Viel Kritik an Grüner Idee einer autofreien Innsbrucker City

In einer Kernzone soll es oberirdisch weder Kurzpark- noch Anwohnerstellplätze mehr geben
Die SPÖ scheint unentschlossen, während ÖVP, FPÖ und "Gerechtes Innsbruck" den Vorstoß ablehnen.

Die am Donnerstag von den Innsbrucker Grünen unter Bürgermeister Georg Willi vorgestellte Vision einer weitgehend autofreien Innenstadt stößt großteils auf wenig Begeisterung bei den anderen Stadtparteien.

Während die Stadt-SPÖ scheinbar gespalten ist und nur teilweise Zustimmung signalisierte, lehnten ÖVP und FPÖ sowie die Liste "Gerechtes Innsbruck" den Plan kategorisch ab. Von "Wahlkampf-Gags" und "realitätsfremder Spinnerei" war dabei unter anderem die Rede.

Parkplatz-Verteidigung

"Wir alle arbeiten an einer lebens- und liebenswerten Stadt, nur die Grünen sind schon im Dauerwahlkampf. So werden fast wöchentlich irgendwelche unausgegorenen Wahlkampf-Gags der Öffentlichkeit vorgestellt", ging ÖVP-Stadtpartei- und Klubobmann Christoph Appler mit dem Bürgermeister scharf ins Gericht. Es wäre wohl "im Interesse der Bürgerinnen und Bürger sich mehr um die eigenen Personal-Probleme, laufenden Projekte und offenen Angelegenheiten zu kümmern, anstatt wöchentlich ein neues Fass aufzumachen".

"Die Verdrängung der Innenstadt-Parkplätze auf die umliegenden Stadtteile ist ein Schlag ins Gesicht aller Anrainer. Nach den Konzepten der Grünen müssen die Innenstadt- und Altstadtbewohner dann noch weitere Wege als bisher zu Fuß von ihren Parkplätzen zu ihren Wohnungen zurücklegen", konnte Gemeinderätin Mariella Lutz mit den grünen Plänen nichts anfangen.

Ebenso wenig wie die FPÖ. "Die von den Innsbrucker Grünen vorgestellte Studie zur autofreien Innenstadt ist wieder einmal reiner ideologischer Populismus", erklärte FPÖ-Vizebürgermeister Markus Lassenberger. Man dürfe nicht vergessen, dass die Grünen nur zehn Mandatare von 40 Mitgliedern des Gemeinderates stellen, daher sei die Studie "wohl nur ein grünes Ablenkungsmanöver", da Bürgermeister Willi "ja sonst nichts weiterbringt".

Rote Unentschlossenheit

Nicht einig war sich unterdessen die SPÖ, wie sie sich in dieser Frage positioniert. Während Klubobmann Helmut Buchacher in einer Aussendung fragte: "Ist die autofreie Innenstadt ein grüner Gag?", trafen die grünen Pläne bei Stadträtin Elisabeth Mayr großteils auf Zustimmung. Sie nannte den Vorstoß "begrüßenswert", sagte "Ja zur Verkehrsberuhigung in der Innenstadt", aber Menschen mit Einschränkungen und Behinderungen müssten berücksichtigt werden.

Kategorisch und mit viel Häme bedacht wurde die grüne Version hingegen von der Liste "Gerechtes Innsbruck": "Eine autofreie Innenstadt ist eine nicht ernst zu nehmende realitätsfremde Spinnerei der Innsbrucker Grünen, die man nicht ernst nehmen kann", ließ Gemeinderat Gerhard Depaoli wissen.

Die Grünen hatten am Donnerstag eine von ihnen in Auftrag gegebene Machbarkeitsstudie des Innsbrucker Büros für Verkehrs- und Raumplanung (BVR) zum Anlass genommen, um ihre Vision eines "autofreien Innsbrucks" in die Realität umzusetzen. "Die Zeit dafür ist reif", meinte Bürgermeister Willi. Geht es nach den grünen Plänen, soll für die rund 10.000 Parkplätze im Innsbrucker Stadtzentrum die Zeit abgelaufen sein. Bereits eine Verlagerung von zehn Prozent der Stellplätze in angrenzende Gebiete würde zu einem autofreien Kernbereich führen, hieß es.

Ob die Vision jemals zur Umsetzung kommt, ist indes mehr als fraglich. In Innsbruck gibt es seit dem Frühjahr keine Koalition im klassischen Sinne mehr, da das Viererbündnis aus Grünen, SPÖ, ÖVP und "Für Innsbruck" auseinandergebrochen war. Seitdem "regiert" in der Stadt das "freie Spiel der Kräfte" - mit stetigen Konflikten.

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