St. Pölten verliert durch Leiner-Aus
Wieso das so ist, ist Hannes Lindner von Standort+Markt auf den Grund gegangen. Neben der Flaute im stationären Handel (Zuwachs beim Internethandel) spielt besonders der Tourismus eine immer größer werdende Rolle, was Erfolg oder Misserfolg des stationären Handels anbelangt. „Traditionell lagen Städte wie Salzburg, Innsbruck und die Wiener City – allesamt Tourismus-Hochburgen mit entsprechend hoher Passantenfrequenz – auf den vorderen Plätzen des Städtevergleiches“, sagt Lindner.
Die Verlierer sind Kleinstädte ohne großes touristisches Potenzial. Und noch eines wurde deutlich: Krisengeschüttelte Innenstädte, die bereits in den vergangenen Jahren mit hohen Leerstandsquoten und Fluktuationsraten zu kämpfen hatten, verlieren weiter Verkaufsflächen.
Die Landeshauptstadt St. Pölten beispielsweise hat durch die Schließung des Möbelriesen Leiner die meisten Verkaufsflächen eingebüßt, „eine zukünftige Kompensation dieses Rückgangs stufen wir allerdings durch das Projekt Rossmarkthöfe als wahrscheinlich ein“, heißt es bei den Analytikern von Standort+Markt.
Am Beispiel der schwächelnden Innenstädte zeigt sich eines eklatant: Bekannte Moderiesen, Handelsketten und Filialisten verlassen immer öfter die Zentren und lassen sich in Shoppingtempeln an der Peripherie nieder.
„Es passiert ein Umdenken, was die Nutzung vieler Leerflächen anbelangt“, erkennt Lindner. Im Trend liegt die Umwandlung von Verkaufsräumen in Büros, Arztpraxen oder Ärztezentren, Betreuungseinrichtungen, Hotels, Lagerflächen oder sonstige Dienstleister fernab des Handels. Damit hat sich in Wiener Neustadt schon eine kleine Trendumkehr abgezeichnet. Mit einer Rekord-Leerstandsquote von 29 Prozent war man bei der Untersuchung von Standort+Markt 2021/22 österreichweit das Schlusslicht.
500 Wohnungen und Geschäfte
In der jüngsten Untersuchung 2022/23 rangiert die 50.000-Einwohner-Stadt zwar immer noch an letzter Stelle, allerdings „nur“ noch mit 20,1 Prozent Leerstandsquote. „Es wurden sehr viele Maßnahmen gesetzt, um dem allgemein negativen Trend entgegen zu wirken“, erklärt Bürgermeister Klaus Schneeberger (ÖVP). Große Hoffnungen ruhen nun auch im geplanten Neubau des ehemaligen Müller-Kaufhauses (Geschäfte, Büros und Wohnungen) sowie das „Maximilium am Stadtpark“ von Immo-Investor Klemens Hallmann. Am ehemaligen Leiner-Gelände wird neben 500 Wohnungen und einem Geschäftszentrum auch der „Musische Bildungscampus“ gebaut.
Gewinner im Standort-Vergleich sind jene Orte, in denen viel Geld in die Modernisierung geflossen ist. Die Landstraßer Hauptstraße in Wien profitiere laut Analyse etwa von der Neueröffnung der Shoppingmall „Post am Rochus“, Linz vom Umbau der Linzerie am Taubenmarkt.
Wenn es in einem Gebiet viele Shoppingflächen und gleichzeitig wenig Leerstände gibt, wird das als „gesunder Geschäftsbereich“ bezeichnet. Die besten Werte hat hier die Wiener Mariahilfer Straße, aber auch Innsbruck und Linz.
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