Wie in vielen moldauischen Dörfern sind hier die Straßen holprig und die Menschen arm. Die Berufsfeuerwehr kommt nicht überall hin, weshalb nun immer mehr Gemeinden Freiwillige Feuerwehren gründen – teilweise nach dem Vorbild Österreichs, wo es rund 350.000 freiwillige Florianis gibt.
Vor zehn Jahren gestartet
Vor zehn Jahren begann der Landesfeuerwehrverband Vorarlberg in Moldau zusammen mit der NGO „Structure Projects Network“ (SPN) aus Lustenau und den jeweiligen Gemeinden, den Aufbau Freiwilliger Feuerwehren in der Republik Moldau voranzutreiben. Bereits mehr als 60 Feuerwehrautos - viele von ihnen wären in Österreich nicht mehr brauchbar gewesen - sind über diesen Weg in dem Ex-Sowjetland angekommen, auch eingeschult werden die Freiwilligen oftmals von Österreichern.
Allein in den vergangenen fünf Jahren sind 17 Feuerwehren mit Unterstützung aus Österreich in Moldau entstanden – eine davon in Selemet. Das hat auch mit der engagierten Bürgermeisterin Tatiana Badan zu tun. „Die Menschen hier haben viele Probleme, die wirtschaftliche Lage ist schlecht. Ich sage ihnen trotzdem, dass sie hierbleiben sollen“, erzählt sie.
Abwanderung aufhalten
Um die große Abwanderung aufzuhalten – bereits ein Viertel der Selemeter Bevölkerung lebt im Ausland, die meisten zum Arbeiten – versucht sie, ihr Dorf mit Projekten und Förderungen lebenswerter zu machen.
Bei der Feuerwehr geht es Badan nicht nur darum, Brände zu löschen. Sie will damit auch die Menschen zusammenzubringen und die durch die Abwanderung entstandene Zerrissenheit kitten.
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Als kürzlich Vertreter von Gemeindebund, SPN und Feuerwehr aus Österreich nach Selemet reisten, begrüßte Badan diese besonders herzlich – ließ eben eine Übung für sie durchführen und Schulkinder mit Papier-Feuerwehrhelmen einen Tanz aufführen. Denn wie kooperativ sich ein Bürgermeister zeigt, spielt bei der Ortsauswahl für Projekte aus Österreich natürlich eine Rolle.
Und wie sehr Moldaus Feuerwehren – nicht nur freiwillige - auf Unterstützung aus dem Ausland angewiesen sind, dafür ist eine kleine Feuerwehrgarage in Telenesti, über zwei Autostunden von Selemet entfernt, bezeichnend: Links steht ein Auto aus Schottland geparkt, mit dem Lenkrad auf der rechten Seite; in der Mitte ein ur-altes Gefährt aus Sowjet-Zeiten; und Rechts ein österreichischer Wagen mit der Aufschrift „Feuerwehr Kleinwalsertal“ – mit diesen drei Autos rückt in Telenesti die Berufsfeuerwehr aus, wenn’s brennt.
Schon bald könnten auch in der vom Krieg geplagten Ukraine, Moldaus Nachbarland, österreichische Feuerwehrautos herumfahren. Denn der ukrainische Katastrophenschutz ist ebenfalls in moldauische Gemeinden gefahren und bekundete Interesse an einer ähnlichen Zusammenarbeit mit Österreich und anderen EU-Ländern.
Noch früher dürften aber Wasserpumpen, Stromgeneratoren und Schlauchboote aus Wien in der Ukraine ankommen - nach dem verheerenden Bruch des Kachowka-Staudamms alles bitter notwendige Hilfsgüter, zur Verfügung gestellt von Katastrophenschutz und Wiener Feuerwehr.
Die Reise kam in Kooperation mit dem Österreichischen Gemeindebund zustande.
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