Internationales russisches Spionage-Netzwerk - mit Spur nach Österreich
Dass Wien eine Zentrale der russischen Geheimdienstaktivitäten ist, ist längst kein Geheimnis mehr. Erst kürzlich berichtete der KURIER über eine gigantische Spionageanlage in der Donaustadt. Im Visier sind viele internationale Behörden wie etwa die UNO-City oder die Atombehörde, aber auch das Außenministerium.
Rund um den Wirecard-Skandal gibt es ebenfalls Vermutungen, dass geheime Informationen aus dem Verfassungsschutz Richtung Wladimir Putin abgeflossen sind. Ein BVT-Mann gilt dabei als möglicher Verbindungsmann, Ermittlungen dazu laufen schon seit einigen Jahren. Auch zwei FPÖ-Politiker standen im Verdacht, so genannte "Einflussagenten" Russlands zu sein.
Dass Österreich nun auch wieder einmal in einem weiteren internationalen russischen Spionagefall verwickelt ist, scheint kein Zufall zu sein. In der aktuellen Causa geht es um eine mögliche Geheimdienstzentrale der russischen Geheimdienste SWR oder FSB in Asien - mit starken Anknüpfungspunkten nach Europa und Südamerika.
Alles begann mit der Enttarnung von Maria Tsalla alias Irina Alexandrowa Smirewa, die den Namen eines toten Babys angenommen hatte. Auffällig war ihre Reisetätigkeit, etwa nach Indien, Thailand oder Malaysia. Der Verdacht lag nahe, dass sie quasi die Zentrale des russischen Dienstes in Asien besucht hat oder dort eine Schlüsselrolle eingenommen hat.
Sie arbeitete seit 2018 als Fotografin und hatte im Athener Stadtteil Pangrati ein Geschäft für Handwerks- und Strickwaren. Fast ein identer Fall war im Jänner im slowenischen Laibach aufgeflogen, auch dort waren zwei vermeintliche Geschäftsleute als FSB-Spione aufgeflogen. Fast zeitgleich mit dem Bekanntwerden ihrer Verhaftung, verschwand Tsalla aus Athen.
Teure Identität als russische Spionin
Die griechische Polizei vermutet, dass sie nach Russland zurückbeordert wurde. Ihre um rund fünf Millionen Euro aufgebaute Tarnung drohte aufzufliegen. Ihr Facebook-Profil ist weiterhin vorhanden, dort sind auch Fotos von ihr zu finden - allerdings hält sie sich stets einen Hut vor den Mund.
Als der griechische Geheimdienst alles durchschaute, war sie bereits über alle Berge. Offiziell ging sie auf eine Geschäftsreise, ihr letztes Handysignal kam aus Thailand. Ins Visier geriet deshalb auch ihr Ehemann Daniel Campos, der in Brasilien lebte und einen österreichischen Reisepass besitzt. Auch er war allerdings bereits verschwunden, seit einer Wanderung in Brasilien gilt er als vermisst.
Wie Campos zu einer österreichischen Staatsbürgerschaft kam, ist derzeit noch unklar. Nicht selten führt dies zu diplomatischen Verwicklungen. Sowohl er als auch seine Ehefrau und das slowenische Paar hatten EU-Pässe und konnten sich damit im Schengenraum jederzeit frei bewegen. Wo sie überall spioniert haben, wird deshalb kaum zu klären sein.
Weder das Innenministerium, noch die Direktion Staatsschutz und Nachrichtendienst (DSN) wollte zu der brisanten Pass-Causa eine Stellungnahme abgeben, heißt es gegenüber dem KURIER.
Kommentare