Ibiza-Detektiv drohen bis zu 15 Jahre Haft
Für den als Ibiza-Detektiv bekannt gewordenen Julian H. war die Flucht am 10. Dezember um 10:42 Uhr zu Ende. Der mutmaßliche Organisator des berühmtesten Videos der Nation wurde in der Knaackstraße am Prenzlauer Berg in Berlin festgenommen. Er soll zuvor monatelang bei einem linken Aktivisten/Journalisten untergetaucht sein.
Drei Monate später wurde H. am Grenzübergang bei Schärding von den Deutschen an die österreichischen Behörden übergeben. Seither sitzt er in der Justizanstalt Wien-Josefstadt in Untersuchungshaft.
Das geht aus einem entsprechenden Gerichtsbeschluss hervor, der dem KURIER vorliegt.
Erstmals wird dabei in allen Details berichtet, was dem Detektiv vorgeworfen wird. Unbekannt war bisher etwa, dass er mit dem Lockvogel Alyona Makarov ebenfalls Kokain konsumiert haben soll (und zwar mehrfach). Auch die Weitergabe des Suchtgifts an Johann Gudenus für dessen einmaligen Konsum im Wiener Sofitel findet Niederschlag in den Akten.
Vier massive Vorwürfe
Gegen H. gibt es mehrere Vorwürfe: Suchtgifthandel, Weitergabe gefälschter Urkunden (bezüglich des Lockvogels), Fälschung dieser Urkunden und der Missbrauch von Aufnahmegeräten. Der Detektiv bestreitet alle Vorwürfe. Er meint, diese seien konstruiert.
Besonders schwerwiegend dabei ist der angebliche Handel mit Kokain, wobei vor allem drei Lieferungen mit insgesamt 1,25 kg nach Salzburg, Niederösterreich und Oberösterreich hervorstechen. Mehrere Zeugen belasten H. Sie sprechen davon, dass der Stoff einen ungewöhnlich hohen Reinheitsgehalt von 70 Prozent gehabt haben soll. Detektiv H. könnten daher bis zu 15 Jahre Haft drohen.
Anwalt wurde verhört
Vor drei Wochen wurde auch der Anwalt und angebliche Finanzier M. vom Bundeskriminalamt einvernommen. Dabei geht es um den Verdacht des Missbrauchs von Aufnahmegeräten, Urkundenfälschung und Suchtgiftbesitz.
Aufgelistet sind dabei zahlreiche (bereits durch den U-Ausschuss bekannte) prominente Personen, denen der Anwalt das Video um bis zu sechs Millionen Euro angeboten haben soll. Deshalb geht es auch um den Vorwurf, sich mit widerrechtlich verschafften Daten bereichern haben zu wollen.
Der Kalender
Ermittlungen wegen Verletzung des Amtsgeheimnisses gibt es auch in Zusammenhang mit einem möglichen Leck in der Präsidentschaftskanzlei. Im Zuge der zahlreichen Datenauswertungen in der Causa Ibiza tauchte nämlich auch der abfotografierte Terminkalender von Bundespräsident Alexander Van der Bellen auf.
Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft möchte wissen, wie Ex-Vizekanzler Heinz-Christian Strache in den Besitz dieses Fotos kommen konnte. Strache chattete mit einem IT-Experten dazu mit der Bemerkung: „Der Kalender von Vdb in der Ibiza-Woche!“ Dann wurde in dem Chat darüber spekuliert, was der Präsident und andere Politiker schon vor der Veröffentlichung des Videos wussten. Nun werden all jene Personen befragt, die damals auf den Kalender des Bundespräsidenten zugreifen konnten.
Strache wollte übrigens kurz nach Veröffentlichung des verhängnisvollen Videos mit dem Präsidenten sprechen. Auch das geht aus den Akten hervor. Allerdings: Er hatte keinen Termin, der Zutritt wurde ihm verweigert.
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