57 Tage, 13 Stunden und 49 Minuten hat der Salzburger Wolfgang Fankhauser gebraucht, um über den Atlantik zu rudern. Unmittelbar nach seiner Rückkehr erzählt er im KURIER-Interview über traurige letzte Stunden auf See, nicht vorhandene Todesängste und die Sehnsucht nach Leberkäse.
KURIER: Sie sind nun seit rund zwei Wochen nach langer Zeit auf dem Atlantik wieder an Land. Haben Sie sich schon wieder an festen Boden unter den Füßen gewöhnt?
Wolfgang Fankhauser: Ja, inzwischen schon. Es hat zwei Tage gedauert, in denen ich sehr wackelige Knie hatte. Danach hatte ich einen Muskelkater wie noch nie in meinem Leben, weil ich das Gehen nicht mehr gewöhnt war.
Haben Sie schon realisiert, was Sie da in den vergangenen zwei Monaten geleistet haben?
Nein. Wir sind gerade wieder zurück über den Atlantik geflogen. Wenn ich daran denke, dass ich hinübergerudert bin, kann ich es mir immer noch nicht vorstellen.
Wie war der letzte Tag auf dem Atlantik? Was ist Ihnen in den letzten Stunden vor der Zieleinfahrt durch den Kopf gegangen?
Ich hatte ein bisschen ein trauriges Gefühl, dass das alles jetzt vorbei ist. Wir reden von eineinhalb Jahren Vorbereitung. Auf dem Atlantik habe ich Höhen und Tiefen durchgemacht, wobei die Höhen mehr waren. Und dann weißt du, in ein paar Stunden ist das vorbei.
Ich nehme an, das hat sich dann wieder geändert?
Klar. Wenn du Richtung Ziel kommst und Land siehst, kommen das Adrenalin und die Emotionen.
Während Ihrer Zeit auf dem Atlantik haben Sie sich nach Schnitzel und Leberkäsesemmel gesehnt. Hat es dafür schon Gelegenheit gegeben?
Kaum. In Frankfurt auf dem Flughafen gibt es Leberkäse, der ist aber nicht vergleichbar mit dem österreichischen. Aber im Vergleich zum Ruderessen schmeckt gleich einmal alles gut. Jetzt freue ich mich aber auf die österreichische Küche.
Sie waren zwei Monate ganz alleine auf dem Atlantik. Jetzt herrscht großer Rummel um Sie. Ist dieser Kontrast schwer zu fassen?
In Antigua habe ich das gar nicht richtig mitbekommen. Es ging von 0 auf 100, da hatte ich einen Tunnelblick. Jetzt ist es superschön, aber sehr viel auf einmal.
Haben Sie während der 57 Tage auch Todesängste durchstehen müssen?
Zum Glück gar nicht. Ich hatte vom ersten Tag an Vertrauen in das Boot. Ich hatte nie einen Zweifel, dass etwas passieren könnte. Auch während der Stürme nicht. Die einzige Überlegung war, was ich mache, wenn das Steuerruder bricht.
Es ist jetzt alles noch sehr frisch, aber können Sie sich vorstellen, das Rennen noch einmal zu bestreiten?
Alleine nicht , aber wenn die richtigen Leute für ein Vierer-Team zusammenkommen, wäre ich sofort dabei.
Was haben Sie nun vor?
Ich werde noch ein paar Tage ausspannen. Nächste Woche gehe ich wieder arbeiten, darauf freue ich mich auch schon wieder richtig.
Das Rennen
Wolfgang Fankhauser hat den Atlantik im Rahmen der Extrem-Regatta „Talisker Whisky Atlantic Challenge“ überquert. Start des Rennens ist in La Gomera auf den Kanaren, Ziel auf Antigua in der Karibik.
3.000 Seemeilen
beträgt die Entfernung ungefähr, das sind 5.557 Kilometer.
57 Tage,
13 Stunden und 49 Minuten hat Fankhauser für die Strecke benötigt. Unmittelbar nach seiner Ankunft in der Karibik machte er seiner Lebensgefährtin einen Heiratsantrag
Guter Zweck
Jeder Starter stellt sein Rennen unter einen selbst gewählten guten Zweck. Fankhauser sammelte Spenden für die Salzburger Kinderkrebshilfe. Spenden kann man nach wie vor unter
www.d73000.com
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