Die Not der Kinder des Kosovo

Die Not der Kinder des Kosovo
Fast ein Viertel der Kinder in dem Balkanland lebt in Armut, es gibt kaum Chancen ihr zu entkommen. Bildung wird hintangestellt. Statt in die Schule, werden sie zum Betteln geschickt

 „Ich hoffe, wir kommen mit dem Holz durch“, sagt Eriona, die vor einem Ofen sitzt und einheizt – mit dem Holz, das sie in der Umgebung gemeinsam mit ihren Kindern sammelt. Es wäre nicht das erste Mal, dass sie nicht genug finden. Wenn das passiert, „dann müssen wir Kleidung nehmen“.

Sie heizt damit nicht ihr ganzes Haus (bzw. besser gesagt, den etwas Rohbau) in der Stadt Prizren im Süden des Kosovo, sondern einen Raum, in dem ihre zehnköpfige Familie im Winter lebt und schläft.

Die Not der Kinder des Kosovo

Eriona sorgt für acht Kinder, sechs davon sind ihre, zwei sind die Kinder ihrer 18-jährigen Tochter.

Während sie vom schwierigen Alltag erzählt – von den Krediten, vom leeren Kühlschrank, davon, dass sie nicht weiß, wie sie Waschpulver, Windeln und Milch für die einjährige Luana bezahlen sollen – ist ihr Mann in der Arbeit. Sein Gehalt ist das einzige regelmäßige Einkommen, das für das Paar und die acht Kind reichen soll. Doch auch der älteste Sohn Besian (16), der die Schule geschmissen hat, hat gelegentlich einen Job. „Dann ist es einfacher“, sagt seine Mutter. Auch Tochter Bekime geht mit 14 nicht mehr zur Schule. Stattdessen hilft sie ihrer Mutter und geht mit ihr Metall sammeln, das sie verkaufen, um an etwas Geld zu kommen.

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Die Windeln für Luana kann sich ihre Familie kaum leisten. 

Keine Unterstützung

Vom Staat gibt es keine Unterstützung, das Sozialsystem des Kosovo ist nicht einmal annähernd mit jenem in Österreich vergleichbar. Fast 20 Prozent der Kosovaren leben unterhalb der Armutsgrenze, bei den Kindern sind es sogar 23 Prozent.

Und es gibt kaum Chancen für sie, aus dem Kreislauf der Armut auszubrechen: Weil das Familieneinkommen zu niedrig ist, müssen die Kinder und Jugendlichen häufig ihren Teil dazu beitragen. Sie brechen die Schule ab, um Geld zu verdienen. Oder werden von ihren Eltern zum Betteln statt in die Schule geschickt – das bringt viel – nämlich etwa 100 Euro pro Tag. (Der Durchschnittsverdienst eines Erwachsenen liegt bei 300 bis 400 Euro im Monat).

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Baracken oder Häuser, die nie fertig wurden, nennen viele Kosovaren ihr Zuhause. 

Auch in Prizren sieht man Kinder vor Einkaufszentren, an Straßenkreuzungen und dort, wo die Touristen sind, um Geld betteln.

Hilfe von Concordia

Um das zumindest teilweise zu verhindern und dafür zu sorgen, dass das in Zukunft nicht mehr notwendig ist, setzt sich die österreichische Kinderhilfsorganisation Concordia-Sozialprojekte ein. Seit Jahresbeginn betreibt die von Pater Georg Sporschill gegründete Organisation in Prizren ein Tagesbetreuungszentrum – das Tranzit Center – für Kinder und Jugendliche aus ärmlichen Verhältnissen.

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Einmal täglich gibt es im Tranzit Center eine warme Mahlzeit.

Wenn die Kinder keinen Unterricht haben, können sie dort hinkommen. „Hier bekommen sie eine Struktur, wir lernen mit ihnen, machen Hausübung und Musik“, erzählt der Leiter, Sozialbetreuer Bardhyl Metkamberi, während an jedem seiner Beine ein Kind hängt.

Es kommen etwa 70 Kinder aus der näheren Umgebung in das Zentrum. Für jedes gibt es täglich eine warme Mahlzeit. „Bei ihnen zu Hause ist das nicht garantiert“, erklärt der Leiter. Außerdem darf jedes der Kinder ein Instrument lernen und neben dem pädagogischen Personal gibt es auch eine Psychologin, die sich um sie kümmert.

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Auch Labinot kommt aus schwierigen Verhältnissen, er studiert an der Universtiät Pristina Musik und ist ein Vorbild für die Kinder und Jugendlichen im Tranzit Center.

Kommt eines der Kinder längere Zeit nicht ins Center, wird die Familie kontaktiert, das ist auch der Fall, wenn sie nicht in die Schule kommen. „Wir haben vereinbart, dass uns die Schulleiter kontaktieren, dann sehen wir nach, was los ist“, sagt Concordia-Geschäftsführer Bernhard Drumel vor Ort. „Wichtig ist, dass die Kinder in die Schule gehen, das sehen wir als wichtigste Chance. Bildung ist der Weg, damit sie ein selbstbestimmtes Leben führen können“

Auch vier von Erionas Kindern kommen wochentags ins Tranzit Center. „Ich bin froh, wenn sie dort sind. So sind sie wenigstens nicht die ganze Zeit mit den Sorgen zu Hause konfrontiert.“

Spende an CONCORDIA Sozialprojekte Gemeinnützige Stiftung
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BIC: RLNWATWW

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