Hitze und Unwetter: Hagel, Sturm und Starkregen zum Wochenstart

Hitze und Unwetter: Hagel, Sturm und Starkregen zum Wochenstart
Am Montag trafen die prognostizierten Unwetter fast jedes Bundesland. Mehr als 6 Millionen Euro Schaden in der Landwirtschaft.

In Österreich bleibt es in den kommenden Tagen weiterhin sehr heiß. Extremwerte wie etwa die neue regionale Rekordmarke von 36,5 Grad in Feldkirch in Vorarlberg am Sonntag sollten aber nicht erreicht werden. Die Experten der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) prognostizierten für diese Woche Höchsttemperaturen von um die 30 Grad mit gleichzeitiger Unwettergefahr.

Hagel und Überflutungen

Bereits am Montagvormittag haben schwere Unwetter weite Teile Österreichs heimgesucht. Bis zu Mittag waren vor allem Ober- und Niederösterreich stark betroffen. Zum Abend hin gingen heftige Gewitter mit sintflutartigen Regenfällen, Blitzeinschlägen und Hagel in der Steiermark im Raum Graz, in Kärnten sowie in Oberösterreich nieder. Im Zuge eines Unwetters wurden am Flughafen Linz Sturmböen von 93 km/h gemessen. Auch im Süden gab es im Zuge von Starkregenereignissen kleinräumige Überflutungen. In Dellach im Drautal fielen in nur 40 Minuten 17,8 Liter Regen auf den Quadratmeter. Feuerwehren mussten überflutete Keller auspumpen und Muren beseitigen.

Die Unwetterfront hat in Teilen Österreichs zu Sturmschäden, Überflutungen, umgestürzten Bäume und über die Ufer getretenen Flüsse geführt. In Kärnten, der Steiermark und Oberösterreich mussten die Feuerwehren zu hunderten von Einsätzen ausrücken. Am Dienstag gingen die Aufräumarbeiten weiter.

220 Einsätze in Kärnten

220 Unwettereinsätze verzeichneten am Montagnachmittag und -abend alleine die Feuerwehren in Kärnten. Wie der Landesfeuerwehrverband in einer Aussendung mitteilte, rückten 114 Wehren mit mehr als 1.300 Einsatzkräften aus. Die Gewitterfront war von Western her mit Starkregen, Sturm und Hagel über das Bundesland gezogen.

Besonders stark betroffen waren Ferndorf im unteren Drautal (Bezirk Villach-Land) und St. Paul im Lavanttal, wo die Feuerwehren bis weit nach Mitternacht im Einsatz standen. Wegen der prekären Lage hatte sich sogar der Bürgermeister der Gemeinde St. Paul, Stefan Salzmann (SPÖ), auf Facebook zu Wort gemeldet: "Bitte bleiben Sie für die nächsten Stunden zu Hause und vermeiden Sie unnötige Fahrten mit dem Pkw! Die Einsatzkräfte der Feuerwehren sind zu vielen Einsätzen unterwegs, Straßen sind zum Teil noch nicht passierbar!", rief er auf. Am Dienstag war auch noch die Stiftskirche St. Paul gesperrt: Der Hagel hatte mehrere Kirchenfenster zerstört, es bestand Gefahr durch herabstürzende Glasteile.

Die Aufräumarbeiten – mit Unterstützung durch Geräte aus dem Katastrophenlager des Kärntner Landesfeuerwehrverbandes sowie Feuerwehren aus dem Bezirk Völkermarkt – wurden Dienstagfrüh fortgesetzt.

Starke Gewitter in der Steiermark

Am frühen Montagabend entluden sich laut Landesfeuerwehrverband auch mehrere starke Gewitterzellen mit Hagelschlägen über der Steiermark. Besonders betroffen waren Graz, Graz-Umgebung – hier besonders Deutsch-Feistritz, wo Dächer vom heftigen Hagel beschädigt wurden – Deutschlandsberg, Voitsberg, Bruck/Mur, Bad Radkersburg und Weiz. Weite Flächen von landwirtschaftlichen Kulturen wie Getreide, Grünland, Mais und Raps wurden zerschlagen, was laut Hagelversicherung Schäden in Millionenhöhe verursachte. Etliche Feuerwehren standen im Einsatz. Das Oberland der Steiermark blieb weitgehend verschont.

60 Einsätze in Oberösterreich

In Oberösterreich zog Montagabend eine Gewitterzelle vom Innviertel bis in den Zentralraum und sorgte für überflutete Keller und umgestürzte Bäume. In Grieskirchen stürzte ein Baum auf einen Pool, in Saxen (Bezirk Perg) war ein Radweg durch einen umgestürzten Baum blockiert. Rund 900 Feuerwehrleute waren an insgesamt 60 Unwettereinätzen beteiligt, was laut Landesfeuerwehrkommando im Vergleich zu anderen Ereignissen vergleichsweise wenig war. Punktuell sorgte allerdings Hagel für Schäden in Gärten und in der Landwirtschaft. So meldete die Hagelversicherung allein in Oberösterreich einen Schaden von fünf Millionen Euro.

Millionenschaden in der Landwirtschaft

Laut einer Aussendung der Hagelversicherung entstanden in der Landwirtschaft auf einer Fläche von 22.500 Hektar enorme Schäden. „Betroffen ist insbesondere die Landwirtschaft in Oberösterreich, aber auch Kärnten und die Steiermark wurden geschädigt. Die ersten Erhebungen durch die Sachverständigen ergeben einen landwirtschaftlichen Gesamtschaden von 6,3 Millionen Euro, davon 5 Millionen Euro alleine in Oberösterreich. Die Prognosen unserer Meteorologen weisen für die nächsten Tage weiterhin auf ein hohes Unwetterpotential hin, vor allem am Mittwoch kann sich die Lage noch verschärfen“, sagt Mario Winkler, Pressesprecher der Hagelversicherung.

Zugausfälle

Durch Unwetterschäden kam es auch zur Sperre einiger Zugsverbindungen. Laut ÖBB war am Montagabend die Bahnstrecke zwischen Grafendorf bei Hartberg und Rohrbach-Vorau im Bezirk Hartberg-Fürstenfeld in der Steiermark unterbrochen. Auch in Kärnten wurde der Zugsverkehr zwischen dem Bahnhof Bleiburg und St.Paul im Lavanttal eingestellt. In Niederösterreich war nach schweren Unwettern die Verbindung zwischen Pöchlarn und Amstetten gesperrt, ein Schienenersatzverkehr wurde eingerichtet.

Hitze und Unwetter: Hagel, Sturm und Starkregen zum Wochenstart

Aussichten

Die Temperaturen sind mit plus fünf Grad über dem Mittel aber weiterhin deutlich zu hoch für eine zweite Junihälfte. Im Gegensatz zu anderen von der Hitzewelle betroffenen europäischen Ländern wie etwa Frankreich herrschte in Österreich keine hohe Waldbrandgefahr. Die ZAMG wies beinahe für das gesamte Bundesgebiet ein geringes Risiko mit vereinzelt Stellen mit erhöhter Gefahr aus. Dafür können auch in den kommenden Tagen in ganz Österreich Gewitter auftreten. Stellenweise drohen auch Unwetter mit Starkregen, Hagel und Sturmböen. Eine genaue Lokalisierung war am Montag aufgrund der instabilen Lage nicht möglich.

Die Zahl der Tage mit mindestens 30 Grad (Hitzetage) hat sich im Juni in den vergangenen Jahrzehnten in den tiefen Lagen Österreichs verdoppelt bis vervierfacht, wie eine Auswertung der ZAMG zeigte: So gab es zum Beispiel in den Landeshauptstädten in einem durchschnittlichen Juni im Zeitraum 1961 bis 1990 ein bis zwei Hitzetage. 1991 bis 2020 gab es in einem durchschnittlichen Juni schon zwischen zwei (Bregenz) und fünf (Innsbruck) Hitzetage. Die Rekorde stammen alle aus der jüngeren Vergangenheit.

An der Spitze liegt Innsbruck mit 17 Hitzetagen im Juni 2019. 2021 erlebte Österreichs den drittwärmsten Juni der Messgeschichte, es gab sehr viele Tage über 30 Grad. Damit bestätigte der Juni 2021 die massive Erwärmung in den letzten Jahren. Von den zehn wärmsten Juni-Monaten der 255-jährigen Messgeschichte Österreichs waren acht seit dem Jahr 2000.

Mit der ersten Hitzewelle nahm das Gesundheitsministerium auch wieder das Hitzetelefon in Betrieb: Unter der kostenlosen Hotline 050-555-555 geben Fachleute Ratschläge, wie man sich vor der Belastung durch die hohen Temperaturen am besten schützt.

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