insgesamt rund 275.000 Dollar (245.689,27 Euro) für schuldig befunden worden. Während ihrer "langen Maskerade" habe sie "echte Verbrechen" begangen, sagte Bezirksstaatsanwalt Cyrus Vance.
Vier bis zwölf Jahre Haft
Sorokin war es laut Staatsanwaltschaft durch geschickte Lügen und selbstbewusstes Auftreten gelungen, zwischen November 2016 und August 2017 von verschiedenen Banken Kredite in Höhe von zehntausenden Dollar zu erhalten, umsonst in Privatflugzeugen zu reisen und monatelang in Luxushotels im New Yorker Stadtteil Manhattan zu leben, ohne die Rechnungen zu begleichen. Das Strafmaß sieht vor, dass sie bis zu zwölf Jahre hinter Gittern verbringen muss. Nur bei guter Führung kann sie nach vier Jahren freikommen. Außerdem wurde sie von Richterin Diane Kiesel dazu verurteilt, insgesamt knapp 200.000 Dollar (178.000 Euro) an ihre Opfer zurückzuerstatten und eine Strafe von 24.000 Dollar zu zahlen.
Eine damalige Freundin, die "Vanity Fair"-Fotografin Rachel Williams, wurde von Sorokin in das Luxushotel "La Mamounia" im marokkanischen Marrakesch eingeladen, wo eine Nacht 7.000 Dollar (6.253,91 Euro) kostete. Letztlich blieb Williams auf der Rechnung sitzen, die mit 62.000 Dollar ein Jahresgehalt der Fotografin überstieg. Sorokin versuchte außerdem, eine Mischung aus Nachtclub und Kunstgalerie zu gründen, dafür 22 Millionen Dollar zu leihen - und setzte dabei gefälschte Dokumente ein. Ein einflussreicher Bauherr wollte ihr bereits ein Gebäude an der Park Avenue zur Verfügung stellen.
Sorokins Anwalt Todd Spodek hatte versucht, eine Parallele zwischen der jungen Frau und Frank Sinatra zu ziehen, der einst "New York, New York" besungen hatte: "In einer Stadt, die das Geld und den Anschein von Geld liebt, haben sie sich beide ihre eigenen Chancen verschafft." Sorokin habe wirklich geglaubt, dass das von ihr geplante Nachtclub-Projekt erfolgreich sein werde und sich mit den Krediten und unbezahlten Rechnungen lediglich "Zeit gekauft", argumentierte er. Die Geschworenen überzeugte er damit jedoch nicht.
Sorokin stammt aus bescheidenen Verhältnissen. Als sie 16 Jahre alt war, zog die Familie nach Deutschland. 2016 kam Sorokin in die USA und schlich sich unter dem Namen Anna Delvey in die New Yorker High Society ein.
Der Fall hat in den USA für großes Aufsehen gesorgt. Der Streamingdienst Netflix und der Sender HBO wollen Sorokins Geschichte verfilmen. HBO hat die Rechte von Fotografin Williams erworben, die ihre Geschichte von dem teuren Marokko-Trip erst an die "Vanity Fair" und dann an den US-Kabelsender verkaufte.
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