Flüchtlingshilfe in Moldau: Zwischen Not und Tugend
Moldau ist ein Land, das mit vielen Problemen kämpft. Dennoch helfen die Menschen dort Geflüchteten – mit Unterstützung der Hilfsorganisation Concordia.
Eine eigentümliche Ruhe liegt über dem Grenzübergang Palanca am östlichsten Punkt der Republik Moldau. Nur wenige Menschen warten auf die Weiterreise mit Bussen, ein eisiger Wind pfeift. Doch bei den Helfenden vor Ort ist die Anspannung greifbar; dass derzeit nur wenige Menschen aus der angrenzenden Ukraine nach Moldau flüchten, ändert daran nichts. Zu viel muss organisiert, zu viel geplant werden. Denn wer kann sagen, wie sich der Krieg entwickeln wird?
Es ist die Erfahrung der vergangenen Monate, die die Helfer geprägt hat. Rund 660.500 Menschen haben seit Februar die Ukraine über Moldau verlassen, mehr als 94.500 sind geblieben. Dabei ist Moldau ein kleines Land, kaum größer als Niederösterreich und das Burgenland zusammen. So etwas wie ein Asylgesetz gab es bis zum Kriegsausbruch nicht – die Moldauer haben auf der Suche nach Arbeit, mehr Wohlstand und weniger Korruption in großer Zahl das Land verlassen. Einwandern? Das wollte kaum jemand.
Dennoch haben die Bewohner die Notleidenden aus dem Nachbarland in ihr Leben gelassen, und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Nur rund 3.000 Menschen leben in Flüchtlingsunterkünften, der Rest ist bei Privaten untergekommen. „Moldau ist ein kleines Land, aber es hat ein sehr großes Herz“, sagte ein Politiker der Republik einst. Und das wohl zu Recht, wie die Moldauer bewiesen haben.
Die Organisation
Concordia Sozialprojekte wurde 1991 gegründet und ist derzeit in Rumänien, Bulgarien, Moldau, dem Kosovo und auch Österreich tätig
Spendenkonto
Concordia braucht für die Hilfe vor Ort Geldspenden. Diese sind an das Konto AT28 3200 0000 1318 7893 möglich
7.100 Menschen
in Moldau wurden im Jahr 2021 durch Concordia unterstützt. Die Hilfsorganisation betreibt derzeit 55 Einrichtungen im Land
Diese Hilfsbereitschaft hat auch Maria erfahren, die im April aus Odessa geflohen ist. Die Entscheidung, mit 75 Jahren ihre Heimatstadt zurücklassen, sei alles andere als leicht gewesen. Aber sie hat in Moldau ein neues Zuhause gefunden: Maria lebt in Tudora, ganz in der Nähe des Grenzüberganges. Dank der österreichischen Hilfsorganisation Concordia Sozialprojekte, der größten NGO vor Ort, ist sie bei Veronica Mocan untergekommen, die außerdem das Concordia-Sozialzentrum im Ort leitet. „Menschen wie Veronica geben Hoffnung“, ist Maria dankbar. Beim Sozialzentrum werden in Zusammenarbeit mit anderen Organisationen regelmäßig Lebensmittel und Hygieneartikel an die Geflüchteten ausgegeben.
Zukunft schaffen
Doch nicht nur der Körper, auch die Seele der Menschen braucht Nahrung, wie Veronica sagt. Flüchtlinge können im Sozialzentrum an Bildungs- und Freizeitprogrammen sowie Beratungen teilnehmen. Außerdem stehen ihnen ein Internetzugang und sanitäre Einrichtungen zur Verfügung.
Dabei ist der Krieg nur eine von vielen Herausforderungen, mit denen Moldau zu kämpfen hat. Es zählt zu den ärmsten Ländern Europas: Eines von drei Kindern im ländlichen Gebiet lebt in Armut, jeder Fünfte hat keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser – von dem fehlenden Gas aus Russland vor dem herannahenden Winter ganz zu schweigen. Dennoch will das kleine Moldau seinen eigenen Weg gehen: Im Sommer wurde dem Land von der EU der Beitrittskandidatenstatus zuerkannt – eine große Chance.
Bis die Republik so weit ist, die Menschen unterstützen zu können, hilft Concordia. Ein Engagement, für das die Organisation nun den Friedenspreis der katholischen Bewegung „Pax Christi International“ erhält. Über 7.100 Menschen wurde alleine 2021 geholfen. Wie Natalia, einer 33-jährigen Mutter von sechs Kindern. Mit 13 verlor sie ihre Eltern, ihre Ehe war von Gewalt geprägt. Ein Zelt an einem Fluss war alles, was sie sich als „Zuhause“ leisten konnte. Concordia hat ihr ein kleines Haus in Tudora gekauft, unweit vom Sozialzentrum, wo sie und ihr Sohn heute selbst anderen helfen. „Ich habe Hilfe erhalten, und das möchte ich zurückgeben“, sagt die Mutter.
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