Große Empörung bei der Polizei: Impf-Start wird abgesagt
Es gibt derzeit keinen ranghohen Polizisten, der nicht mit Fassungslosigkeit auf die Nachrichten aus dem Gesundheitsministerium reagiert. Der eigentlich für Montag geplante Start für die Corona-Durchimpfung von 35.000 Polizisten ist nun endgültig abgesagt. Alles soll frühestens Ende April beginnen.
Dabei wären laut dem polizeilichen Impf-Koordinator Karl Hutter an 20 Standorten bereits 60 Impf-Straßen zur Verfügung gestanden. „Wir sind startbereit“, sagt er zum KURIER. Zuletzt stand eine Verschiebung von einer Woche im Raum, nun wurde der Impfstoff für die Polizei kurzerhand gestrichen.
Um den Vorrang für Ältere beim Impfen abzusichern, hat Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) den Landeshauptleuten einen Erlass vorgelegt, wonach beim Impfen keine weiteren Berufsgruppen, sondern nach Alter zu priorisieren ist. Im Gesundheitsministerium will man aber von keiner Verschiebung sprechen, man halte nur wieder den ursprünglichen Impf-Plan ein. Denn der Impfstoff Astra Zeneca hätte ursprünglich nicht an Personen über 65 Jahre abgegeben werden sollen. Nachdem dieser nun doch für die ältere Generation verwendet werden darf, wurden diese Menschen wieder vorgezogen.
Falsche Berufsgruppe
Betroffen davon sind etwa Lehrer, Kindergärtner oder Polizisten. Einige dieser Berufsgruppen werden aber bereits über die Länder geimpft, für die Polizei war eine komplett eigene Strategie vorgesehen. Während also Lehrer und Kindergärtner teilweise schon Impfstoff erhalten haben, ist kein einziger Polizist (außer er gehört zu einer Risikogruppe) geimpft worden.
Hinzu kommt, dass vor wenigen Tagen in Tirol der erste Polizist an Corona gestorben ist. Insgesamt war bereits jeder zehnte Beamte infiziert, sind die Beamten doch tagtäglich mit vielen Personen in Kontakt, die teilweise keine Masken tragen.
„Als Dank dafür, dass die Polizisten über ein Jahr die Gesetze und Verordnungen des Gesundheitsministeriums an vorderster Front vollzieht, will Anschober die bereits geplanten Impfungen zeitlich nach hinten schieben“, ist der Vorsitzende der Polizeigewerkschaft, Reinhard Zimmermann (FCG), empört. „Noch vor einem Jahr fuhr die Polizei als Stimmungsaufheller mit „I am from Austria“ durch die Straßen und die Bevölkerung applaudierte von den Balkonen. Offensichtlich reicht das auch Minister Anschober als Wertschätzung gegenüber der Polizei und er verzichtet auf eine rasche Impfung derer, die das System von Beginn an auch aufrecht erhalten und sich bei den Demonstrationen bis dahin ungeschützt anspucken lassen können.“
Dass die ältere Bevölkerung nun doch Vorrang bekommt, liegt daran, dass mit dem Alter die Wahrscheinlichkeit, an Corona zu sterben stark erhöht ist.
Nachdem ein Großteil der über 85-Jährigen aber bereits gegen das Virus geimpft ist, liege das höchste Risiko, an Corona zu sterben, nicht mehr bei den 90-Jährigen, sondern bei jüngeren Menschen, erklärte dazu Mathematiker und Modellrechner Niki Popper dem KURIER.
Niedrige Impfrate
Ausgerechnet in der Altersgruppe der 65- bis 79-Jährigen ist die Durchimpfungsrate derzeit aber besonders gering. Bis Mittwoch haben erst 2,4 Prozent die zwei für den vollen Immunschutz nötigen Impfungen erhalten, 6,5 Prozent die erste Dosis. In allen anderen – also auch den jüngeren – Altersgruppen wurden mehr Menschen geimpft. Das hat zur Folge, dass die Hälfte aller Corona-Patienten auf den Intensivstationen derzeit zwischen 65 und 79 Jahre alt ist.
Diese Altersgruppe nun bei der Impfung zu priorisieren, sei nötig, sagt Popper. „Das hilft auch dabei, früher aufzusperren. Ältere zu impfen, nützt auch den Jüngeren. In Epidemien muss man manchmal über die Bande spielen, um Erfolg zu haben“, sagt er.
Polizisten, die tagtäglich mit fremden Menschen zu tun haben, sehen das als schwache Erklärung.
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