Für Van der Bellen war es mancherorts "keine g’mahte Wiesn"
Wäre Kärnten der Maßstab, dann müsste Alexander Van der Bellen in eine Stichwahl, in diesem Bundesland verfehlte der Amtsinhaber die Absolute bei den Bundespräsidentschaftswahlen, doch auch in allen anderen Bundesländern gab es Ergebnisse, die aus dem Rahmen fallen.
Wien Der 7. Gemeindebezirk gilt gemeinhin als grüne Bastion schlechthin. Entsprechend fiel auch das Wahlergebnis von Van der Bellen aus, der hier 76,4 Prozent der Wähler überzeugen konnte. Ein Heimspiel für Dominik Wlazny war wiederum die Wahl in Simmering, wo er auch als Bezirksrat aktiv ist: 14,4 Prozent (siehe auch rechts).
Niederösterreich In vier Gemeinden hätten die Wähler lieber einen Bundespräsidenten Walter Rosenkranz gesehen. Am besten lief es für den FPÖ-Kandidaten in Dorfstetten, Bezirk Melk: Da bekam er 40,1 Prozent der Stimmen, 31,5 Prozent wählten Van der Bellen. In seiner Heimatgemeinde Krems fuhr Rosenkranz hingegen 25,3 Prozent ein. In „seiner“ Gemeinde Schrems, Bezirk Gmünd, reüssierte der bundesweit glücklose Heinrich Staudinger mit 6,4 Prozent der Stimmen. Weniger erfolgreich lief es für MFG-Chef Michael Brunner daheim in Pressbaum, Bezirk Wien-Umgebung: Er erreichte nur 1,8 Prozent – weniger als im Bundesschnitt. Besser lief es in Waidhofen an der Ybbs. Dort, wo die MFG im Gemeinderat sitzt, kam er auf fünf Prozent. Van der Bellen erreichte das beste Ergebnis mit 72,9 Prozent in Andlersdorf, Bezirk Gänserndorf. In St. Pölten wurde Dominik Wlazny mit 9,3 Prozent Dritter.
Burgenland Klares Nord-Süd-Gefälle und ein Faible für Außenseiter – so die Kurzanalyse. Der Amtsinhaber schnitt – abgesehen von einigen Gemeinden rund um seinen ehemaligen Wohnort Wörterberg im Bezirk Güssing – mit knapp 53 Prozent etwas schlechter ab als in Gesamtösterreich, im Landessüden kam er in vielen Orten nicht über die 50-Prozent-Marke hinaus. Davon profitierten Rosenkranz, aber auch die anderen Herausforderer: Wallentin erreichte mit 11,6 Prozent sein bestes Ergebnis aller Bundesländer, Wlazny mit 9,3 Prozent sein zweitbestes.
Oberösterreich Ohne eine zum Wahlzeitpunkt schwelende Corona-Debatte hat die MFG kein Thema, das wird beim Wahlergebnis klar: Bei den Landtagswahlen 2021 erzielte die impfkritische Partei 6,2 Prozent und drei Mandate – für Parteichef Brunner reichte es am Sonntag gerade einmal noch für 2,4 Prozent, nur Heinrich Staudinger erzielte noch weniger Stimmen. Selbst in dem Bundesland mit der niedrigsten Corona-Schutzimpfungsquote – 54,1 Prozent – erreichte Van der Bellen die Absolute mit 55,3 Prozent der Stimmen.
Steiermark Die grüne Mark war tatsächlich „keine g’mahte Wiesn“, wie Alexander Van der Bellen vielleicht kommentieren würde, denn: Landesweit erzielte er 53 Prozent, lag also weit unter dem Österreichschnitt. Aber in zehn von 13 Bezirken gab es keine Absolute für ihn, Rosenkranz erzielte dort seine besten Ergebnisse (zwischen 22 und 27,5 Prozent). Nur das überdurchschnittliche Ergebnis in Graz (66,9 Prozent) rettete das Bundesland für den Amtsinhaber. Das liegt an den spätestens seit den Gemeinderatswahlen 2021 linker eingestellten Grazern, hier regieren KPÖ, Grüne und SPÖ. Rosenkranz hatte in Graz um rund acht Prozentpunkte weniger als bundesweit.
Salzburg Am besten schnitt der Amtsinhaber in der Landeshauptstadt mit 66,7 Prozent der Stimmen ab, nur im Lungau brachte er es auf keine 50 Prozent. Dort ist auch Salzburgs einzige Gemeinde mit einer Mehrheit für Walter Rosenkranz (37,1 Prozent) , Van der Bellen brachte es auf 35,7 Prozent. Bei nur 414 Wahlberechtigten fiel das aber kaum ins Gewicht. Deutlich besser als im Durchschnitt der Salzburger Gemeinden (1,7 Prozent) fiel das Ergebnis für Präsidentschaftskandidat Heinrich Staudinger in einer weiteren Klein-Gemeinde aus: In Untertauern (311 Wahlberechtigte) holte er 4,5 Prozent der Stimmen. Dominik Wlazny (6,5 Prozent) ist salzburgweit klar hinter Tassilo Wallentin (8,7 Prozent).
Kärnten kommt nach dem Wahlsonntag eine besondere Rolle zu. Es ist das einzige Bundesland, in dem Alexander Van der Bellen in eine Stichwahl hätte müssen. Wie schon 2016 schnitt Van der Bellen hier schlechter ab als im Rest von Österreich. Ähnlich wie in Tirol, sticht besonders eine Impfgegner-Gemeinde hervor: Stall im Mölltal. Seit Corona vor allem bekannt für seine Impfmuffel und zuletzt in die Schlagzeilen geraten, durch ein Finanzchaos in der Gemeinde, dass das Land eine Sonderrevisorin bestellen ließ. 49,2 Prozent der Wähler machten ihr Kreuzerl bei Rosenkranz und ließen den FPÖ-Kandidaten nur knapp die Absolute verpassen. Das Erbe Jörg Haiders sei in Kärnten nach wie vor deutlich spürbar, befinden Meinungsforscher.
Tirol lässt einen Ort besonders hervorstechen: Spissim Bezirk Landeck geht in der Bundespräsidentenwahl als jene Gemeinde in die Geschichte ein, in der es österreichweit den höchsten Stimmanteil für Walter Rosenkranz gab. Mit 53,3 Prozent für den FPÖ-Kandidaten. Die offiziell höchstgelegene Gemeinde Österreichs war in den vergangenen Jahren vor allem in die Schlagzeilen geraten, weil sie eine der niedrigsten Impfquoten des Landes aufwies.
Vorarlberg Van der Bellen hatte mit 59,8 Prozent klar die Nase vorne (Walter Rosenkranz: 18,1 Prozent). Auffallend im Westen Österreichs: Gemeinden, in denen es überhaupt keine Stimmen für einige Kandidaten gab. So erhielt Tassilo Wallentin in Viktorsberg etwa keine einzige Stimme, ebenso in Dünserberg und Düns. Zur vorarlbergerischen Nullnummer wurde der Wahlsonntag in Lorüns auch für Staudinger. Und in Lech ist es eine Zahl, die hervorsticht: 18,6 Prozent – so viele Menschen schritten am Sonntag zur Urne. Lech ist somit die Gemeinde mit der niedrigsten Wahlbeteiligung Österreichs.
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