Im steirischen Rettungswesen ist "Luft nach oben"

Symbolbild
Landesrechnungshof prüfte Notarztsystem und rügt viele Leerfahrten. Vergabe für dritten Hubschrauber sei korrekt verlaufen.

Der Start für den dritten Notarzthubschrauber in der Steiermark war von Turbulenzen begleitet: Einer der beiden Anbieter zog bis vor das Höchstgericht, schmierte dort jedoch ab.

Letzlich bekam der ÖAMTC 2019 den Zuschlag für den Standort in St. Michael in der Obersteiermark, die politische Wetterlage blieb jedoch ungewiss: Die FPÖ beantragte damals, die Vergabe durch die ÖVP-SPÖ-Landesregierung von einer weisungsfreien Instanz nachrechnen zu lassen, der Landesrechnungshof bekam einen Prüfauftrag.

Am Dienstag legte Direktor Heinz Drobesch das - eindeutige - Ergebnis vor: "Die Prüfung von Ausschreibung und Vergabe ergab im Wesentlichen eine korrekte Durchführung."

Wie viele Nebeltage?

Die im Vorfeld stark kritisierte Grundstückswahl nahe der Enns wegen der "mächtigen Talnebel" am Standort entkräfteten die Prüfer mit einem Vergleich: Die Nebelwahrscheinlichkeit liege in St. Michael zwischen 80 und 99 Tagen pro Jahr -  das sei gleich hoch wie am bestehenden Stützpunkt Niederöblarn. Auch Graz-Thalerhof zieht der Rechnungshof heran: Mit 120 bis 139 Tagen sei die Wahrscheinlichkeit, wegen "hoher Talnebel" nicht starten zu können, dort doch um einiges höher.

 

Einsätze nahmen stark zu

In Bezug auf das gesamte Notarztrettungswesen im Bundesland fällt die Kritik jedoch schärfer aus. Da sei "noch Luft nach oben", merkt Drobesch an: etwa bei der Reduktion der Leerfahrten oder der Protokollierung der Einsätze.

Das bodengebundene Rettungswesen, also jenes mit Notarztwägen, fuhr zwischen 2015 und 2018 durchschnittlich 17.841 Einsätze pro Jahr. Der Durchschnittwert zeigt aber nicht die Steigerung innerhalb dieser vier Jahre: 2015 gab es 16.150 Einsätze, 2016 schon 16.828, 2017 waren es dann schon 18.416 und 2018 gar 18.530 - das ist zwischen 2015 und 2018 eine Steigerung von fast 15 Prozent.

50 Prozent Plus bei Fehleinsätzen

Auffallend dabei der Anteil der Leerfahrten oder Fehleinsätze: Er betrug lauf Prüfern durchschnittlich 13,5 Prozent. Von 2015 bis 2018 stieg der Anteil dieser Fahrten von 1.896 auf 2.356 - das ist ein Plus von fast 50 Prozent.

Fehlfahrten wie gestiegene Einsatzzahlen seien von den zuständigen Abteilungen  mit "dramatischere Schilderungen des Sachverhaltes" durch Patienten oder dem "Notarzt als einzigen Arzt in strukturschwachen Regionen" begründet worden.

Das Land Steiermark zahlt übrigens pro Jahr rund elf Millionen Euro für das bodengebundene Notarztsystem.

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