Georg Willi steht mitten auf einer Straße. Neben dem grünen Bürgermeister von Innsbruck tollen Kinder um Wasserfontänen herum. Ein Pärchen sitzt unter Bäumen, die es heute noch nicht gibt. Autos sind nur vereinzelt zu sehen. „Autofreie Innenstadt“ steht über der Fotomontage, die vor Augen führen soll, wie sich die Stadtgrünen das Zentrum der Tiroler Landeshauptstadt in Zukunft vorstellen.
Das Plakat steht am Donnerstag bei einer Pressekonferenz neben den Spitzen der Bürgermeisterfraktion. Es riecht nach Vorwahlkampf, auch wenn die Innsbrucker regulär erst 2024 zu den Urnen gerufen würden.
„Was Paris kann, was Barcelona kann, das müssen und wollen wir in Innsbruck auch erreichen“, wirbt der Stadtchef für eine Vision, die auf einer von den Grünen beauftragten Machbarkeitsstudie beruht. Das Ziel: Oberirdische Parkplätze im Zentrum fast komplett aus dem öffentlichen Raum zu verbannen und so den Verkehr zu reduzieren, sowie gleichzeitig mehr Platz für Gastgärten, Bäume und kleine Oasen zu schaffen.
„Seit Tagen gibt es nur ein Thema: Die Folgen des Klimawandels“, sagt Willi. Beim Kampf gegen diesen würden -Einsparungen seit Jahren vom Verkehr aufgefressen. Für ihn ist es deshalb Gebot der Stunde, als Stadt voranzuschreiten: „Wir dürfen keine Zeit mehr verlieren.“
In Innsbruck gerät freilich jeder zur Disposition gestellte Parkplatz zu einer emotionalen Politdebatte. Verkehrsstadträtin Uschi Schwarzl (Grüne) wurde etwa im Streit um eine temporäre Begegnungszone von den Partnern der inzwischen geplatzten Vierer-Koalition als Vizebürgermeisterin abgewählt.
Sie gibt sich am Donnerstag dennoch zuversichtlich und meint mit Verweis auf den am Mittwoch in Sizilien vermeldeten europäischen Hitzerekord: „Wenn jetzt nicht alle Alarmglocken läuten, dann weiß ich auch nicht.“
Das Konzept der Grünen sieht vor, „behutsam und schrittweise“, wie Klubobfrau Janine Bex betont, alle rund 1.000 Kurzparkzonenplätze in der Innenstadt zu streichen. Aus einer Zone rund um den historischen Kern sollen selbst die Anwohnerstellplätze in eine benachbarte Außenzone abgesiedelt werden.
Nur noch unterirdisch
Mehrfach betonen die Grünen, Anrainer und Wirtschaftstreibende in dem Prozess mitnehmen zu wollen. Sollte die Vision Realität werden, könnten Autofahrer von außerhalb im Zentrum nur noch in Tiefgaragen parken. Dort gibt es rund 5.000 Stellplätze. Weiterhin Parkplätze geben soll es für Behinderte, Lieferanten, Taxis und Unternehmer.
Kommende Woche soll die Machbarkeitsstudie öffentlich präsentiert werden. „Aber am Ende braucht es eine politische Mehrheit“, weiß der Stadtchef. Seine Grünen kommen im Gemeinderat nur auf 10 von 40 Sitzen.
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