Erstmals galt es, für einen Einzug ins Stadtparlament, einer 4-Prozent-Hürde zu überspringen. Damit sollten klarere Verhältnisse und Machtkonstellationen ermöglicht werden, nachdem der Gemeinderat sichs sechs Jahre lang zersplittert zeigte. 2018 schafften zehn Listen - vier davon nur mit einem Mandat - den Sprung ins Rathaus. Danach spalteten sich vier Parteien noch in sich selbst.
Nun werden acht Listen, also zwei weniger als beim letzten Mal, mit Vertretern in den Gemeinderat kommen. Doch was hat es mit dem angeblichen "Linksruck" auf sich? Dazu muss man sich die drei klassischen Machtblöcke im Gemeinderat ansehen: Die linken Parteien, die bürgerliche Mitte und das rechte Lager.
Klare Sieger
Und hier gibt es mit Blick auf die Mandatsverteilung- und verschiebungen klare Sieger. Das sind die Linken, die im Vergleich zur letzten Wahl vier Mandate aus der Mitte und von rechts - jeweils zwei dazugewinnen konnten, was in Summe 19 von 40 Mandaten ergibt. Und das war mit einer der größten Überraschungen des Wahlabends verbunden, die sich am linken Rand des Parteienspektrums ereignet hat.
Dort übersprang die KPÖ - angeführt von Landeschefin Pia Tomedi - mit 6,7 Prozent nicht nur mühelos die 4-Prozent-Schwelle und zog erstmals seit 1965 wieder in den Gemeinderat ein. Sie darf dort auch gleich drei Sitze in Anspruch nehmen. Mit der Alternativen Liste (ALI) des Ex-Grünen Mesut Onay schaffte eine Art Listenzwilling der Dunkelroten den Wiedereinzug und legte um ein auf zwei Mandate zu.
Dass es beide ganz linken Listen schaffen würde - damit hatte man nicht gerechnet. Programmatisch gibt es praktisch keine Unterschiede. 2018 waren die Kommunisten sogar bei ALIs Erstantritt Mitglied des Bündnisses. Eine Neuauflage dieser Allianz soll daran gescheitert sein, dass die Kommunisten nach ihren Erfolgen in Graz und Salzburg versucht haben sollen, den Ton anzugeben.
In Summe kamen durch die beiden Listen vier zusätzliche Mandate in den linken Machtblock. Dort kamen die Grünen von Bürgermeister Georg Willi auf 8 Mandate und hielten Platz eins, verloren aber zwei Sitze.
Die SPÖ legte - ausgehend von einem historischen Tief und nach einer Spaltung im Klub - wieder um zwei Mandate zu und kommt nun auf sechs. Für den Machtblock also ein Nullsummenspiel.
Bei der SPÖ wurde der Wahlerfolg besonders ausgiebig als "Trendwende" gefeiert. Aber nicht nur wegen dem Plus bei Stimmen und Mandaten, sondern auch wegen des persönlichen Abschneidens von Stadträtin Elli Mayr, die als Bürgermeisterkandidatin mehr Punkte als ihre Partei sammelte. Und mit 15,2 Prozent nur haarscharf hinter FPÖ-Vizebürgermeister Markus Lassenberger (15,9 Prozent).
Die Stichwahl um das Amt machen sich Bürgermeister Willi und Johannes Anzengruber aus, der mit seiner ÖVP-Abspaltung (JA) der strahlende Sieger des Abends und im bürgerlichen Lager war.
Der Ex-Vizebürgermeister holte wie die Grünen ebenfalls acht Mandate. Das Bündnis von Ex-Staatsekretär Florian Tursky floppte hingegen. "Das neue Innsbruck" kam nicht über vier Mandate hinaus. Die in der Allianz vertretenen Listen - ÖVP, Für Innsbruck und Seniorenbund - stellten bei ihrem getrenten Antreten 2018 noch 13 Gemeinderäte.
Die Neos, bisher mit zwei Mandataren vertreten, scheiterten gleich überhaupt am Wiedereinzug. Die Liste Fritz verdoppelte sich von einem auf zwei Sitze. Macht für diesen Machtblock in Summe ein Minus von 2 Sitzen.
Nun gilt eine Mitte-Links-Koalition aus Grünen, der Anzengruber-Liste und SPÖ am wahrscheinlichsten. Sie hätten mit 22 Mandaten im Gemeinderat und vier von sieben Sitzen im Stadtsenat - dem Entscheidungsgremium der nach Proporz gestellten Stadträte - eine Mehrheit.
Das Tursky-Bündnis hatte ein Bündnis dieses Trios im Wahlkampffinale als in den Abgrund radelnde Allianz plakatiert - inklusive KPÖ-Fähnchen am Gepäcksträger. Der Schrecken bei den Wählern scheint sich in Grenzen gehalten zu haben.
Das Schreckgespenst, mit dem die Grünen punkten wollten, war die Möglichkeit von "Schwarz-Blau" und einem "Rechtsruck". Doch auch im rechten Lager gab es einen Aderlass - entgegen allen Erwartungen. Die rechtspopulistische Ein-Mann-Fraktion "Gerechtes Innsbruck" kugelte aus dem Gemeinderat. Und die FPÖ legte nicht zu, sondern verlor ein Mandat. Macht in Summe minus zwei auch für diesen Block.
Und womit die Freiheitlichen ebenfalls nicht gerechnet hatten: Beim Duell um das Bürgermeisteramt bleibt nun nurmehr die Zuschauerrolle.
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