Machtkampf um das Polit-Erbe von Franz Hörl

Machtkampf um das Polit-Erbe von Franz Hörl
Hörl verzichtet auf weitere Kandidatur als WB-Obmann und unterstützt WK-Präsidentin. Sie geht in Kampfabstimmung mit Wirtschaftslandesrat.

In einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz hat die neue Präsidentin der Tiroler Wirtschaftskammer, Barbara Thaler (ÖVP), am Montag eine Kandidatur zur Obfrau des Tiroler Wirtschaftsbundes angekündigt: "Ich werfe meinen Hut in den Ring." In den wird sie gegen ÖVP-Wirtschaftslandesrat Mario Gerber steigen.

In dem Duell geht es um die Nachfolge von Franz Hörl an der Spitze der seit dem Abgang von ÖVP-Landeshauptmann Günther Platter stärksten Teilorganisation der Tiroler Volkspartei. ÖVP-Nationalrat Hörl verzichtet zugunsten von Thaler, erklärte diese: "Franz unterstützt mich."

Kein Kompromiss gefunden

Gespräche auf eine einvernehmliche Lösung zur Vermeidung einer Kampfabstimmung am 9. Februar sind gescheitert. "Es ist nicht zu einer Kompromissfindung gekommen", so Thaler, die bis zur EU-Wahl im Juni noch Mandatarin im EU-Parlament ist, in dem sie seit 2019 sitzt.

Machtkampf um das Polit-Erbe von Franz Hörl

Mario Gerber und Barbara Thaler treffen am 9. Februar voraussichtlich in einer Kampfabstimmung aufeinander

Im vergangenen Herbst hatte Gerber eine Kandidatur gegen Hörl angekündigt, der eigentlich an der Spitze des Wirtschaftbunds bleiben wollte. Der 43-jährige Wirtschaftslandesrat argumentierte mit einem "Generationenwechsel", der nötig sei. "Ich bin sprachlos und überfallen worden", gab sich der 67-jährige Herausgeforderte - sonst nie um starke Worte verlegen - enttäuscht.

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Mit Thaler hat Gerber nun eine 41-Jährige zur Konkurrentin in einem Duell, in dem die Karte mit dem Generationenwechsel nicht mehr sticht. Gerber, ehemaliger Sprecher der Tiroler Tourismusbranche, gilt als karrierebewusst und hatte in den vergangenen Jahren klar auf das Amt als Wirtschaftslandesrat fokussiert. Thaler wurde in der Vergangenheit in der Tiroler ÖVP immer wieder für höhere Weihen gehandelt.

Aufstieg an die Spitze

"Mein Angebot an Mario Gerber steht nach wie vor, dass er auf meiner Liste kandidiert", gab sich die erst im November zur Präsidentin der Tiroler Wirtschaftskammer gekürte Thaler selbstbewusst. Das Amt wurde vakant, nachdem Christoph Walser wegen eines Ermittlungsverfahren wegen Finanzstrafdelikten gegen ihn alle politischen Funktionen zurückgelegt hatte.

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Machtkampf um das Polit-Erbe von Franz Hörl

2016 hatte Franz Hörl die Obmannschaft des Wirtschaftsbunds dem damaligen Präsidenten der Tiroler Wirtschaftskammer, Jürgen Bodenseer, ebenfalls in einer Kampfabstimmung entrissen und war dadurch zu einem Machtfaktor innerhalb der Tiroler ÖVP geworden, der Platter mit Störfeuern immer wieder das Leben schwer machte.

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Setzt sich Thaler gegen Gerber durch, ist die Trennung dieser beiden Ämter wieder Geschichte. "Es ist ein Vorteil, das wieder in einer Person zusammenzuführen, weil man dann stärker auftreten kann", erklärte Thaler auf Nachfrage. Im Sinne einer "effektiven Interessenvertretung" könne man "noch forscher, direkter und visionärer an wirtschaftspolitische Forderungen herangehen." Diese Freiheit habe man mit einem Regierungsmandat nicht, sieht Thaler einen Vorteil gegenüber Gerber.

Ob sie in ihrer Kandidatur auch vom Landesparteiobmann, ÖVP-Landeshauptmann Anton Mattle - ebenfalls aus dem Wirtschaftsbund, unterstützt wird, wollte die 41-Jährige nicht beantworten. 

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Bei Mattle um Unterstützung geworben

"Ich habe natürlich um seine Unterstützung geworben", bekannte sie aber ein. Dass die Delegierten nun zwischen zwei Personen wählen können, ist aus Sicht der WK-Präsidentin nichts Schlechtes. "Für unsere Partei sind solche internen Abstimmungen nicht selbstverständlich. Vielleicht muss sich unsere Partei aber darauf einstellen."

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Nicht auszuschließen ist freilich, dass Gerber noch zu einem Verzicht auf seine Kandidatur bewegt wird. Am Montag gab er sich in einer schriftlichen Stellungnahme jedoch kämpferisch: 

„Ich finde es toll, dass nach der Ära Hörl jetzt zwei junge und kompetente Kandidaten Verantwortung übernehmen wollen und die WB-Mitglieder damit eine echte Wahl haben. Ich habe mich dazu schon vor zwei Monaten positioniert, sehr viel Zustimmung erfahren und bin bereit mich dieser Aufgabe zu stellen.“ 

Beide Bewerber betonen, dass es zwischen ihnen kein böses Blut gibt.

Richtungsweisende Entscheidung

In jedem Fall ist die Entscheidung über die Person an der Spitze des Wirtschaftsbundes aber eine Weichenstellung im Machtgefüge der Tiroler Volkspartei.

Der Wirtschaftsbund stellt aktuell den Landeshauptmann (Anton Mattle, 60) und mit Gesundheitslandesrätin Cornelia Hagele (48) neben Mario Gerber ein weiteres ÖVP-Regierungsmitglied.

Seitenhieb von Hörl

Franz Hörl drängt indes weiter auf eine Verlängerung seines Mandats im Nationalrat, für das er beim erwartet schlechten Abschneiden der ÖVP an prominentem Listenplatz gesetzt werden müsste. Thaler streute ihrem Unterstützer Rosen: "Er ist ein Mensch, der das Herz am rechten Fleck hat."

Der Zillertaler ist aber vor allem bekannt dafür, dass er meist sein Herz auf der Zunge trägt. Seine Erklärung, warum er die WK-Präsidentin unterstützt formulierte der 67-Jährige hingegen als subtilen Seitenhieb auf den Wirtschaftslandesrat. Thaler gehe es "stets um die Arbeit für die Tiroler Wirtschaft und nicht um das eigene Fortkommen", so Hörl. 

Erneut Kampfabstimmung an altem Schauplatz

Über seine Nachfolge wird an jenem Schauplatz entschieden, an dem er vor acht Jahren überraschend mit 55:45 Prozent der Delegiertenstimmen gegen Bodenseer die Wahl zum WB-Ombann gewann: Im Congresspark Igls bei Innsbruck. Über 400 Funktionäre der rund 6.000 Mitglieder zählenden Teilorganisation der Tiroler ÖVP sind zu der Landesgruppenhauptversammlung delegiert.

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