Handy am Steuer: Ablenkung ist häufigste Ursache tödlicher Unfälle

Handy am Steuer: Ablenkung ist häufigste Ursache tödlicher Unfälle
Jeder vierte fatale Crash passiert wegen Ablenkung, Raserei rangiert auf Platz zwei. Die Zahl der Strafen steigt jedes Jahr an.

Bin am Weg! Diese SMS oder WhatsApp am Steuer eines Autos könnte bereits das Todesurteil bedeuten. Ablenkung, in erster Linie durch das Mobiltelefon, ist mittlerweile die Hauptursache bei tödlichen Verkehrsunfällen in Österreich. Mit 25,6 Prozent rangieren das Hantieren mit dem Handy und andere Unachtsamkeiten im Ranking der Gründe für Verkehrsunfälle mit Todesfolge an erster Stelle, gefolgt von überhöhter Fahrgeschwindigkeit (22,7 Prozent) sowie Vorrangverletzungen (19,8 Prozent).

369 Menschen sind 2022 auf Österreichs Straßen tödlich verunglückt – 94 davon, weil sie durch das Handy oder andere Umstände abgelenkt wurden.

„Telefonieren ohne Freisprecheinrichtung bedeutet ein fünfmal höheres Unfallrisiko. Beim Schreiben von Textnachrichten ist es bis zu 23-mal höher“, erklärt Willy Konrath, Leiter der Landesverkehrsabteilung der Polizei in Niederösterreich.

Handy am Steuer: Ablenkung ist häufigste Ursache tödlicher Unfälle

Willy Konrath ist Leiter der Landesverkehrsabteilung NÖ

Wie Autofahren mit 0,8 Promille

Wie Untersuchungen gezeigt haben, benötigt ein Fahrzeuglenker, der nebenbei eine SMS tippt, bis zu fünf Sekunden länger, um auf eine Gefahr im Straßenverkehr zu reagieren. „Wer mit dem Handy am Ohr beim Autolenken telefoniert, reagiert ähnlich schlecht wie ein Alkolenker mit 0,8 Promille“, heißt es vonseiten des VCÖ. Die Anzeigen und Organmandate wegen des Verstoßes „Handy am Steuer“ sind seit Jahren stetig am Steigen. Allein in Niederösterreich wurden im Vorjahr 28.050 Handy-Vergehen von der Polizei geahndet, so viele wie in keinem anderen Bundesland. „Wir haben eine Steigerung von 17 Prozent in den vergangenen vier Jahren“, erklärt Konrath.

Die Bundesregierung reagiert auf den Negativtrend und hat sich im Ministerrat auf eine Verschärfung des Kraftfahrgesetzes geeinigt. Wer am Steuer zum Handy greift, muss in Zukunft doppelt so viel Strafe bezahlen. Die Organstrafverfügung wird von 50 Euro auf 100 Euro angehoben, im Falle einer Anzeige sind es 140 statt wie bisher 72 Euro.

Handy am Steuer: Ablenkung ist häufigste Ursache tödlicher Unfälle

350 Euro Strafe in den Niederlanden

Auch nach einer Erhöhung des Bußgeldes auf 100 Euro ist die Strafhöhe in Österreich niedriger als in anderen Ländern. "Handy am Steuer ist kein Kavaliersdelikt, sondern kann Gesundheit und Leben anderer Verkehrsteilnehmer gefährden", erklärt VCÖ-Experte Michael Schwendinger. Die Strafen im EU-Vergleich: Wer mit dem Handy am Steuer von der Polizei erwischt wird, muss in Polen mindestens 110 Euro zu zahlen, in Rumänien und Belgien 115 Euro, in Portugal 120 Euro, in Frankreich 135, in Luxemburg 145 Euro, in Schweden 160 Euro, Italien 165 Euro, in Dänemark und Spanien jeweils 200 Euro und in den Niederlanden sogar 350 Euro. Der VCÖ fordert die Aufnahme des Delikts ins Vormerksystem, so wie das in Deutschland und zahlreichen anderen EU-Staaten bereits seit langem der Fall ist.

Kommentare