Ibiza-Prozess: Die schlaflosen Nächte des Julian Hessenthaler

Der fünfte Prozesstag gegen Ibiza-Detektiv Julian Hessenthaler im Landesgericht St. Pölten beginnt gleich mit einer Ernüchterung für die zahlreich anwesenden Medienvertreter, die sich Minuten davor noch um die besten Plätze rangelten, um aktuelle Bilder des Angeklagten einzufangen. Das erwartete Urteil wird am Mittwoch nicht fallen. Der Grund: Die serbischen Behörden schaffen es nicht, ein Rechtshilfe-Ersuchen, das Anfang Dezember gestellt wurde, auf Schiene zu bringen. Konkret sollte eine Zeugin via Videokonferenz befragt werden. Es handelt sich um die Mutter des Hauptbelastungszeugen Slaven K. Er sagte aus, dass fremde Männer seine Mutter in Serbien aufgesucht hätten und ihr nahe gelegt hätten, dass er nicht aussagen solle.
Es geht also um die Glaubwürdigkeit des Zeugen, der Hessenthaler in der Drogen-Causa massiv belastet. Ihm werden der Handel mit 1,25 Kilo Kokain und Urkundendelikte vorgeworfen. Das Ibiza-Video spielt in dem Prozess nur eine (gewichtige) Nebenrolle. "Angeblich war das Ansuchen zu kurzfristig", ärgert sich der Richter. Und setzt nach: "Eigenartige Antworten kriegt man da. Es ist ein mühsames und aufwändiges Beweisverfahren."
Doch der Richter will ohnehin noch einige offene Fragen zu Geldflüssen mit dem Angeklagten klären. Eigenartige Antworten bekommt er auch da.
Geldflüsse
So geht es unter anderem darum, ob Hessenthaler finanzielle Probleme gehabt hat. Schriftliche Darlehensvereinbarungen legen das nahe. Doch Hessenthaler bestreitet das. "Aber das ist doch Ihre Unterschrift", sagt der Richter und präsentiert das Papier. "Das sagt man", kontert Hessenthaler. Er wolle die Sache nicht näher ausführen, weil parallel in Deutschland ein Zivilverfahren deswegen gegen ihn laufe. "Naja", gibt der Richter zu bedenken. "Hier sind wir bei einem Strafprozess, bei dem es um bis zu 15 Jahre Haft geht. In Deutschland geht's um einen Zivilprozess. Das ist eine Frage der Prioritätensetzung..."
Und der Richter legt weitere Schriftstücke vor, die Hessenthalers Geldnot belegen sollen und zitiert daraus: Wir sollten Mitte Jänner vom Spiegel (gemeint sein dürfte das deutsche Magazin, Anm.) ausbezahlt werden."
"So stammt das nicht von mir", weist Hessenthaler von sich. Weder Spiegel noch Süddeutsche Zeitung hätten für das Ibiza-Video bezahlt.
"Es ging um mehr"
Sehr wohl räumt der Angeklagte aber ein, dass er durch das Ibiza-Video Geld verloren hätte, weil er andere Aufträge nicht annehmen konnte. "Aber privater Profit war für mich kein Motivator", bekräftigt er. "Spätestens nach Ibiza habe ich gemerkt, dass es um mehr ging." Er sei schockiert gewesen, dass es die Absicht gegeben habe, Wahlen zu manipulieren.
Hessenthaler betont mehrfach: "Ich habe lange mit mir gerungen. Ich habe in Angst gelebt, hatte schlaflose Nächte." Da hakt der Richter ein: "Warum haben Sie nicht gleich nach dem Dreh des Videos aufgehört?" Weil es "so viele andere Informationslinien gab", denen er nachgegangen sei, erklärt Hessenthaler. "Man kann das Material aber auch einer Behörde geben. Es ist ja nicht so, dass sich in Österreich kein Kriminalbeamter findet, dem man das anvertrauen kann." Dem widerspricht Hessenthaler: "Die FPÖ hätte den gesamten Sicherheitsapparat gegen uns wenden können."
Warum dann nicht den Medien zuspielen? "Das hätte maximal einen Medienskandal gegeben und einen U-Ausschuss." Den Medien habe er spätestens dann misstraut, als Gudenus in einem Nebensatz fallen ließ, dass ihm ein Journalist zugetragen hätte, dass eine Videofalle geplant sei. "Das hat mich schockiert."
Der Prozess wird im März fortgesetzt.
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