Wiener Neustadt: Neue Konzepte für Innenstadt-Erfolg
Und es gibt sie doch. Unternehmer, die den krisengebeutelten Innenstädten nicht den Rücken kehren, sondern im Gegenteil noch viel Geld in neue Geschäftslokale investieren.
Wiener Neustadt war die vergangenen Jahre österreichweit eines der Sorgenkinder, was leer stehende Shopflächen und das Geschäftesterben in der Innenstadt anbelangt. Mit einer Leerstandsquote von zuletzt 29 Prozent war man bei der Untersuchung des Branchenspezialisten „Standort+Markt“ 2021/22 österreichweit das Schlusslicht.
Wenn am Donnerstag der jüngste Health-Check 2023 der wichtigsten Einkaufsstädte präsentiert wird, weist Wiener Neustadt eine deutliche Verbesserung auf. Die genauen Zahlen sind bis dahin aber noch ein gut gehütetes Geheimnis. Klar ist aber, dass Wiener Neustadt nur mit neuen Konzepten dem schwächelnden Handel entgegen wirken kann. Riesige Shopflächen wurden von großen Moderiesen wie H&M, der Kaufhauskette Müller und anderen Filialisten verwaist zurück gelassen.
Büros statt Shops
Stattdessen müsse laut Experten auf Rückbauten und alternative Vermietung gesetzt werden. Die ehemaligen Shops müssen sukzessive umfunktioniert und als Parteilokale, Galerien, Ordinationen, oder Wohnungen und Büros genutzt werden.
Da für eine prosperierende Innenstadt aber auch Unternehmen nötig sind, will die Stadt mit einer „Ansiedelungsprämie“ neue Betriebe locken oder alte motivieren, an neuen Standorten zu investieren. Die Förderhöhe beträgt je nach Auflagen zwischen 5.000 und 15.000 Euro, erklärt Bürgermeister Klaus Schneeberger (ÖVP).
Eine Reihe von Anträgen sind bereits im Rathaus eingelangt. Einer davon stammt von Peter Maurer. Das Friseur-Urgestein übersiedelt mit seinem Salon in die ehemalige Benetton-Filiale auf dem Hauptplatz. Eine Monatsmiete von über 3.700 Euro hat ihm die Entscheidung leicht gemacht, sein Geschäft an einen „attraktiveren Standort“ zu verlegen. „Es ist für mich nie zur Diskussion gestanden, die Innenstadt zu verlassen. Hier leben und arbeiten so viele Menschen, daher sind wir in der Stadt gut aufgehoben“. Ähnlich positiv sehen es die Optiker Manfred und Dani Schermann. Ein Gebäudeschaden war für sie der Anlass, um ihr Geschäft nach über 20 Jahren vom Haupt- auf den Domplatz zu verlegen. Seit Freitag sind sie an der neuen Adresse.
Konzept für leeres Müller-Kaufhaus
Die Innenstadt zu verlassen, ist für die Unternehmer nie in Frage gekommen. Im Gegenteil: Sie haben viel Geld in die Hand genommen und „bewusst bei der Ausstattung auf Design und Exklusivität im Herzen der Stadt gesetzt“, sagt Manfred Schermann. Als Bürgermeister sei er dankbar, dass genau solche Unternehmern der City auch in herausfordernden Zeiten die Treue halten, sagt Klaus Schneeberger.
Gute Nachrichten gibt es auch, was das leer stehende Müller-Kaufhaus anbelangt. Nach einem Abriss soll ein Konzept aus Geschäften, Büros und Wohnungen kommen. „Ziel der Stadt war es, dass dieses für die Innenstadt so wichtige Objekt nicht leer steht. Da eine vollständige Nutzung mit Handel und Gewerbe nicht mehr möglich war, ist das vorliegende Konzept für uns zu begrüßen“.
Kommentare